Familie und Schule in Zeiten der Corona-Pandemie (FamiSchul)


Die im Zuge der Corona-Pandemie angeordneten Maßnahmen – unter anderem die Schulschließungen und die Beschränkung der Sozialkontakte – führten zu einer strukturellen Veränderung des alltäglichen Lebens in vielen betroffenen Familien. Eltern und Erziehende stehen unter der Doppelbelastung von Beruf, Kinderbetreuung und -beschulung. Schülerinnen und Schüler weiterführender Schulen sehen sich mit dem „Lernen auf Distanz“ und dem Wegfall sozialer Kontakte konfrontiert. Schulkinder und ihre Eltern bzw. Erziehenden werden nun vor die Herausforderung gestellt diese einzigartigen und (voraussichtlich) zeitlich begrenzten Umstände zu meistern.

Mit dem Forschungsprojekt „Familie und Schule in Zeiten der Corona-Pandemie (FamiSchul)“ untersuchen wir, wie Eltern und Schülerinnen und Schüler diese als kritisches Lebensereignis (CLE; Filipp & Aymanns, 2018) zu wertende Situation wahrnehmen und welche Bedingungen einen erfolgreichen Umgang mit diesen Herausforderungen beeinflussen. Zum einen fokussieren wir die Lernerfahrungen, die die Schulkinder zurzeit machen und fragen unter welchen technischen und räumlichen Bedingungen das Lernen und Arbeiten in der familiären Umgebung stattfindet und welche fachliche Unterstützung sie von ihren Eltern (und Lehrkräften) erfahren. Zum anderen möchten wir Veränderungen im kognitiven und affektiven Wohlbefinden, den Verhaltensmustern und den Kommunikationsformen abbilden.

Das Projekt umfasst zwei Datenerhebungen in Form von Online-Befragungen, die sich an Eltern und ihre Kinder an weiterführenden Regelschulen in Nordrhein-Westfalen (NRW) richten. Über die erste (Eltern-)Befragung (15. April bis 11. Mai 2020) sind wir an Eltern, Erziehungsberechtigte und Erziehende herangetreten, um einen Einblick in den Umgang dieser Personengruppe mit den entstandenen Änderungen zu erhalten. Dabei wurde insbesondere die Lernbegleitung des Kindes und familiäre Situation im Allgemeinen (z.B. Betreuungssituation) betrachtet. Erste Ergebnisse dieser ersten Befragungsrunde mit Angaben von über 6.600 Personen, liegen bereits vor (Sander et al., 2020). Die zweite Befragung (12. Juni bis 21 Juli) zeichnet sich durch ein innovatives Verknüpfungssystem aus. Die Daten von Eltern bzw. Erziehenden und ihren Kindern können quer- und längsschnittlich verknüpft werden. Dieser umfassende Datenpool lässt eine Untersuchung der verschiedenen Perspektiven der beiden relevanten Akteursgruppen zu.

Die Elternbefragungen umfassen Fragen zu verschiedenen lernrelevanten Themen, wie die häusliche Lernumgebung (z.B. technisches und räumliches Umfeld), die familiäre Lernbegleitung (z.B. fachliche Unterstützung, Lern- und Unterstützungsdauer) und die Lehrer- und Schulevaluation. Zudem werden Veränderungen der Tagesaktivitäten sowie die derzeitige Zufriedenheit und Besorgnis erfasst.
Der Fragebogen für Schüler_innen beinhaltet z.T. ähnliche Themen, die um spezifischere schulbezogene Fragen nach z.B. dem Schulweg, der Schulausstattung und -regeln (z.B. in Bezug auf Hygiene, Verhaltensregeln) sowie dem Erleben des digitalen und Präsenzunterricht erweitert wurde. Das Datenmaterial wird sowohl mithilfe von statistischen Methoden als auch von qualitativen inhaltsanalytischen Ansätzen analysiert.