Westfälische Wilhelms-Universität Münster
  Impressum
  Inhaltsverzeichnis
  Rektorat
  Vorwort
  Rechenschaftsbericht
  Fachbereiche
  Zentren
  Sonderforschungsbereiche
  DFG-Forschergruppen
  Graduiertenkollegs
  BMBF-Forschergruppen
  Sonst. wiss. Einrichtungen
  Zentrale Betriebseinheiten
  Pressestelle
  Auszeichnungen
  Daten


 

 

 

Zentrum für Niederlande-Studien

 
"Sensibilität und Verwundbarkeit" in Vergangenheit und Gegenwart. Niederländisch-deutsche Beziehungen zur Zeit der Weimarer Republik (1918-1933)

Das Ziel dieses durch das Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung NRW geförderten Projekts ist die Erforschung des deutsch-niederländischen Verhältnisses zur Zeit der Weimarer Republik (1918-1933). Zum einen bildet dieser Zeitraum eine eindeutige Forschungslücke in der ansonsten gründlich untersuchten Geschichte der deutsch-niederländischen Beziehungen im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert, so dass sich bereits aus der Geschichtswissenschaft ein erkenntnisleitendes Interesse ergibt. Zum anderen gibt eine eher politisch-kontemporäre Berechtigung den Anstoß für dieses Projekt, da es angebracht erscheint, die Zeit zwischen 1918 und 1933 als eine Periode zu betrachten, die - sei es auch unter ganz anderen historischen Bedingungen - bereits eine Reihe von Merkmalen der heutigen Beziehungen aufwies, wobei zuerst auf die Asymmetrie zwischen beiden Ländern hinzuweisen ist. Der Größenunterschied in Einwohnerzahl und Fläche, die wirtschaftliche Verflechtung und niederländischen Abhängigkeitsgefühle schaffen ein Spannungsfeld, das von Zeit zu Zeit niederländische Empfindlichkeiten hervorruft. Dieses Projekt zielt daher ganz konkret darauf ab, strukturelle Merkmale aufzuzeigen, die sich auch anderswo zwischen kleinen und großen Nachbarstaaten, z.B. Kanada und den Vereinigten Staaten, feststellen lassen.

Zwei Mitarbeiter waren bzw. sind an dem Projekt beteiligt: Zum 1. November 2000 hat Dr. Ries Roowaan die wissenschaftliche Leitung des Projektes übernommen. Ihm stand vom 1. November 2000 bis zum 31. Oktober 2001 eine studentische Hilfskraft für flankierende Recherchearbeiten zur Seite. Inzwischen ist eine Bibliographie erstellt und ausgewertet worden. Darüber hinaus konnte die Archivforschung sowie die Auswertung der Tages- und Wochenzeitungen sowohl in Deutschland als auch in den Niederlanden abgeschlossen werden. Seit Mitte September 2001 befindet sich das Projekt in der Phase der Textniederschrift, und es sind bereits Konzepte der Einleitung und des ersten Kapitels geschrieben worden. Erarbeitet werden soll eine Monographie von etwa 250 Seiten, die bis Mitte Oktober 2002 fertiggestellt werden soll.

Projektorientierte und fächerübergreifende Landeskunde der Niederlande. Ein netzbasiertes Unterrichtsprojekt

Das Thema Niederlande wird in Nordrhein-Westfalen innerhalb der Sekundarstufen I und II häufig nur als Randthema in Fächern wie Geschichte oder Geographie behandelt. Vor dem Hintergrund zunehmend enger werdender Verflechtungen zwischen NRW und den Niederlanden, aber auch mit Blick auf die landespolitische Akzentuierung grenzüberschreitender Kooperationen, ist daher eine stärkere Berücksichtigung des Themas Niederlande in der Sekundarstufe II überfällig. In diese Richtung zielt die "Gemeinsame Erklärung auf dem Gebiet von Schule und Weiterbildung zwischen dem Ministerium für Schule und Weiterbildung, Wissenschaft und Forschung des Landes NRW und dem Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft des Königreiches der Niederlande" vom 25.05.1999.

Gleichzeitig wird es immer wichtiger, jene Optionen auszuloten, die sich durch den Rückgriff auf moderne Technologien bieten. Daher soll das Projekt eine starke Fokussierung auf das Internet erhalten, indem die Materialien im Netz verfügbar sein werden. Was in der gegenwärtigen Zeit ansteht, ist das Erstellen, Erproben und Implementieren inhaltsorientierter Angebote, mit denen die zum Teil vorhandene Computer-Infrastruktur an den Schulen auch mit Leben erfüllt wird. Es gilt, neue Formen des Lehrens und Lernens in die Schulen zu tragen, mit denen die Schülerinnen und Schüler dazu befähigt werden, Bildung und Lernen selbst in die Hand zu nehmen und digitale Medien nicht nur als Präsentationswege bereits vorhandener Lehr- und Lernmaterialien zu nutzen. Es ist vorgesehen, das Projekt so früh wie möglich in die Ausbildung unserer Studierenden zu integrieren, um auf diese Weise auch modernisierte Formen der Verknüpfung von Forschung und Lehre zu gewährleisten.

