Westfälische Wilhelms-Universität Münster
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DFG-Forschergruppe "Kulturelle Diversität und die Konstruktion von Gemeinwesen in Südostasien. Kontinuität, Diskontinuität und Transformation"

 

Die von der Deutsche Forschungsgemeinschaft seit 1999 geförderte Forschergruppe verfolgt die interdisziplinäre Erforschung kulturspezifischer Konfigurationen von Ideen, Werten und Handlungsweisen, über die sich südostasiatische Gesellschaften in Vergangenheit und Gegenwart als ‚Gesellschaft', ‚Staat' und andere Gemeinwesen konzeptualisier(t)en. Die regional-vergleichenden Untersuchungen von Ethnolog/innen, Historiker/innen, Islamwissenschaftler/innen, Philolog/innen und Politikwissenschaftler/innen auf lokaler, regionaler und nationaler sowie auf supra- und internationaler Ebene werden seit April 2002 nicht mehr im Rahmen der Forschergruppe sondern in miteinander verknüpften Einzelprojekten fortgeführt.

Es werden Gesellschaften untersucht, die heute zur Republik Indonesien und zur Demokratischen Volksrepublik Laos gehören.

Die vorgestellten Forschungen werden in enger Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern/innen des Indonesian Institute of Sciences (Lembaga Ilmu Pengetahuan Indonesia) in Jakarta, Indonesien, dem Institute for Cultural Research in Vientiane, Laos und der National University of Laos durchgeführt. Darüber hinaus sind der Forschergruppe Forschungsprojekte der Universitäten Leiden (Niederlande) und Oxford (Großbritannien) und der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris (Frankreich) angeschlossen.

Auf einem Symposium wurden im Februar 2002 die bisherigen Ergebnisse aus den einzelnen Teilprojekten den anderen Wissenschaftler/innen vorgestellt und im Kontext der übergeordneten Fragestellung diskutiert. An diesem Symposium nahmen auch Gastwissenschaftler der Universitäten Leiden und Oxford teil.

Folgende Projekte wurden im Jahr 2002 abgeschlossen:

  1. Die transformation des Gemeinwesens im kolonialen Kontext: Historischer Wandel durch die christliche Mission in Indonesien
    Projektleiter: Prof. Dr. H. Gründer; Forscher: PD Dr. S. Dietrich

    In diesem Projekt wurde insbesondere die Gruppe der Burgers in Kota Ambon im 19. Jahrhundert untersucht, die im kolonialstaatlichen System einen eigenen Rechtsstatus zwischen dem europäischen und dem indigenen Sektor inne hatte. Fragen der europäisch-asiatischen Interaktion, der historischen Konstruktion von Identität, der sozio-politischen Faktoren sowie der kulturellen und religiösen Aspekte, die für den Status dieser Gruppe von Bedeutung waren, wurden analysiert. Diese Projekt wurde nach zweijähriger Forschungszeit erfolgreich abgeschlossen.
     

  2. Das politisch-administrative System in Indonesien zwischen Zentralstaatlichkeit und Dezentralisierung
    Projektleiter: Prof. Dr. P. Kevenhörster; Forscher: M. Bünte, M.A.

    In einer abschließenden Phase dieses Projektes ging es darum, die erhobenen Daten auszuwerten und die Ergebnisse für die beiden Fallstudien Padang in Westsumatra und Semarang in Zentraljava systematisch zu vergleichen. Daraufhin wurde versucht, die Wirkungen der Dezentralisierung auf das politische System abzuschätzen und einen Ausblick auf die Zukunft des Indonesischen Staates zwischen Dezentralisierung und Zentralisierung zu geben. Dieses Projekt wurde nach zweijähriger Forschungszeit erfolgreich abgeschlossen.
     

Folgende Forschungen wurden fortgeführt:

  1. Systeme modernen und traditionellen Gemeinwesens in Laos
    Projektleiter Prof. Dr. J. D. M. Platenkamp; Forscher: C. Postert., M.A., G. Sprenger, M.A.

    In diesem Projekt werden die Forschungen in drei ausgewählten Gesellschaften in Laos fortgesetzt. Zentral sind die lokalen Systeme kultureller Vorstellungen, in denen die Tiefland-Lao der Stadt Luang Prabang - dem früheren politischen und rituellen Zentrum des buddhistischen laotischen Königreiches - und die im Hochland lebenden Rmeet und Hmong ihre Gesellschaft konzeptualisieren und diese Konzepte in soziale Handlungen umsetzen.

    Für dieses Forschungsprojekt wurde eine einjährige Verlängerung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft bewilligt. Im Rahmen dieser Verlängerung wurden weitere Forschungen in Laos durchgeführt und die gesammelten Daten analysiert und verglichen.
     

