Brief von Friedrich dem Weisen

Handgeschrieben, 20.12.1520
© Bibelmuseum Münster

Friedrich III. (1463-1525), auch der Weise genannt, war von 1486 bis zu seinem Tod Kurfürst von Sachsen. 1502 gründete er die Wittenberger Universität, an der Martin Luther ab 1508 studierte und lehrte. Friedrich III. förderte und schützte ihn politisch, äußerte sich aber nicht zu Luthers Theologie. Er trat dafür ein, dass Luther sich vor dem Kaiser rechtfertigen konnte, bevor man ihn aus der Kirche exkommunizierte. Auf seine Veranlassung brachte man Luther auf die Wartburg, nachdem auf dem Wormser Reichstag (Januar bis Mai 1521) mit dem Wormser Edikt die Reichsacht über den Theologen verhängt worden war.

Dieser Antwortbrief ist auf den 20.12.1520 datiert, zehn Tage, nachdem Luther die Bannandrohungsbulle des Papstes verbrannt hatte und ihm die Exkommunikation aus der Kirche und als Konsequenz daraus die Verhängung der Reichsacht bevorstand. Friedrich III. richtet sich darin an Guillaume II. de Croÿ (1458-1521), ein einflussreicher politischer Berater Karls V. und wichtiger Initiator des Wormser Edikts. Er bittet ihn erneut darum, nicht gegen Luther vorzugehen, bevor dieser nicht angehört wurde. Auch die Verbrennung der Bücher Luthers auf päpstliche Anordnung suchte er durch diesen Brief zu verhindern, ebenso wie die Mitnahme Luthers auf den Reichstag nach Worms, weil es dort für ihn gefährlich werden könnte.

Die Korrespondenz zeigt, dass das Verhältnis Luthers zu den sächsischen Herrschern von großer Bedeutung für sein Wirken war. Besonders Friedrich III. förderte Luthers Wirken indirekt, indem er ihm Schutz gewährte. Aus Dankbarkeit widmete Luther einige seiner frühen Schriften dem Kurfürsten.

Der Brief ist in lateinischer Sprache verfasst und wurde von Georg Spalatin (1484-1545), dem Schreiber Friedrichs III., niedergeschrieben. Er enthält am Ende des Briefes die kunstvolle Unterschrift des Kurfürsten und die Paraphe, also den "Eingangsstempel", der kaiserlichen Verwaltung.