InDiVers – Inklusive Diagnostik in Verfahren zur Feststellung sonderpädagogischen Förderbedarfs? Zwischen angemessener Förderung und institutioneller Diskriminierung

Mit der Forderung nach diskriminierungsfreier und gleichberechtigter Teilhabe aller Menschen in einem inklusiven Bildungssystem geht die Notwendigkeit individuell angemessener Vorkehrungen einher. Eine inklusive Diagnostik bewegt sich dabei im Spannungsfeld zwischen einer individuumsbezogenen Beschreibung notwendiger Hilfen sowie der Gefahr von Stigmatisierung und Diskriminierung. Eine Lupenstelle für die professionelle Bearbeitung dieses Spannungsfelds auf administrativer und pädagogischer Ebene ist das regional differente Feststellungsverfahren sonderpädagogischen Förderbedarfs (SPF). Das interdisziplinäre Verbundprojekt „InDiVers“ fokussiert mittels einer qualitativen Mehrebenenanalyse die Feststellung von SPF in regionalen Akteurkonstellationen und Einzelschulen verschiedener Bundesländer. Für den Transfer der aus dieser Analyse abzuleitenden Gelingensbedingungen zur Gestaltung solcher Verfahren im Sinne einer inklusiven Diagnostik verfolgt das Verbundprojekt innovative Strategien:

a) In regionalen Workshops in den Erhebungsregionen werden Impulse für die Weiterentwicklung der Verfahren vor Ort gesetzt und

b) in einem ko-konstruktiven Prozess mit Personen aller Lehrkräftebildungsphasen Konzepte zur Professionalisierung von Lehrkräften entwickelt, erprobt und formativ evaluiert. Dazu gehört ein für die Lehrkräftebildung entworfenes Planspiel zur Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs.

Teilprojekt „Regionale Konstellationen“

Prof.in Dr Julia Gasterstädt & Anna Kistner

Teilprojekt „Fallbezogene Konstellationen“ an der TU-Darmstadt

Prof.in Dr. Katja Adl-Amini & Dr.in Sylvie Borel

Projektlaufzeit: 05.2021-01.2025

Förderung durch das BMBF im Rahmen der Förderlinie „Förderbezogene Diagnostik in der inklusiven Bildung“, Förderkennzeichen: 01NV2101A-B

Bei Interesse an Erhebungsinstrumenten sowie (anonymisierten) Datenausschnitten für Forschung und Lehre kontaktieren Sie bitte die Projektleitungen.


Publikationen:

Kistner, A., Gasterstädt, J. & Adl-Amini, K. (eingereicht). Sonderpädagogische Förderung und Inklusion in Hessen und Rheinland-Pfalz. Auswertung der Schulstatistik mit Schwerpunkt auf regionale Disparitäten. Zeitschrift für Heilpädagogik.

Kadel, K., Adl-Amini, K., Gasterstädt, J., Kistner, A. & Klenk, F. C. (eingereicht). Planspiel „De-/Kategorisierung in Feststellungsverfahren sonderpädagogischen Förderbedarfs“. Konzept, Lehrmaterial und Evaluationsergebnisse. k:ON - Kölner Online Journal für Lehrer*innenbildung, 9.

Kadel, J., Klenk, F. C., Adl-Amini, K., Gasterstädt, J. & Kistner, A. (i.E.). „Eigentlich finde ich das gut, aber irgendwie auch blöd, weil es ist ja meine Sache“ – das Feststellungsverfahren sonderpädagogischen Förderbedarfs: Ein Subjektivierungsfaktor der Grundschule. Zeitschrift für Inklusion.

Borel, S., Adl-Amini, K., Gasterstädt, J. & Kistner, A. (2025). Förderpläne in der schulischen Praxis: Eine Analyse im Kontext der Feststellung sonderpädagogischen Förderbedarfs. Zeitschrift für Grundschulforschung, 18(1). https://doi.org/10.1007/s42278-025-00224-w

Kistner, A., Klenk, F. C., Adl-Amini, K., Gasterstädt, J. & Kadel, J. (2025). Positions-Maps als Heuristik zur Analyse von Machtkonstellationen? Die Situation der Feststellung sonderpädagogischen Förderbedarfs ‚Lernen’. Empirische Pädagogik, 39(1), 25-45. https://doi.org/10.62350/QIUJ8061  

Adl-Amini, K., Gasterstädt, J., Kistner, A., Klenk, F. C., Kadel, J., Borel, S. & Singer, L. (2025). Inklusive Diagnostik in Verfahren zur Feststellung sonderpädagogischen Förderbedarfs? Zwischen angemessener Förderung und institutioneller Diskriminierung (InDiVers). In K. Beck, R. Ferdigg, D. Katzenbach, J. Kett-Hauser, S. Laux & M. Urban (Hrsg.), Förderbezogene Diagnostik in der inklusiven Bildung: Professionalisierung – spezifische Unterstützungsangebote – Übergänge in die berufliche Bildung (Bd. 2, S. 43-65). Waxmann.

