Westfälische Wilhelms-Universität Münster
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Universitäts- und Landesbibliothek

 

Wichtigster Bereich der Entwicklung war 2001 der Ausbau der elektronischen Dienstleistungen. Die Informationslandschaft verändert sich rasch; neue Medien entstehen und müssen angeboten werden; elektronische Bestände und elektronische Dokumentübermittlung machen die Bibliotheksbenutzung direkt vom Arbeitsplatz her möglich. Dennoch sind ca. eine Mio. Bibliotheksbesuche zu verzeichnen, da die Kombination von traditionellen und elektronischen Beständen, die Notwendigkeit von Schulung und Beratung zur Nutzung neuer Medien und die Möglichkeit zur Gruppenarbeit die Bibliothek als Lernort noch wichtiger machen. Das zeigen auch die Ergebnisse von Benutzerbefragungen.

Die Bibliothek versucht daher, traditionelle und elektronische Dienstleistungen ausgewogen anzubieten und neben neuen Dokumentformen auch ihre wertvollen Altbestände nicht zu vernachlässigen, sondern sie in elektronische Dienste einzubauen. Die Anfang des Jahres formulierten Ziele der Bibliothek für die nächsten drei Jahre berücksichtigen diese "hybride" Aufgabenstellung.

Elektronische Dienstleistungen

Die elektronischen Publikationen, die innerhalb der Universität erstellt oder durch die Bibliothek erworben werden, wachsen pro Jahr erheblich an. Elektronische Dissertationen und Berichte, digitalisierte Dokumente wie z. B. die berühmte Dycksche Handschrift der Bibliothek und elektronische Datenbanken und Zeitschriften müssen unter gemeinsamer Suchoberfläche angeboten und archiviert werden. Zusammen mit dem IVZ baute die Bibliothek in einem Projekt der Firma IBM und im Konsortium mit anderen Universitätsbibliotheken und Rechenzentren ein Archivierungs- und Nutzungssystem auf, das unter dem Namen MIAMI ab 2002 die elektronischen Publikationen der Universität zur Nutzung bereitstellen wird.

Um den Bereich der Schulung und Beratung breiter abdecken zu können, wird in einem Projekt des BMBF seit Anfang 2001 ein Navigationssystem für Medizin und Pädagogik (LOTSE) erstellt, in dem Benutzer benötigte Information zur Nutzung von Bibliotheksdiensten, Datenbanken und Internetquellen jederzeit abrufen können. Andere Bibliotheken sind bereits an der Nachnutzung des Systems und der Erweiterung auf andere Fächer interessiert.

Für den Bereich der Niederlande-Forschung wurde die "Virtuelle Fachbibliothek Niederländischer Kulturkreis" (DFG-Projekt) der Öffentlichkeit präsentiert.

Die Online-Verbundfernleihe in NRW ermöglicht nun eine elektronische Bestellübermittlung von Fernleihen und verkürzt damit die Lieferzeiten erheblich. Auch Bücher stehen jetzt meist in wenigen Tagen bereit. 2002 kann dieses System direkt für die Benutzer freigegeben werden.

Die Bestände elektronischer Zeitschriften und Datenbanken wurden nochmals erheblich erweitert, vor allem im Zusammenwirken mit anderen Bibliotheken und der Digitalen Bibliothek NRW. Die Nutzung nimmt kontinuierlich und deutlich zu. Gegen Ende des Jahres konnte zusammen mit den theologischen Fachbereichen und der Unterstützung aus Zentralmitteln der Universität auch die Weimaraner Luther-Ausgabe auf CD-ROM beschafft werden - eine für viele Forschungsbereiche unserer Universität wichtige Erwerbung.

Die Online-Ausleihe wurde Anfang des Jahres auf die Zweigbibliothek Sozialwissenschaften erweitert.

