Potenziale des Komparativen

Vergleichspraktiken im Kontext von Recht und Literatur

Im Zentrum des Workshops stehen Vergleichspraktiken im Kontext von Recht und Literatur. Dabei interessiert uns der Vergleich zunächst als wissenschaftliche Methode, also in Form der Rechtsvergleichung und der literaturwissenschaftlichen Komparatistik. Wir wollen die methodischen Grundlagen und Grenzen dieser beiden Teildisziplinen in den Blick nehmen, jeweils mit der Frage nach fachübergreifenden Phänomenen und Problemstellungen. Wir fragen jedoch zudem nach den Funktionen und Motiven wissenschaftlichen Vergleichens. Welche Form von Erkenntnis kann durch komparative Verfahren in Recht und Literatur gewonnen werden, welche praktischen Herausforderungen machen den Vergleich unter Umständen sogar erforderlich (z.B. Internationales Privatrecht). Die Frage nach Funktionen und Motiven des Vergleichens soll uns indessen nicht nur zur methodischen Selbstvergewisserung dienen. Vielmehr geht es auch um eine kritische Reflektion der Wirkungen und Folgen wissenschaftlicher Vergleichspraktiken. Das Vergleichen gehört zu den fundamentalen Modi der Welterschließung und -ordnung; es stellt Vergleichbarkeiten nicht nur fest, sondern auch her und strukturiert unsere Wahrnehmung. Nicht immer dient dies ausschließlich der Erkenntnissuche, sondern kann z.B. auch in- und exkludieren, sichtbar und unsichtbar machen, kurzum, soziale Ordnungsvorstellungen generieren und reproduzieren. Die drei genannten Perspektiven (Methode – Funktion – Wirkung) wollen wir schließlich nicht nur an unsere jeweils eigenen Disziplinen herantragen, sondern auch historisch-deskriptiv an rand- oder außereuropäische sowie vormoderne Befassungen mit Recht und Literatur, wie etwa die klassisch-chinesische bzw. islamische Rechtswissenschaft oder die arabische Rhetorik. Kontakt: Prof. Dr. Norbert Oberauer (norbert.oberauer@uni-muenster.de)

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