Ziegelstein vom Turm zu Babel

Gebrannter Lehm, 6. Jahrhundert v. Chr.
© Bibelmuseum Münster
Nebukadnezar, König von Babel,
Bewahrer der Tempel von Esagila
und Ezida,
der Erstgeborene
von Nabopolassar,
des Königs von Babel, bin ich.

Diese Inschrift findet sich auf dem gestempelten Ziegelstein aus dem Bibelmuseum. Er stammt aus dem Umfeld des Turms zu Babel (Etemenanki) aus Babylon und wird aufgrund der Inschrift in die Regierungszeit von Nebukadnezar II. in das 6. Jahrhundert vor Christi datiert. Auf der Vorder- und Rückseite befindet sich eine schwarze anhaftende Substanz.

In der Bibel heißt es zum Turm zu Babel (Gen 11,3-4):

"Wohlauf, lasst uns Ziegel streichen und brennen! – und nahmen Ziegel als Stein und Erdharz als Mörtel und sprachen: Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, dass wir uns einen Namen machen; denn wir werden sonst zerstreut über die ganze Erde."

Der Ziegelstein stammt aus Grabungen von Robert Koldewey  von 1913. Der Bauforscher und Archäologe entdeckte die im Alten Testament und bei Herodot erwähnten Fundamente eines antiken Turms zu Babel in Babylon im heutigen Irak. Die Maße des Steins betragen 31 x 31 x 9 Zentimeter. V0m Turm zu Babel existieren noch rund 150 Steine, heute sind sie weltweit in viele Museen verstreut.

Naturwissenschaftliche Untersuchungen zur Zusammensetzung des Steines und der schwarzen Substanz konnten am Universitätsklinikum Münster und bei tesa in Norderstedt durchgeführt werden. Im UKM wurden 4000 Bilder der Schichten des Steins durch eine Computertomographie gemacht. Nach der Analyse der verschiedenen Schichtaufnahmen steht fest, woraus der Lehmziegel genau besteht und wie der Stempel in den feuchten Lehm gedrückt wurde. Es waren Pflanzenreste und Halme zu erkennen, wahrscheinlich aus Gras oder Stroh. Vermutlich handelt es sich um Druschreste, die man bei der Ziegelherstellung zur Stabilisierung des Materials einsetzte.

In einem nächsten Schritt galt es zu erforschen, was es mit der schwarzen Masse am Stein auf sich hat. In der Bibel ist an dieser Stelle von Bitumen die Rede. Das griechische Wort in der Septuaginta dafür ist "asphaltos", in der lateinischen Vulgata ist von "bitumen" die Rede. Durch umfangreiche Analysen wie Rasterelektronenmikroskopie, Mikro-Computertomographie und Infrarotspektroskopie konnte zweifelsfrei festgestellt werden, dass die Masse eine makroskopische Struktur aufweist, die heutigen Hochleistungs-Klebebändern entspricht. Es handelt sich chemisch gesehen einwandfrei um Bitumen.