Westfälische Wilhelms-Universität
Münster
Jahresbericht des Rektors 1994
DFG-Forschergruppe "Regulation der männlichen
reproduktiven Funktionen" und Konfokale DFG-Forschergruppe Hamburg-Münster
"Der männliche Gamet: Produktion, Reifung, Funktion" am Institut für
Reproduktionsmedizin
Mit dem Berichtsjahr endete die Laufzeit der DFG-Forschergruppe "Regulation der
männlichen reproduktiven Funktionen", die 1989 am Institut für
Reproduktionsmedizin eingerichtet worden war. Ziele der Forschergruppe waren
die Verbesserung der Diagnose und Therapie männlicher
Fertilitätstörungen sowie die Entwicklung einer hormonellen Methode
der Fertilitätskontrolle beim Mann. Im Rahmen der Forschergruppe
finanzierte die DFG im Jahr 1994 fünf Wissenschaftliche und vier
Technische Mitarbeiter sowie vier wissenschaftliche Hilfskräfte bzw.
Doktoranden. Für Sachmittelkosten wurden etwa 900.000 DM
bereitgestellt. 1994 wurde gemeinsam mit Mitarbeitern des Instituts für
Hormon- und Fertilitätsforschung an der Universität Hamburg ein
Antrag auf eine konfokale DFG-Forschergruppe mit dem Thema "Der
männliche Gamet: Produktion, Reifung, Funktion" gestellt. Diesem Antrag
wurde nach Prüfung und Begutachtung durch eine internationale
Gutachterkommission stattgegeben. Die Forschergruppe wird ihre Tätigkeit
ab 1995 aufnehmen. Damit bleibt die bislang großzügige
Förderung der Forschungsaktivitäten am Institut für
Reproduktionsmedizin durch die DFG bestehen und unterstreicht die Bedeutung
und Notwendigkeit gemeinsamer Forschung von Naturwissenschaftlern und
Medizinern auf dem Gebiet der Fortpflanzungsmedizin.
Bisher bearbeitete die Forschergruppe folgende Fragestellungen:
- Endokrine und parakrine Steuerung der Hodenfunktion
- Umwelt und Hodenfunktion
- Sekretionsleistung des Nebenhodens
- Beurteilung des männlichen Fertilitätspotentials
- Interaktion zwischen männlichen und weiblichen
Fortpflanzungsfunktionen
- Männliche Kontrazeption
Aus den zahlreichen Ergebnissen der Forschungsaktivitäten seien folgende
Resultate hervorgehoben: a) GnRH Antagonisten sind besonders aussichtsreiche
Kandidaten für die männliche Kontrazeption, müssen jedoch
täglich appliziert werden. An unserem Institut wurde deshalb erstmals eine
Depotform eines GnRH Antagonisten (Cetrorelix) klinisch getestet. b) Bei der
Therapie des hypogonadotropen Hypogonadismus und der idiopathischen
Infertilität wurde rekombinantes FSH eingesetzt. c) Die Technik der Intra-
Cytoplasmatischen Spermien-Injektion (ICSI) als neuer Ansatz bei der Therapie
männlicher Fertilitätsstörungen wurde etabliert und erste
Schwangerschaften wurden bereits erzielt. d) Im präklinischen Tiermodell
Affe wurde der überraschende Befund erhoben, daß der
Androgenrezeptor in ca. 40 verschiedenen Organen exprimiert wird,
während eine Expression des FSH-Rezeptors nur in den Hoden
nachgewiesen werden konnte. e) Bei idiophatisch infertilen Männern
konnten Mutationen im FSH-Rezeptor nachgewiesen werden. f) Erstmalig konnte
gezeigt werden, daß die Dauer der Keimzellreifung nicht rein genetisch
determiniert ist, sondern experimentell beeinflußt werden kann. g) Eine
Methode zur immunhistochemischen Detektion des programmiertem Zelltods
(Apoptose) in Reproduktionsorganen wurde am Institut etabliert. h) Die
alterbedingte Abnahme der Melatoninsekretion aus der Zirbeldrüse beruht
auf einer erhöhten Oxidation des Serotonins. i) Es konnten Substanzen mit
direkter Hemmwirkung auf die Samenfäden identifiziert werden.
Die Aktivitäten der Forschergruppe und deren nationale und internationale
Würdigung finden im Berichtszeitraum ihren Niederschlag in 60
Veröffentlichungen und etwa 60 Vorträgen, zu denen Mitarbeiter des
Instituts eingeladen wurden.
An je zwei Mitarbeiter des Instituts wurde der Schoeller-Junkmann-Preis der
Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (Dr. J. Gromoll und Dr. Th.
Gudermann) sowie der Pacific Coast Fertility Society Exchange Award der
European Society of Human Reproduction (Dr. H.M. Behre und Prof. Dr. E.
Nieschlag) vergeben. Nach Begutachtung erhielt das Institut für
Reproduktionsmedizin den Status eines "Ausbildungszentrums für klinische
Andrologen der Europäischen Akademie für Andrologie".
Abb.: Schwerpunkte der DFG-Forschergruppe
Hans-Joachim Peter
EMail: VDV12@uni-muenster.de
Informationskennung: D2JB9437
Datum: 22.07.1995; 21:22 Uhr