INTERNATIONALE KONFERENZ / INTERNATIONAL CONFERENCE / CONFÉRENCE INTERNATIONALe

Literarische Form. Geschichte und Kultur ästhetischer Modellbildung

Münster, 5.-7. Oktober 2015

Deutsch

Das Thema ,Form‘ erlebt zur Zeit in den Sozial- und Geisteswissenschaften einen eindrucksvollen Aufschwung. Hier verbinden sich historische Debatten um Gestalt, Morphologie, Struktur, etc. mit neuen Fragestellungen aus dem Bereich der transdisziplinären Wissensgeschichte, aber auch mit Überlegungen zur Modellierung, Formgebung und Repräsentation in der Natur- und Technikwissenschaft. Die internationale Tagung ,Literarische Form. Geschichte und Kultur ästhetischer Modellbildung‘ greift dieses Interesse an der Form aus philologischer Perspektive auf. Sie fragt nach der Funktion und Leistung (literar)ästhetischer Modellbildung für einen transdisziplinären Formdiskurs. Sie fokussiert dabei drei Zentren einer Formgeschichte, die auch als Geschichte literarischer Modelle sichtbar werden soll: I. Formtheorie als Poetologie der Form (Konzeptgeschichte), II. Formverfahren als dynamisches Prinzip der Zeichen-, Text- und Gattungsproduktion (Verfahrensgeschichte), III. Formkultur als Praxis des kultur- und medienübergreifenden Formentransfers (Transfergeschichte).

English

In the humanities and social sciences the topic of poetic form is celebrating an impressive comeback. Current projects are not only realigning dormant debates on morphology, gestalt or structure with the latest research in the history of science; they are also focusing on problems of (aesthetic) modeling, representation and formalization that emerge in science and technology itself. The international conference on ‘Literary Form. History and Culture of Aesthetic Modeling’ will build upon that recent interest in form from a comparative perspective: the perspective of classical and modern languanges, literatures, and media. It will investigate the function of aesthetic modeling for a transdisciplinary discourse on poetic form. In highlighting three central aspects of the history of literary form the conference may also contribute to the development of a new history of literary modeling: I. Theory of Form as a poetics of form (history of concepts), II. Form-Processing as a dynamics of semiotic, textual and generic production (history of devices) III. Cultures of Form as a practice of cultural and medial mediation of forms (history of transfers).

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Français

Actuellement, le thème de la forme connaît un essor important dans les sciences sociales et dans les sciences humaines. Les débats historiques à propos des concepts de Gestalt, morphologie, structure etc. sont noués tant aux questions nouvelles provenant du domaine transdisciplinaire de l’histoire des savoirs qu’aux réflexions sur le modelage, le façonnage et la représentation dans les sciences naturelles et dans les sciences techniques. Le colloque international « Literarische Form. Geschichte und Kultur ästhetischer Modellbildung » vise ces questions dans une perspective philologique. Quelle fonction le modelage esthétique remplit-il, quelles peuvent être ses contributions au discours transdisciplinaire sur la forme ? On se concentrera sur trois aspects d’une histoire de la forme qui se veut aussi une histoire des modèles littéraires : I. La théorie de la forme comme poétologie de la forme (histoire conceptuelle), II. Les procédés formels comme principe dynamique de la production des signes, des textes et des genres (histoire des procédés littéraires), III. La culture de la forme comme pratique de transferts de formes tant transculturels qu’entre les arts (histoire des transferts).
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Call for Papers

Die Rückkehr der Form. Das Interesse, das sowohl der wissenschaftshistorische als auch der philologische und medienwissenschaftliche Diskurs dem traditionsreichen Konzept der Form in jüngster Zeit entgegenbringen, deutet auf ein überraschendes Desiderat: die Eigenmacht der literarischen Fiktion. Das neue ‚Formbewusstsein‘ reagiert hier auf zwei gegenläufige Tendenzen innerhalb der Forschung: auf die wissens- und diskurshistorische Erweiterung des Literarischen sowie auf seine Eingrenzung als Narrativ. Die Tagung ‚Literarische Form‘ greift dieses neue Interesse an der Form und ihrer Modellierung, an der Formpoetik (Burdorf) und der Formgeschichte programmatisch auf und will sich ihnen durch gut theoretisierte Fallstudien aus einem breiten literarhistorischen und transdisziplinären Spektrum nähern. Sie fragt nach der Funktion konkreter Formverfahren (Formgenese, Formenwandel, Formtransfer), nach den Formierungsgraden (etwa im Bereich des ‚Gattungswissens‘), nach bestimmten Formmilieus und Formkulturen (etwa in der Grenzzone des ‚Klassischen‘ und ‚Populären‘) und nach Strategien der (z.B. medialen) ‚Formpolitik‘. Der Formbegriff umfasst zugleich die Abgrenzung von konkurrierenden Funktionsbestimmungen (wie ‚Signatur‘, ‚Kontur‘, ‚Gestalt‘, ‚Struktur‘, ‚System‘), historische Binäroppositionen (etwa ‚Chaos vs. Form‘, ‚Materie vs. Form‘ und ‚Inhalt vs. Form‘) sowie dynamisierende Verfahren (etwa das Konzept der Morphologie und der ‚inneren Form‘).

Form und Modell. Das intrikate gegenseitige Konstitutionsverhältnis von Modellbildung und Formgebung in künstlerischen Produktionen ist ein wesentlicher Gegenstand der Konferenz. Heuristisch lässt sich das Konzept der Form als ein dynamisches Zusammenwirken dreier Modellierungsebenen verstehen: der Ebene konzeptueller Modellierung (Urteil), der Ebene semiotisch-materieller Modellierung (Repräsentation/Verfahren) und der Ebene generischer Modellbildung (Klassifikation/Normierung/Konvention). Die Tagung fragt daher nach drei Bereichen einer Formgeschichte, die auch als Geschichte literarischer Modelle sichtbar werden soll: I. Formtheorie als Poetologie der Form (Konzeptgeschichte), II. Formverfahren als dynamisches Prinzip der Zeichen-, Text- und Gattungsproduktion (Verfahrensgeschichte), III. Formkultur als Praxis des kultur- und medienübergreifenden Formentransfers (Transfergeschichte).

Beiträge. Im Rahmen dieser Leittriade bitten wir um thematische Fallstudien, die ihre Gegenstände im Rahmen des folgenden Spektrums (oder angrenzender Aspekte) entwickeln: I. Formalismen/ideologische Form – Form und System (Systemtheorie) – Form und Kognition – Modell und Form – Modell und Modalität – Modell und Simulation – Codierte Form; II. Stilformen – erzählte Form – Formsymbolik –Gattungswissen – Gattungshybridisierung – Enzyklopädik der Form – Serialität – Inszenierte Form – Form als Performance; III. Gestalt – Morphologie – Form und Zeit – Erlebte Form – Rituelle Form – Form als Funktion – Form und Gender – Form und Spiel (Spieltheorie, Game Studies).

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