Lutherautograph

Vollbibel von 1545, mit Autograph Martin Luther 1546
© Bibelmuseum Münster

Die Vollbibel von 1545 gehört zu den bekanntesten und wirkungsmächtigsten Ausgaben der Lutherbibel. Seit der Veröffentlichung der ersten Vollbibel 1534 hat Luther stetig an seiner Übersetzung weitergearbeitet und Änderungen vorgenommen. Die Ausgabe von 1545 ist die letzte vor Luthers Tod am 18. Februar 1546.

Bis kurz vor seinem Tod hatte Luther zusammen mit Georg Rörer (1492-1557) an einer weiteren Verbesserung gearbeitet. Als diese nach Luthers Tod 1546 erschien, musste sich Rörer dem Vorwurf stellen, er hätte die Änderungen ohne Luthers Einvernehmen vorgenommen. Erst durch das Auffinden der Revisionsprotokolle konnte gezeigt werden, dass die Änderungen in der Version von 1546 direkt auf die Überlegungen von Luther zurückgingen.

Dieses Beispiel ist bezeichnend dafür, dass die Lutherbibel eine kanonische Stellung für viele Protestanten hatte. Bis ins 18. Jahrhundert wurden Änderungen an der Übersetzung, die von der Version der "Ausgabe letzter Hand" von 1545 abwichen, als Verfälschungen abgetan und verurteilt. Die vorliegende Ausgabe hat die zusätzliche Besonderheit, dass sie eine persönliche Widmung Luthers an den leider unbekannten Besitzer der Bibel enthält. Der biblische Text Joh. 3,17 fasst hier mehr oder weniger die Quintessenz der Lehre Luthers zusammen. Luther hat den Text mit seiner Unterschrift versehen. Das Datum 1546 bestätigt, dass Luther die Widmung kurz vor seinem Tod verfasst hat. Die Widmung lautet:

Johannis 3, (17)
Gott hat seinen Son nicht gesand ynn die Welt, das er
die Welt richte, sondern das die Welt durch yhn selig
werde.
Das ist deudlich und dürre gesag, was Christus sey
und wofur man yhnen halten sol, nemlich nicht fur
einen Richter oder zornigen Herren, sondern fur einen
lieblichen Heiland und trostlichen Freund.
 
1546
 
Martinus Luther D.