Forschungsprojekt zum Zweiten Vatikanischen Konzil

"Aggiornamento in Münster"

„Gaudet mater ecclesia“ – so eröffnete Papst Johannes XXIII. vor fünfzig Jahren das Zweite Vatikanische Konzil in Rom. Doch was ist übriggeblieben von der von Optimismus und Begeisterung geprägten Atmosphäre in unserer Kirche der sechziger Jahre? Für viele gläubige Katholikinnen und Katholiken ist die Aufbruchsstimmung von damals heute nicht mehr spürbar, das Konzil ist Geschichte geworden. Dennoch bilden die Texte, die vor einem halben Jahrhundert verabschiedet worden sind, nach wie vor die normative Grundlage, auf der in unserer Zeit Theologie betrieben und gelebter Glaube praktiziert werden.

Mit unserem Forschungsprojekt „Aggiornamento in Münster“ wollen wir, das Seminar für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Katholisch-Theologischen Fakultät der WWU Münster, in Zusammenarbeit mit der Katholischen Studierenden- und Hochschulgemeinde Münster und dem Dialog-Vertrag dazu beitragen, dass das Zweite Vatikanische Konzil für junge Menschen greifbar wird. Im Rahmen des zweisemestrigen Projektes, das dankenswerter Weise auch von der Diözese Münster unterstützt wird, soll dazu ein Sammelband zum Zweiten Vatikanum herausgeben werden.

Im ersten Teil des Bandes werden die richtungsweisenden Konzilstexte, insbesondere die vier Konstitutionen  „Dei Verbum“, „Gaudium et Spes“, „Lumen Gentium“ und „Sacrosanctum Concilium“, behandelt. Woher weiß die Kirche, was sie glaubt? Wie steht sie zur Moderne? Wie versteht sich die Kirche selbst und was ist ihr Auftrag in der Welt von heute? Wie können wir unseren Glauben zeitgemäß feiern und das Leben der Menschen mit ihren vielfältigen Erfahrungen ins Gebet nehmen? Hier werden namhafte Theologinnen und Theologen ihren Beitrag dazu leisten, dass die damals behandelten Fragen, die uns heute immer noch umtreiben, diskutiert werden.

Im zweiten Teil sollen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen gefragt werden, wie das Konzil die kirchliche Realität und das Kirche-Sein verändert hat und immer noch verändert. Menschen, die zur Zeit des Zweiten Vatikanums in Münster studiert und gelehrt oder für Theologie und Kirche Verantwortung getragen haben, sollen ihren Beitrag dazu leisten, dass für die heutigen Theologiestudierenden ein direkter Zugang zum lebendigen Kontext von damals geschaffen werden kann. Desweiteren interessiert uns, welche konkreten Schritte nach Meinung der Befragten heute noch getan werden müssen, um die Gedanken des Konzils in die jetzige Situation hinein zu aktualisieren.

Wir hoffen mit diesem Forschungsprojekt dazu beitragen zu können, dass jungen, theologisch interessierten Leserinnen und Lesern im Spiegel lebendiger Zeugnisse etwas vom Neuaufbruch des Zweiten Vatikanischen Konzil und seinen Denkanstößen für heute und morgen vermittelt wird, nur so wird es möglich, den Kommunikationsprozess, den das Konzil mit seinen Diskussionen und Texten eröffnet hat und eröffnen wollte, weiterzuführen. Schließlich soll das Zweite Vatikanum kein rein geschichtliches Datum sein, sondern seine Wirkung auf Theologie und kirchliches Leben auch im Heute entfalten und das „Aggiornamento“ im Bistum Münster unterstützen.