Gasterstädt, J. Adl-Amini, K., Klenk F. C., Kistner A. & Kadel, J. (2024). Zur Individualisierung komplexer Problemkonstellationen im Kontext der Feststellung sonderpädagogischen Förderbedarfs. Erste Ergebnisse aus dem Projekt InDiVers. In K. Bräu, J. Budde, M. Hummrich & F. C. Klenk (Hrsg.), Vielfaltsorientierung und Diskriminierungskritik. Ansprüche und Widersprüche schulischer Bildung (S.137-150). Barbara Budrich.

Gasterstädt, J., Kistner, A. & Adl-Amini, K. (2024). „Einfach, um den Druck auch rauszunehmen“ – Entlastung von der Leistungsnorm als Aspekt zur Erklärung der Persistenz der Feststellung sonderpädagogischen Förderbedarfs. In S. Schuppener, A. Langner, A. Goldbach, K. Mannewitz & N. Leonhardt (Hrsg.), Machtkontexte - Kritische Reflexionen von Wissensordnungen, Wissensproduktion und Wissensvermittlung (S.151-161). Klinkhardt.

Gasterstädt, J., Adl-Amini, K., Klenk, F. C., Kistner, A. & Kadel, J. (2023). InDiVers – Inklusive Diagnostik in Verfahren zur Feststellung sonderpädagogischen Förderbedarfs? Zwischen angemessener Förderung und institutioneller Diskriminierung. Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete, 92(3), 245‒247. https://doi.org/10.2378/vhn2023.art30d

 

I.INT – Inklusive Bildung im internationalen Vergleich

Im April 2020 startete das von der DFG geförderte wissenschaftliche Netzwerk „Inklusive Bildung im internationalen Vergleich“, in dem Wissenschaftler*innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz danach fragen, wie der Transformationsprozess zur Entwicklung inklusiver Bildung zwischen globaler und lokaler Ebene international vergleichend erforscht werden kann. Im Rahmen der gemeinsamen Arbeit im Netzwerk werden unterschiedliche theoretische und/oder methodologische Zugänge vergleichend bearbeitet und mit Wissenschaftler*innen aus dem In- und Ausland diskutiert. Ziel ist es, deren Potentiale und Begrenzungen für die international vergleichende Forschung zu analysieren und mittels einer gemeinsamen Publikation für den deutschsprachigen wie internationalen Forschungs- und Fachdiskurs um Inklusive Bildung zugänglich zu machen.

Antragsteller Prof. Dr. Andreas Köpfer, Organisator*innen: Robert Aust, Prof.in Dr. Julia Gasterstädt, Prof. Dr. Andreas Köpfer und Dr.in Lea Schäfer

Förderung durch die DFG

Laufzeit: 04.2020-04.2024


Publikationen:

Schäfer, L., Gasterstädt, J., Köpfer, A. & Zahnd, R. (i.V.). Inclusive Education is not Dead, it just Articulates Differently. Approaches and Pitfalls to the International Comparison, Guest editorship in the European Journal of Inclusive Education.

Anders – Aushandlung sonderpädagogischen Förderbedarfs

Die Aushandlungsprozesse im Rahmen der Verfahren zur Feststellung von sonderpädagogischen Förderbedarf können als Lupenstelle der Bearbeitung des Spannungsfeldes zwischen Kategorisierung und De-Kategorisierung verstanden werden, in der die Handlungslogiken der beteiligten Akteurgruppen deutlich werden. Im Rahmen des explorativen Projektes werden sogenannte „Förderausschüsse“ mittels teilnehmender Beobachtung in den Blick genommen und die beteiligten Akteure in episodischen Interviews befragt. Übergreifend interessiert uns dabei, was eigentlich als Förderbedarf eines Kindes relevant gemacht bzw. konstruiert wird, welche Probleme hinsichtlich welcher Lösungen aufgeworfen werden, wie Akteure dabei auf differente professionelle Expertisen Bezug nehmen und welche Bedeutung das in diese Verfahren entwickelte diagnostische Wissen für die verschiedenen Akteure hat. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf der Perspektive der Eltern in diesem Verfahren, da der sogenannte ‚Elternwunsch‘ bildungspolitisch mit der Implementation der Förderausschüsse gestärkt werden sollte, gleichzeitig aber durch Ressourcenvorbehalte eingeschränkt wird.