Das Zentrum für Niederlande-Studien der Universität Münster in Verbindung mit seinem Weiterbildungsservice IWN (Interregionale Weiterbildung Niederlande) plant daher die Entwicklung von fächerübergreifenden und projektorientierten Unterrichtsmaterialien, die über die schulische politische Bildung einführbar sind. Die politische Bildung an Schulen erhält durch dieses Projekt eine neue Belebung. Neben dem Themenbereich der politischen Bildung zielt das Projekt aber auch auf einen Einsatz im Niederländisch-Sprachunterricht ab. Erste Gespräche sind bereits geführt worden. Die Resonanz war einhellig positiv.

Die Unterrichtsmaterialien sollen projektorientiert und fächerübergreifend entwickelt werden, um innovativen Ansprüchen des Unterrichtens Rechnung zu tragen. Im Kontext der in nordrhein-westfälischen Schulen fortgeschrittenen Entwicklung von Schulprogrammen erhält die Entwicklung derartiger Unterrichtsmaterialien besondere Bedeutung. Die Materialien sind idealerweise für die Schüler und für die Lehrer, inklusive didaktischer Handreichungen, zu erarbeiten. Um die klassische Zersplitterung in Einzelfächer zu vermeiden, zielt das Projekt auf eine fächerübergreifend einsetzbare Materialsammlung. Die inhaltlichen Bausteine sollen sowohl für die politische Bildung als auch für den Niederländisch-Unterricht anwendbar sein.

Das Projekt ist als Intereg III-Antrag bei der Euregio eingereicht worden. Nach Abklärung des notwendigen Eigenanteils ist die Förderung inzwischen genehmigt worden. Das Projekt ist am 1. Juli 2001 angelaufen.

Projekt Forschungsdatenbank Niederlande-Belgien

Die Anzahl der wissenschaftlichen Arbeiten zu den Niederlanden und/oder Belgien nimmt stetig zu. Dennoch ist eine systematische Erfassung und Inventarisierung der betreffenden Forschungsprojekte bisher ausgeblieben. Um diese Lücke zu schließen, wurde am Zentrum für Niederlande-Studien das Projekt Forschungsdatenbank Niederlande-Belgien ins Leben gerufen. Diese zukünftig über die hauseigene Homepage zugängliche Forschungsdatenbank soll einen Gesamtüberblick über alle Forschungsarbeiten zu den Niederlanden und Belgien bieten, die seit 1995 in der Bundesrepublik stattgefunden haben bzw. noch stattfinden. Auf diese Weise können sich Institutionen und interessierte Einzelpersonen relativ schnell und unkompliziert über den gegenwärtigen Forschungsstand informieren. Bestehende Forschungslücken lassen sich zudem leichter aufzeigen und konsequenter bearbeiten.

Überdies wird eine zentrale Forschungsdatenbank die Kommunikation zwischen Wissenschaft einerseits und gesellschaftlichen Interessengruppen andererseits erheblich verbessern und vereinfachen. In diesem Sinne versteht sich das Projekt hauptsächlich als wissenschaftliche Dienstleistung für Interessenten aus allen gesellschaftlichen Bereichen der Bundesrepublik.

Das Projekt ist im September 2001 angelaufen; zurzeit befindet es sich in der Phase der Datenerhebung und -auswertung. Auf der Grundlage der eingegangenen Daten wird anschließend die eigentliche Forschungsdatenbank erstellt. Parallel dazu soll eine schriftliche Analyse der aktuellen Forschungslage ausgearbeitet werden. Die Bereitstellung der Daten im Internet wird voraussichtlich bis Mitte Juni 2001 erfolgen. Für Juni 2002 ist darüber hinaus ein Kongress zur Niederlande-Belgien-Forschung in der Bundesrepublik Deutschland geplant, auf dem die Projekt-Ergebnisse, u.a. in Form eines Forschungsberichtes, präsentiert werden sollen. Als Abschlusstermin ist der 31. Juli 2002 vorgesehen.

Die Finanzierung des Projektes haben das Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten des Landes Nordrhein-Westfalen sowie der Deutsche Akademische Austauschdienst aus Mitteln des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft übernommen.

Lehre

Der Senat der Westfälischen Wilhelms-Universität hat am 18. Juli 2001 die Prüfungsordnung für den Diplomstudiengang verabschiedet. Zugleich wurde ein Studienverlaufsplan erarbeitet, der eine sinnvolle Strukturierung des Studiums der Niederlande-Deutschland-Studien ermöglicht. Zurzeit laufen intensive Vorbereitungen für die Entwicklung eines Bachelor-Studiengangs, der bald den Diplomstudiengang ablösen soll.

