Am Ende der Wissensgeschichte?

Zum erkenntniskritischen Potential literarischer Formverfahren

   

Nachwuchskonferenz des Graduiertenkollegs ‚Literarische Form‘, WWU Münster
4. - 6. Dezember 2014

Keynotes:
Prof. Dr. Andrea Albrecht (Stuttgart): "Die Kunst ist nur der Affe der Gedankenkämpfe". Erkenntnisnarrative in Wissenschaft und Literatur

Prof. Dr. Albrecht Koschorke (Konstanz): Ästhetische Form bei Hegel

Lesung und Gespräch mit Lukas Bärfuss

Die kulturwissenschaftlich orientierte Literaturwissenschaft widmet sich seit längerem der Erforschung von Wissensdiskursen in ihrer historischen und kulturellen Transformationsfähigkeit. Die Grenzen zwischen literarischem und wissenschaftlichem Schreiben wurden dabei vielfach aufgelöst: Die Literatur erschien als wissensproduzierender Diskurs und wissenschaftliche Erkenntnis als ästhetisches Phänomen. Im Rahmen der ‚literarischen Anthropologie‘ wurde die Literatur darüber hinaus zum Träger eines ‚Lebenswissens‘ erklärt, das in poetischen Formaten unmittelbar präsent sei.

Im Fokus der Tagung sollen Überlegungen zum Status der Literatur als Modus von Wirklichkeitsreflexion stehen. Lässt sich überhaupt von einem ‚Wissen‘ der bzw. in der Literatur sprechen? Heben sich literarische Texte nicht durch ihre ästhetischen Formverfahren und ihr Verbleiben im Modus der Potenzialität von solchen Schreibweisen ab, die auf Wissenserzeugung und -vermittlung ausgerichtet sind? Lassen sich besondere poetische Strategien finden, durch die Wissensansprüche zwar einerseits erhoben, andererseits aber in ihrer Verbindlichkeit relativiert, eingeschränkt oder gebrochen werden? Inwiefern ermöglicht die Literatur – mittels Form – zeitkritische Destabilisierungen, Gedankenexperimente, Utopien oder Dystopien? Es fragt sich also, ob und auf welche Weise literarische Formverfahren Wissensbestände transportieren, aber auch brechen, perpetuieren, simulieren oder neu erschaffen können.

Die interphilologische Nachwuchskonferenz reagiert auf diese Fragen, indem sie sich dem Spannungsverhältnis von Form und Wissensproduktion mit einem Schwerpunkt auf der Erkenntniskritik des Literarischen widmet. Erwünscht sind insbesondere Beiträge, die aus der Textanalyse heraus eine Theorie des jeweiligen Formverfahrens entwickeln. Die Tagung nimmt dabei sowohl die systematische Pluralität als auch den diachronen Wandel der genannten Phänomene in den Blick.

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