Handschriftliche Gebetbuchfragmente

Pergament, 14. Jahrhundert
© Bibelmuseum Münster

Das Fragment gehört zu den ersten Dokumenten, die nicht in der Kirchensprache Latein, sondern in der Volkssprache Mittelhochdeutsch geschrieben sind. Es zeigt in der linken Spalte den Beginn des Salve Regina. Das Salve Regina ist ein Gesang, der an die Gottesmutter Maria gerichtet ist. Auf dem Fragment ist in roter Schrift einleitend das Salve Regina angekündigt. Darunter ist eine rote Initiale, die Punkte sind ebenfalls in rot gesetzt sowie Striche in den Großbuchstaben an Satzanfängen. Zu Beginn steht:

Gegroit süs tu conickynne der barmhertzicheit
(Gegrüßt seist du, Königin der Barmherzigkeit)

In der rechten Spalte ist der Anfang des Johannesevangeliums zu lesen. Auch hier ist in rot wieder eine Einleitung wiedergegeben, die große Initiale ist hier blau gemalt. Auch die Punkte und ersten Buchstaben am Anfang eines Satzes sind rot gehalten. Hier ist zu lesen:

In dem anbeghynt was dat wort. Und dat wort was by goede.
(Im Anbeginn war das Wort. Und das Wort war bei Gott.)

Das Fragment stammt aus einem Gebetbuch, wobei der Begriff hier nicht mit unseren modernen Gebetbüchern gleichzusetzen ist. Zunächst wurde im Mittelalter der Psalter, also die Sammlung der Psalmen, als Gebetbuch genutzt. Dieser wurde aber ab dem 13. Jahrhundert durch das Stundenbuch, auch Horarium genannt, abgelöst. Das Stundenbuch entstand im 13. Jahrhundert in England, hatte dann im 14./15. Jahrhundert seine Blüte und verbreitete sich in dieser Zeit auch in den deutschsprachigen Raum.