Dezembertestament
Nachdem Luther auf dem Rückweg vom Reichstag zu Worms von Friedrich dem Weisen zum Schutz auf die Wartburg entführt wurde, begann er als Junker Jörg mit der Übersetzung des Neuen Testaments ins Deutsche. Als Grundlage diente ihm unter anderem das griechische Neue Testament des Erasmus von Rotterdam. Luther zog neben dem griechischen Text aber auch hebräische und lateinische Werke heran. Er übersetzte sehr zügig und hatte bereits im März 1522, als er sein Exil auf der Wartburg verließ, ein druckfertiges Manuskript des Neuen Testaments fertig.
Mit Philipp Melanchthon, Professor für Gräzistik, ging Luther sein Manuskript nochmals durch, auch Georg Spalatin half bei griechischen Wortbedeutungen. Luther war bei seiner Übersetzung wichtig, die Sprache des Volkes zu sprechen. Ein gutes Beispiel hierfür ist, dass er mithilfe des Numismatikers Wilhelm Reiffenstein (1482-1538) die griechischen Münzen des Neuen Testament mit der aktuellen Währung seiner Zeit ersetzte.
Lucas Cranach und Christian Döring kümmerten sich um den Verlag des Buches. Cranach fertigte zudem einen Zyklus von elf Holzschnitten für die Illustrierung der Apokalypse an. Die Schnitte der ersten Auflage waren noch eine unmissverständliche Polemik gegen den Papst, so schmückt das Haupt des Tieres aus der Tiefe (Off 11, 1ff.) als Anlehnung an die Tiara des Papstes eine dreifache Krone.
Da 1522 die Ausgabe des Septembertestaments schnell ausverkauft war, wurde bereits im Dezember desselben Jahres – also nur drei Monate später – eine neue Ausgabe der Übersetzung des Neuen Testaments von Martin Luther gedruckt. Diese zweite Auflage wurde textlich überarbeitet, aber auch einige Holzschnitte in der Offenbarung des Johannes von Lucas Cranach d. Ä. (1472-1553) wurden überarbeitet. Die heftige Kritik am Papst aus dem Septembertestament wurde in einigen Darstellungen reduziert. Die Holzstöcke wurden bearbeitet, sodass die Krone nur noch einstöckig dargestellt war und somit keine Ähnlichkeit mit der Tiara mehr aufwies.
Die vorliegende Ausgabe ist aus dem Jahre 1524. Auffällig ist hier, dass sich auf der letzten Seite nun die Namen der Drucker und der Druckort finden: "Gedruckt zu Wittenberg Melchior und Michel Lotther gebrüder". In der ersten Ausgabe war wegen der Brisanz des Werkes noch auf die Nennung des Autors, Druckers oder Verlegers verzichtet worden.