Kataloge der Universität

Die Bestände der ULB sind nun fast vollständig im Online-Katalog erfasst, dazu auch ca. 400.000 Titel großer dezentraler Bibliotheken. Der Online-Katalog konnte kurz vor Jahresabschluss endlich aktualisiert angeboten werden. Durch die Umstellung des Katalogisierungssystems im NRW-Verbund mussten Server und Datenbank völlig neu konfiguriert werden. Im Allegro-Katalog, der die Bestände der kleineren dezentralen Bibliotheken ab 1990 enthält, sind nun ca. 700.000 Titel eingegeben. Insgesamt sind in den beiden Online-Katalogen jetzt 69 % der Buchbestände der Universität erfasst.

Um ein Ende aller Zettelkataloge zu erreichen, wurden 2001 aus Zentralmitteln der Universität und Mitteln des MSWF die beiden letzten Zettelkataloge der Universität, der Zentralkatalog mit den Institutsbeständen vor 1900 und der Systematische Katalog der ULB, digitalisiert. Diese Image-Digitalisierung stellt die Katalogzettel als Images (Bilder) mit "Blätterfunktion" zum Suchen bereit. Die Kataloge werden Anfang 2002 ins Netz gestellt.

Damit sind dann die Bibliotheksbestände der Universität fast vollständig im Netz recherchierbar. Wichtig ist nun noch die Zusammenführung der beiden Online-Kataloge, die vom Hochschulbibliothekszentrum in Köln durchgeführt werden muss.

Haushaltsmittel, Erwerbung

Erstmals wurde ein Modell der Etatverteilung auf die Fächer entworfen, das auch die Ausgaben für Literatur und Einband in den dezentralen Bibliotheken berücksichtigt. Die jeweiligen Etats der Fächer wurden den Fachreferenten "budgetiert" zugewiesen; sie übernahmen damit auch die Verantwortung für die Mittelverwaltung bei Zeitschriften und Fortsetzungen ihrer Fächer.

Die zugewiesenen Etatmittel und die im Rahmen der Digitalen Bibliothek NRW verfügbaren Zentralmittel des MSWF für Datenbanken konnten die Preissteigerungen zwar nicht ganz auffangen, Zeitschriften-Abbestellungen wurden aber nicht in größerem Umfang notwendig. Die Universitätsbibliotheken in NRW versuchen in einem Modellprojekt durch Abstimmung und Absprachen das Angebot von Zeitschriftentiteln in NRW zu erhalten.

Der Übergang auf elektronische Zeitschriften und Datenbanken ist durch die immer noch restriktiven Bedingungen der Verlage erschwert. Vor allem gestalten sich Verträge in den zweischichtigen Bibliothekssystemen schwierig, weil die Verlage Abschlüsse für die gesamte Universität verlangen.

Die Einführung EDV-gestützter Arbeitsgänge in der Erwerbung mit dem Modul SIERA steht kurz bevor. Damit wird dann bereits der bestellte Titel im Netz recherchierbar, so dass die Institutsbibliotheken ihre Bestellungen leichter mit der ULB koordinieren können.

Benutzung

Die Zahl der Ausleihen steigt seit Jahren immer noch kontinuierlich an; 2001 war ein Anstieg um 4 % zu verzeichnen.

Ebenfalls zugenommen hat die Inanspruchnahme der von der Bibliothek angebotenen Führungen und Schulungen, vor allem im Bereich elektronischer Medien. Über 300 Führungen und Schulungen mit ca. 4.500 Teilnehmenden zeigen die Relevanz dieser Dienstleistung.

Für die Einführung einer Buchsicherungsanlage, die die Bestände schützen soll, wurden die Bücher der Lehrbuchsammlung und der Lesesäle etikettiert; die Anlage wird derzeit eingebaut.

Die Bibliothek eröffnete Anfang des Jahres einen Arbeitsbereich für die Gruppenarbeit, der sofort und intensiv von den Studierenden angenommen wurde. Neue Theken im Lesesaal und der Vorhalle wurden eingebaut, um den jetzigen Anforderungen an PC-gestützte Auskunft und Ausleihverbuchung zu entsprechen.