Die zu Beginn des Wintersemesters 2001/2002 erschienene Statistik der Studierendenzahlen unserer Studiengänge weist eine Zahl von 129 Studierenden (+ 50 %) für den Diplomstudiengang und 249 (+ 10 %) für den Magisterstudiengang aus.

Vom 8. bis 12. Oktober 2001 hat das Zentrum eine Studienfahrt nach Belgien durchgeführt, an der insgesamt 27 Personen teilgenommen haben. Hierbei ging es zum einen um eine landeskundliche Einführung in die Geschichte und aktuelle Situation Flanderns; zum anderen wurde der Erste Weltkrieg in Belgien zu einem Schwerpunktthema gewählt. Entsprechend dieser doppelten Zielsetzung wurden während der Exkursion die Städte Gent, Brüssel, Antwerpen, Brügge und Löwen besucht. Außerdem standen ein Besuch von Kriegsgräbern des Ersten Weltkriegs im sog. Westhoek sowie ein Besuch beim Europäischen Parlament in Brüssel auf dem Programm.

Veranstaltungen

Im Berichtszeitraum haben u.a. folgende Veranstaltungen stattgefunden: Goethe in Dachau. Leben und Taten des Enthusiasten Nico Rost. Eine Ausstellung, die vom 12. Januar bis zum 11. Februar 2001 stattfand, die die wichtigsten Stationen eines Wanderers zwischen den Niederlanden und Deutschland im 20. Jahrhundert zeigt. Zwei Jahrhunderte Architektur in den Niederlanden. Die Ausstellung, die vom 28. März bis zum 28. April 2001 stattfand, zeigte eine Übersicht über die wichtigsten Stilrichtungen der niederländischen Architektur. Over en Weer. Die Niederlande in Münster war eine Veranstaltung mit der Stadt Münster und des Deutsch-Niederländische Korps am 28. April 2001, an dem der niederländische Nationalfeiertag gefeiert wurde. Anne Provoost: Rosalenas Spiegel, eine Lesung mit der flämischen Jugendbuchautorin am 15. Mai 2001. Aus Anlass des Tages des Westfälischen Friedens hielt am 20. Mai 2001 der Bundestagsabgeordnete Peter Altmaier (CDU) einen Vortrag mit dem Titel: Die Niederlande, Deutschland und die Zukunft der Europäischen Union. Am 31. Mai 2001 wurden der diesjährige Deutsch-Niederländische Juristenpreis verliehen. Jean Bilquin: die ewige Vorläufigkeit, eine Ausstellung mit einer Auswahl aus dem Oeuvre des belgischen Künstlers und Professors an der Hochschule für Bildende Kunst in Gent, die vom 1. bis zum 24. Juni 2001 stattfand. Innovative Modelle in der Flüchtlings- und Migrantenarbeit. Deutschland-Niederlande im Dialog, eine Veranstaltung am 12. Juni 2001 mit dem Ministerium für Arbeit, Soziales, Qualifizierung und Technologie (MASQT) der Landesregierung NRW. Marion Schreiber: Die stillen Rebellen von Belgien, eine Lesung am 15. Juni 2001 zur Veröffentlichung eines Buches über den Widerstand in Belgien. Prof. Friso Wielenga, Direktor des Zentrums für Niederlande-Studien, hielt seine Antrittsvorlesung am 2. Juli 2001 unter dem Titel Zwischen Abgrenzung und Integration. "1968" und die Folgen in Deutschland und den Niederlanden. Kulturbrücke, eine Ausstellung mit Gemälden und Skulpturen dreier niederländische Künstler, die vom 25. Juli bis zum 11. August 2001 stattfand. Kroonstukjes / Kronjuwelen, Niederländisch-Flämisches Theatertreffen vom 30. September bis zum 7. Oktober 2001; im Rahmen des Theaterfestivals zeigte das Haus der Niederlande bis zum 28. Oktober 2001 eine Auswahl der schönsten Theaterplakate niederländischer und flämischer Theaterproduktionen der letzten zehn Jahre aus der Sammlung des Nederlands Theater-Instituut, Amsterdam. Integrationspolitik in den Niederlanden, eine Veranstaltung am 4. Oktober 2001 in Zusammenarbeit mit dem Ausländerbeauftragten der Stadt Münster. Kammerkonzert mit dem Valkhof Strijkkwartet aus Nijmegen am 7. November 2001. Nicolaas Matsier: Selbstportät mit Eltern, eine Lesung mit dem niederländischen Autor am 30. Oktober 2001. Charlotte Mutsaers: Kirschenblut, eine Lesung mit der niederländischen Autorin am 20. November 2001. Lieve Joris: Die Sängerin von Sansibar, eine Lesung mit der flämischen Autorin am 6. Dezember 2001. Ed van Thijn: Het verhaal, eine Lesung mit dem früheren niederländischen Innenminister und Bürgermeister der Stadt Amsterdam am 17. Dezember 2001.

 

Prof. Dr. Friso Wielenga
Leiter des Zentrums für Niederlande-Studien