Anforschungsprojekt gemeinsam mit Katja Adl-Amini

Förderung durch den Ausschuss für Forschung und Nachwuchs des Fachbereich Erziehungswissenschaften der GU Frankfurt

Laufzeit: 08.2019-08.2020


Publikationen:

Gasterstädt, J. & Adl-Amini, K. (2023). Schulbegleitung und Sozialraum: Doppelte Kategorisierung statt interinstitutioneller Zusammenarbeit. In S. Schuppener, N. Leonhardt & R. Kruschel (Hrsg.), Inklusive Schule im Sozialraum. Entwicklungsprozesse durch Kooperation und Interprofessionalität in herausfordernder Lage (S. 135-147). Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-42158-8_9

Verbundprojekt ProFiS – Professionalisierung durch Fallarbeit für die inklusive Schule, Teilprojekt zum akteursbezogenen Handlungsbereich „Elterneinbindung“ im Kooperationsdreieck Lehrkräfte – Eltern – Schulbegleitung

Legt man den internationalen Forschungsstand zugrunde, kommt der Einbindung von Eltern in schulische Prozesse eine sehr große Bedeutung zu. Es handelt sich um ein wichtiges, oft spannungsreiches Arbeitsfeld für Lehrkräfte, in dem auch Fragen des Zugangs und der Teilhabe von benachteiligten und marginalisierten Familien bearbeitet werden können. Es liegt nahe, dass auch in inklusiven schulischen Settings die Aufgabe der Einbindung von und Kooperation mit Eltern von sehr großer Bedeutung ist. Dabei stellt der Einsatz von Schulbegleitungen eine spezifische Komplikation der ohnehin konfliktanfälligen Beziehung von Lehrkräften und Eltern da. Das Frankfurter Teilprojekt fokussiert daher das Dreieck zwischen Lehrkräften, Eltern und Schulbegleitungen.                
Die differente, einerseits auf Professionalität, anderseits auf familiärer Intimität basierende Beziehung zum Kind wird hier ergänzt durch eine faktisch nicht professionalisierte, dennoch organisational gebundene Beziehung zum Kind: der Schulbegleitung. Dadurch entsteht eine hoch problematische Konstellation, in der zu vermuten ist, dass nicht nur Lehrkräfte und Eltern differente pädagogische Aufträge an die Schulbegleitung adressieren, sondern auch die Intention erwachsen kann, die Schulbegleitung zur Einflussnahme auf die je andere Seite der Eltern bzw. der Lehrkräfte zu nutzen. Eine Situation, die nicht zuletzt für die Schulbegleitungen selbst höchst problematisch sein kann und zur Diffusität des Aufgabenfeldes für diese neue schulische Akteursgruppe beiträgt.                         
Für das Teilprojekt „Elterneinbindung§ war daher die Frage leitend, wie die Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften, Eltern und Schule ausgestaltet wird. Das Ziel des Teilprojektes bestand in der Identifizierung der Anforderungen an die Elterneinbindung für Lehrkräfte und Schulbegleitungen zur Entwicklung eines darauf bezogenen Fortbildungsmoduls.

Förderung im Rahmen der BMBF-Förderrichtlinie „Qualifizierung für inklusive Bildung“, Laufzeit 10.2017-03.2021

Leitung: Prof. Dr. Michael Urban


Publikationen:

Gasterstädt, J., Strecker, A. & Urban, M. (2022). Konflikte in der komplexen Konstellation von Familie, Schule und Schulbegleitung: Elternarbeit zwischen struktureller Verantwortungslosigkeit und inklusivem Anspruch. Zeitschrift für Inklusion, (1). https://www.inklusion-online.net/index.php/inklusion-online/article/view/652/474

Gasterstädt, J., Grüter, S. & Kalcher, M. (2022). Schule – Familie – Inklusion. Einblicke in ein komplexes Feld inklusiver Schulentwicklung. Gastherausgeberschaft in der Zeitschrift für Inklusionhttps://www.inklusion-online.net/index.php/inklusion-online/issue/view/53

Gasterstädt, J., Strecker, A. & Urban, M. (2022). Schule-Eltern-Relation in sich inklusiv entwickelnden Schulen: Empirische Einblicke in nicht differenzsensible Formen der Elternarbeit. In M. Grünke, D. Hövel & K. Ziemen (Hrsg.), Teilhabe in allen Lebensbereichen? Ein Blick zurück und nach vorn (S. 267-272). Klinkhardt.