  2. Systeme traditioneller Zentren auf Java
    Projektleiter: Prof. Dr. P. Pink; Forscherin: C. Meier, M.A.(beide Universität zu Köln)

    In diesem Teilprojekt wurden am Fall des traditionellen javanischen Fürstentums von Cirebon herkömmliche Konzepte von Macht und Legitimität von Herrschaft - und gerechtfertigter Revolte - und Formen ihrer Repräsentation erschlossen. Einen Schwerpunkt bildete die Analyse der traditionellen Literatur der Höfe sowie der islamisch-religiösen Literatur. Ein Vergleich mit arabischen und persischen Quellen diente der Erhellung von Integrations- und transformationsprozessen, ist aber auch für die Beurteilung gegenwärtiger Bemühungen um eine islamisch-indonesische Identität aufschlussreich. Im Rahmen einer einjährigen Verlängerung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft konnte eine weitere Feldforschung in Cirebon durchgeführt und mit der Analyse der Daten begonnen werden.
     

  3. Systeme des modernen und traditionellen Gemeinwesens in Bima, Sumbawa (Nusa Tenggara Barat, Indonesien)
    Projektleiter: Prof. Dr. J. Platenkamp; Forscher: Dr. M. Prager

    Im Rahmen dieses Projektes hat sich der Mitarbeiter während seines Feldaufenthaltes in Bima der Erforschung der sozialen Organisation und rituellen Struktur der Mbojo-Gesellschaft gewidmet. Im Einzelnen wurden die Verwandtschaftsterminologie, der Entwicklungszyklus sozialer Gruppen und das damit verbundene Tauschsystem untersucht, ferner die soziale und kosmologische Organisation des Hauses, die Vorstellungen zum Körper und den zentralen kosmologischen Komponenten, zum Reisbau und zum astronomischen Kalender. Darüber hinaus wurden historische Forschungen zum Einfluss des Hinduismus in Bima und zur Islamisierung der Region durchgeführt sowie Forschungen zur sozio-politischen Organisation des bimanesischen Sultanats, der administrativen Struktur, des Ämtersystems, der dualen Herrschaft und der heutigen gesellschaftlichen Rolle des Sultanats.

    Ein Verlängerungsantrag für dieses Projekt wird der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Kürze vorgelegt.
     

  4. Traditionelle Gemeinwesen der Tai und ihre Bedeutung für Prozesse vorkolonialer Staatenbildung
     

    Projektleiter: Prof. Dr. R. Emmerich und Prof. Dr. V. Grabowsky; Forscherinnen: PD Dr. F.-M. Liew und J. Raendchen, M.A.

    Im Rahmen dieses Projektes haben die beiden Mitarbeiterinnen folgenden Arbeiten durchgeführt:

    Dr. Foon Ming Liew hat die erste Fassung der annotierten Bibliographie zu chinesischen Quellen über die Tai-Völker sowie die Übersetzung des Leshi-Manuskriptes (Geschichte von Müang Le) fertiggestellt. Sie hat außerdem verschiedene Fassungen dieser Schrift einem Vergleich unterzogen. Des Weiteren konnte eine Übersetzung und Kommentierung des Werkes "A Recension of the Genealogy of the Cheli Pacification Commissioners" fertiggestellt werden. Für die kommenden Wochen plant Dr. Foon Ming Liew zwei Konferenzvorträge (Konferenzen in Dehong und Singapore) zu erarbeiten.

    Jana Raendchen hat die Liste französischer Dokumente über Laos (Archiv in Aix-en-Provence und EFEO Paris) fertiggestellt. Die genannten Dokumente sollen noch sachlich erschlossen und als Dokumentation für eine Veröffentlichung aufbereitet werden. Die laotischen Handschriften aus Thailand und Laos wurden sachlich erschlossen und es konnte eine wichtige Handschrift identifiziert werden, welche derzeit transliteriert und übersetzt wird.

Auch in diesem Jahr waren mehrere Gastwissenschaftler auf Einladung der Forschergruppe in Münster:

Dr. Gustaaf Houtman (Royal Anthropological Institute, London) war im Wintersemester 2001/02 als Gastwissenschaftler in Münster und bot folgenden Lehrveranstaltungen an: Burmese Buddhism: A general introduction; Politics and religion in contemporary Burma: A closer look.

Dr. Edwin Wieringa (Universität Leiden, Research School CNWS) war im Januar 2002 als Gast der Forschergruppe in Münster und bot folgende Lehrveranstaltung an: Politik und Islam in Indonesien ab 1945.

Dr. Robert Barnes (University of Oxford) nahm als Gast der Forschergruppe an dem gemeinsamen Symposium teil und hielt einen Vortrag zum Thema: Recent Field Research on Adonara: Revelations of a Checkered Political Past.

 

Prof. Dr. J.D.M. Platenkamp
Sprecher der DFG-Forschergruppe