Neue Humboldt-Stipendiaten zu Gast

Geowissenschaftler der Universität Münster begrüßen Dr. Evelyn Kustatscher und Dr. Kathleen Smart

Münster (upm), 22. Mai 2012

Dr. Evelyn Kustatscher (links) und Dr. Kathleen Smart
Dr. Evelyn Kustatscher (links) und Dr. Kathleen Smart
Foto: Privat

Die Geowissenschaftler der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) haben zwei neue Humboldt-Stipendiaten zu Gast: Dr. Evelyn Kustatscher vom Naturmuseum Südtirol in Bozen, Italien, forscht am Institut für Paläobotanik. Dr. Kathleen Smart von der Universität von Alberta in Edmonton, Kanada, ist am Institut für Mineralogie zu Gast.

Evelyn Kustatscher arbeitet in der Gruppe von Prof. Dr. Hans Kerp. Sie rekonstruiert die Pflanzenwelt der Alpen und die des deutschen Beckens aus dem Oberen Perm – also der Zeit vor 260 bis 250 Millionen Jahren – und vergleicht die Pflanzengemeinschaften miteinander. Damit will die Wissenschaftlerin eine Lücke schließen: Pflanzenfossilien aus dem Oberen Perm sind in Europa und Nordamerika selten und bislang kaum systematisch bearbeitet. Die 36-Jährige wird in den nächsten drei Jahren jeweils zwei Monate an der WWU und einen Monat an der Ludwig-Maximilians-Universität und an der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie in München verbringen. Evelyn Kustatscher hat sich für die Universität Münster entschieden, weil Hans Kerp und seine Arbeitsgruppe über eine umfassende Expertise auf dem Gebiet der Perm-Floren und im Bereich der Kutikular-Analyse, also bei der Untersuchung fossiler Pflanzen-Oberflächen, besitzen.

Kathleen Smart beschäftigt sich in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Stephan Klemme mit der Petrologie – also der chemischen und mineralogischen Zusammensetzung – des Erdmantels. Dabei betrachtet sie die Entstehung von Diamanten und sogenannte metasomatische Prozesse im Erdmantel aus einem experimentellen Blickwinkel. Mit Metasomatose bezeichnen Wissenschaftler die chemische Reaktion eines Gesteins oder bestimmter Gesteinskomponenten mit Schmelzen oder Fluiden. Die 29-jährige Wissenschaftlerin wird in den kommenden zwei Jahren an der WWU Hochdruckexperimente an subsumierender ozeanischer Erdkruste durchführen. Dabei möchte sie den "geochemischen Fingerabdruck" der metasomatischen Prozesse der Erdkruste bestimmen, welche die Bildung von Diamanten beinhalten. Außerdem wird sie die Auswirkungen der Metasomatose auf jene Prozesse, die zur Magma-Bildung in Ozeanen führen, untersuchen. Da Stephan Klemme und seine Mitarbeiter umfassende Erfahrungen im Bereich der experimentellen Petrologie des Erdmantels haben, hat Kathleen Smart sich für einen Forschungsaufenthalt in seiner Arbeitsgruppe entschieden.

Evelyn Kustatscher promovierte 2004 nach dem Studium der Naturwissenschaften an der Universität Ferrara in Italien. 2002 erhielt sie den Förderpreis für Jungwissenschaftler der Universität Ferrara und war anschließend als Postdoktorandin in Ferrara tätig. Seit 2005 ist sie Konservatorin für Paläontologie am "Naturmuseum Südtirol". 2009 forschte sie dank eines "Martin Fellowship" am National Museum of Natural History "Naturalis" in Leiden, Niederlande. Seit 2011 ist sie Koordinatorin eines internationalen Projektes zur Erforschung terrestrischer Ökosysteme an der Perm-Trias-Grenze der Dolomiten.

Kathleen Smart promovierte 2011 am "Department of Earth and Atmospheric Sciences" an der Universität von Alberta. Während der Promotion erhielt sie ein dreijähriges Doktorandenstipendium des "Natural Sciences and Engineering Research Council of Canada" sowie ein Stipendium der "Mineral Association of Canada Foundation".