Gasterstädt, J., Geese, N., Lübeck, A. Rißler, G., Strecker, A., Blasse, N., Budde, J., Demmer, C., Heinrich, M., Rohrmann, A., Urban, M. & Weinbach, H. (2021). Rollenklärung in der inklusiven Schule. Konzepte und Materialien für die Aus- und Fortbildung des an Schulen tätigen Personals. Die Materialwerkstatt. Zeitschrift für Konzepte und Arbeitsmaterialien für Lehrer*innenbildung und Unterricht, 3(3). https://www.dimawe.de/index.php/dimawe/issue/view/340  

Gasterstädt, J., Strecker, A. & Urban, M. (2021). „Informationsdreieck“? Zum Verhältnis zwischen Lehrkräften, Familie und Schulbegleitungen. Die Materialwerkstatt. Zeitschrift für Konzepte und Arbeitsmaterialien für Lehrer*innenbildung und Unterricht, 3(3), 46-55. https://doi.org/10.11576/dimawe-4139

Heinrich, M., Gasterstädt, J., Geese, N., Rißler, G., Strecker, A., Blasse, N., Budde, J., Demmer, C., Rohrmann, A., Urban, M. & Weinbach, H. (2021). Rollenklärung in der inklusiven Schule Konzepte und Materialien für die Aus- und -Fortbildung – eine Einführung in das Themenheft. Die Materialwerkstatt. Zeitschrift für Konzepte und Arbeitsmaterialien für Lehrer*innenbildung und Unterricht, , 3(3), 1-7. https://doi.org/10.11576/dimawe-4166  

Blasse, N., Budde, J., Demmer, C., Gasterstädt, J., Heinrich, M., Lübeck, A., Rißler, G., Rohrmann, A., Strecker, A. & Urban, M. (2021). Lehrpersonen und Schulbegleitungen als multiprofessionelle Teams in der ‚inklusiven‘ Schule – Zwischen Transformation und Stabilisierung. In K. Kunze, D. Petersen, G. Bellenberg, M. Fabel-Lamla, J.-H. Hinzke, A. Moldenhauer, L. Peukert, C. Reintjes & K. te Poel (Hrsg.), Kooperation - Koordination – Kollegialität: Befunde und Diskurse zum Zusammenwirken pädagogischer Akteur*innen an Schule(n) (S. 189-209). Klinkhardt.

Kooperation Wissenschaft – Praxis

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Vorträge im Kontext Wissenschaftstransfer:

Gasterstädt, J., Kistner, A., Adl-Amini, K., Klenk, F. C. & Kadel, J. (2024, 03.05.). „Aktuelle Forschungsergebnisse zur Feststellung von sonderpädagogischem Förderbedarf“ [Gastvortrag]. Treffen der GEW Bundesfachgruppen Grundschule und Sonderpädagogische Berufe, Hamburg, Deutschland. 

Gasterstädt, J., Kistner, A., Adl-Amini, K., Klenk, F. C. & Kadel, J. (2023b, 01.07.). „Aktuelle Forschungsergebnisse zur Feststellung von sonderpädagogischem Förderbedarf“ [Gastvortrag].  Mitgliederversammlung des Elternbund Hessen, Frankfurt, Deutschland. 

Gasterstädt, J. (2022). Prävention? Eine Mehrebenenperspektive auf pädagogische Ansätze im Kontext emotionaler und sozialer Entwicklung [Vortrag]. Fachtag des Inklusiven Schulbündnisses Darmstadt, Deutschland.

Gasterstädt, J. (2022). Wo stehen wir bezüglich des Grundrechts auf eine inklusive Schule nach zwei Jahren Pandemie? [Vortrag].  „Sommerdialogabend zur Lehrkräftebildung für eine inklusive Schule“ der Arbeitsstelle für Diversität und Unterrichtsentwicklung, Goethe-Universität Frankfurt, Deutschland.

Gasterstädt, J. (2019). Steuerung [Vortrag].  4. Fachgespräch zur LehrerInnenbildung für die inklusive Schule – „Widersprüche auf allen Ebenen“, organisiert von der Arbeitsstelle für Diversität und Unterrichtsentwicklung und der European Agency for Special and Inclusive Education, GU Frankfurt, Deutschland.

Gasterstädt, J. (2019). Wie machen‘s denn die anderen? Einblicke in die inklusive Bildung in Malta und Schottland [Inhaltliche Ausgestaltung] 3. Fachgespräch zu Lehrer*innenbildung für die inklusive Schule gemeinsam mit Lehramtsstudierenden der GU Frankfurt, der Arbeitsstelle für Diversität und Unterrichtentwicklung und der European Agency for Special and Inclusive Education, GU Frankfurt, Deutschland.