Altbestände

Der EDV-Katalog der in der Bibliothek aufbewahrten Nachlässe aus Westfalen und speziell der WWU weist jetzt bereits 5.000 Titel auf. Die Erschließung der Briefe und handschriftlichen Materialien bedingt jeweils umfangreiche Recherchen nach Personen und Daten.

Im Rahmen eines DFG-Projekts begann die Erschließung des Nachlasses der Familie von Raumer mit interessanten und vielgefragten Materialien aus dem 19. Jahrhundert.

In der Ausstellung "800 Jahre Riga" zeigte die Bibliothek ihre umfangreichen Bestände zur Beziehung Riga - Münster - Westfalen und dokumentierte die Verbindung der Universitäten Münster und Riga.

Im Rahmen eines DFG-Projekts begann die Erstellung einer "Website für Bestandserhaltung" für alle deutschen Bibliotheken. Das Projekt soll Informationsmöglichkeiten und Diskussionsforen für dies so wichtige Thema bieten.

Landesbibliothekarische Aufgaben

Für die gesetzliche Aufgabe der Sammlung aller in Westfalen erscheinenden Publikationen wurden weiterhin nur geringe befristete Mittel vom MSWKS zur Verfügung gestellt. Die drei Landesbibliotheken mahnten die Bereitstellung fester Stellen für diese arbeitsaufwändige Aufgabe nochmals dringend an.

Das MSWKS, die DFG sowie die jeweiligen Eigentümer finanzierten die Erschließung und Restaurierung mehrerer westfälischer nicht-staatlicher Bibliotheken, deren z. T. sehr seltene Altbestände damit für die Forschung zugänglich werden.

Bibliothekssystem

Durch die hervorragende Planung von Bibliothekseinheiten im Fachbereich 4 konnte die Zahl dezentraler Bibliotheken in der Universität auf nun 159 reduziert werden. Fertiggestellt ist die inhaltliche Zusammenführung der drei Bibliotheken im Haus der Niederlande.

Vorbereitet wurde die Integration des Allegro-Katalogs der Institute in den Verbundkatalog NRW; die Durchführung dieser Maßnahme durch das Hochschulbibliothekszentrum ist ein dringendes Desiderat für 2002.

Projekte und Außenwirkung der Bibliothek

Die Bibliothek ist national wie international als wichtiges Zentrum für Fragen des Bibliotheksmanagements anerkannt. Projekte betrafen Themen der Statistik, des Controlling, der Leistungskennzahlen und der Evaluierung von Bibliotheken.

Die DFG beauftragte die Bibliothek mit der Evaluierung des deutschen Programms der Sondersammelgebiete; das Projekt startet mit Beginn 2002.

Planung 2002

In Kürze erfolgen die Inbetriebnahme der Buchsicherungsanlage, die Bereitstellung der Image-Kataloge und der elektronischen Publikationen im System MIAMI und die Einführung der EDV-gestützten Erwerbung.

Die Retrokatalogisierung der Kataloge in der ULB soll 2002 abgeschlossen werden. Das Entfallen der umfangreichen Zettelkataloge ermöglicht die Bereitstellung vergrößerter PC-Bereiche für Benutzer im Erdgeschoss sowie die Erweiterung des Schulungsraums.

Geplant ist ein Service-Punkt für die Einzelberatung von Benutzern im elektronischen Publizieren und Recherchieren. Für die Informationsdienste soll eine Online-Auskunft getestet werden, bei der Benutzer und Bibliothekare online kommunizieren.

Bibliotheken sollten heute ihre Dienstleistungen nicht mehr nur passiv anbieten, sondern direkt und aktiv an ihre Klientel heranbringen. Der Ankauf eines Content-Management-Systems (CMS) durch die Universität ermöglicht der Bibliothek konkrete Planungen für die Einführung "personalisierter", d.h. auf spezielle Nutzerbedürfnisse zugeschnittener Dienstleistungen.

 

Ltd. Bdir. Dr. Roswitha Poll
Direktorin der Universitäts- und Landesbibliothek