Fachbeschreibung Vorderasiatische Archäologie


Peshdar Plain Project, Dinka Lower Town Operation 2, Gebäude K, Raum 39, Freilegung des Fußbodens in 1m-Quadraten und Probenentnahme
© Peshdar Plain Project

Die Vorderasiatische Archäologie untersucht die Kulturentwicklung des Alten Orients vom vorkeramischen Neolithikum im 10. Jt. v. Chr. bis zur Ausbreitung des Islam im 7. Jh. n. Chr.


Geographisch umfasst sie das Gebiet vom Bosporus und Kaukasus im Norden bis zum Jemen im Süden und vom östlichen Mittelmeer im Westen bis zum Indus im Osten. Ein Schwerpunkt liegt auf der Erforschung der alten mesopotamischen, anatolischen und iranischen Kulturen, die auf den Gebieten der modernen Länder Irak, Syrien, Jordanien, Türkei und Iran entstanden. Wesentliche gesellschaftliche Entwicklungen der Menschheitsgeschichte erfolgten zuerst im Vorderen Orient und breiteten sich von dort u.a. nach Europa aus. Solche Entwicklungen sind die Umstellung der Wirtschaftsweisen von Nahrungsaneignung durch Jagen und Sammeln zu Nahrungsproduktion durch Ackerbau und Viehzucht im Bereich des sog. fruchtbaren Halbmonds. Wegen dieses Wandels wurden die Menschen sesshaft und es entstanden erste dörfliche Siedlungen (ca. 10.000-5.000 v. Chr.). Daraus entwickelten sich mehrstufige Siedlungssysteme und später erste Städte in Mesopotamien. Als Konsequenz steigender Komplexität der Gesellschaft am Ende des 4. Jt. v. Chr. wurde in Uruk die Keilschrift eingeführt. Im 3. Jt. v. Chr. bildeten sich Stadtstaaten, im 2. Jt. v. Chr. Regionalstaaten und in der 1. Hälfte des 1. Jt. die ersten Großreiche der Assyrer und Babylonier als Wegbereiter für die späteren Großreiche der Achämeniden, Alexanders des Großen, der Seleukiden, Parther, Römer und Sasaniden.


Die moderne Vorderasiatische Archäologie erforscht unter Anwendung kulturanthropologischer Modelle und Theorien sowie naturwissenschaftlicher Analysemethoden die Lebenswelten der Menschen in ihren spezifischen naturräumlichen, politischen und sozialen Kontexten aus Bodenfunden wie Architektur, Kleinfunden, Keramik, botanischen Resten, Mensch- und Tierknochen etc. Da die Vorderasiatische Archäologie hauptsächlich materielle Hinterlassenschaften als Quelle nutzt, ist sie eng verknüpft und in ständigem wissenschaftlichen Austausch mit der Altorientalistik, die vorwiegend mit schriftlichen Quellen zur Erforschung von Geschichte und Kultur des Alten Orients arbeitet. Schnittstellen bestehen räumlich und zeitlich mit den Nachbarfächern der Ägyptologie, der Ur- und Frühgeschichte, der Klassischen Archäologie, der Christlichen Archäologie und der Alten Geschichte.