Westfälische Wilhelms-Universität Münster: Forschungsbericht 2003-2004 - Institut für Kernphysik

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2003 - 2004

 

 
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Institut für Kernphysik

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www: uni-muenster.de/Physik/KP
Wilhelm-Klemm-Str. 9
48149 Münster
Geschäftsführender Direktor: Prof. Dr. Johannes P. Wessels

Forschungsschwerpunkte 2003 - 2004  
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Mesonenproduktion nahe der Erzeugungsschwellen
 
Die Produktion von Mesonen und Mesonenpaaren in elementaren Proton-Proton-, Proton-Neutron- sowie in Proton-Deuteron-Stößen steht im Mittelpunkt der Forschungsaktivitäten dieser Arbeitsgruppe. Motiviert werden derartige Messungen durch die Tatsache, dass die relevanten Produktionsmechanismen und deren relative Stärke weitestgehend unverstanden sind, obwohl die Mesonen, die Gegenstand der Untersuchungen sind, schon seit längerem bekannt sind. Darüber hinaus wird die Struktur einiger dieser "bekannten" Mesonen auch heute noch kontrovers diskutiert, so dass Studien zu deren Produktion einen wichtigen Beitrag zur Beantwortung vieler offener Fragen liefern können. Von besonderem Interesse sind dabei Untersuchungen nahe der Erzeugungsschwellen der Mesonen, da aufgrund der geringen Relativimpulse der Ejektile deren Endzustandswechselwirkungen besonders ausgeprägt sind und somit effizient untersucht werden können. Ein weiterer wichtiger Aspekt dieser Messungen ist die Möglichkeit, Produktionsmechanismen detailliert untersuchen zu können, da, bedingt durch die geringen Impulse der auslaufenden Teilchen im Schwerpunktsystem, höhere Partialwellen stark unterdrückt sind und somit sehr saubere kinematische Bedingungen vorliegen. Die beschriebenen Studien stellen hinsichtlich der experimentellen Durchführung eine große Herausforderung dar. Da die Produktionswahrscheinlichkeiten nahe der Produktionsschwellen stark energieabhängig sind und direkt an der Schwelle verschwinden, werden sowohl an die Qualität des Beschleunigerstrahls als auch des verwendeten Targets höchste Anforderungen gestellt, um Präzisionsdaten zu erhalten. Am Forschungszentrum Jülich wurde für derartige Experimente das Protonensynchrotron COSY aufgebaut, welches Protonen auf Impulse bis etwa 3.7 GeV/c beschleunigen kann. Die Güte des Beschleunigers äußert sich unter anderem in der hohen Impulsschärfe des beschleunigten Protonenstrahls, welche durch den Einsatz einer stochastischen Strahlkühlung erreicht wird. Die Experimente COSY-11 und ANKE, an denen unsere Arbeitsgruppe aktiv beteiligt ist, stellen zwei Installationen am internen COSY-Protonenstrahl dar, welche für die Durchführung der zuvor beschriebenen Experimente optimiert sind. Die in beiden Experimenten verwendeten Clusterstrahltargets wurden im Institut für Kernphysik der Universität Münster speziell für den Einsatz in derartigen Experimenten entwickelt und optimiert. Bei derartigen Targets wird ausgenutzt, dass Gase wie z. B. Wasserstoff oder Deuterium Cluster bilden können, wenn sie unter hohem Druck (etwa 17 bar) und niedrigen Arbeitstemperaturen (etwa 30 K) durch enge Laval-Düsen mit Durchmessern von etwa 16 μm strömen. Separiert man diese Clusterstrahlen vom umgebenden Gasstrahl, erhält man einen idealen Targetstrahl, der sich geradlinig in einer Vakuumkammer unter Beibehaltung von UHV-Bedingungen ausbreiten kann. Sowohl das Design als auch die Betriebsparameter dieser Targetinstallationen wie Grösse der verwendeten Düsen, Gasdruck und Düsentemperatur stützen sich auf Ergebnisse, die in Münster in umfangreichen Studien an einem Test-Clusterstrahltarget gewonnen wurden. Darüber hinaus werden weitere detaillierte Untersuchungen zur Optimierung von Clusterstrahltargets durchgeführt, mit dem Ziel, Clusterquellen mit maximalen Targetstrahldichten für zukünftige Beschleunigerexperimente zu entwickeln.

Schwerpunkt der Untersuchungen unserer Arbeitgruppe im Rahmen des COSY-11 Experiments stellen Messungen zur Produktion von η- und η'-Mesonen dar. In elementaren Proton-Proton-Streuexperimenten konnten bei verschiedenen Überschußenergien totale und differentielle Wirkungsquerschnitte bestimmte werden, die die Lücke zwischen bisher verfügbaren Datensätzen bei sehr niedrigen bzw. bei hohen Anregungsenergien schließen. Mit Hilfe dieser Daten konnte die Beobachtung gefestigt werden, dass der ppη'-Endzustand im Energiebereich von der Erzeugungsschwelle bis hinauf zu einer Überschußenergie von etwa 150 MeV wesentlich von der Nukleon-Nukleon-Endzustandswechselwirkung dominant bestimmt wird, während Effekte der η'-Proton-Wechselwirkung unterhalb der Nachweisgrenze liegen. Dieses Ergebnis weicht damit deutlich von entsprechenden Messungen zur η-Mesonenproduktion im pp-Stoß ab, wo eine starke Meson-Nukleon-Wechselwirkung beobachtet wird. Um detaillierte Informationen über diese Wechselwirkung zwischen η-Mesonen und Kernmaterie zu erhalten, wurden Messungen zur Produktion von μ-Mesonen in Proton-Deuteron-Stößen durchgeführt, welche derzeitig analysiert werden und quantitative Rückschlüsse auf die Stärke der Wechselwirkung zulassen.

Im Rahmen des Experiments ANKE an COSY lag ein Schwerpunkt der Arbeitsgruppe in der Durchführung von Experimenten zur η-Mesonenproduktion in Proton-Neutron-Streuexperimenten. Als Neutronentarget diente dabei ein Deuteronentarget in Form eines Deuterium-Clusterstrahls, wobei Reaktionen selektiert wurden, bei denen das Proton des Deuterons nur als Zuschauer ("Spectator") agierte und somit die quasifreie pn-Streuung untersucht werden kann. Darüber hinaus wurden in Ergänzung der Studien an COSY-11 nun auch Messungen an ANKE zur η-Mesonenproduktion in Proton-Deuteron-Stößen vorbereitet. Diese Messungen wurden im Frühjahr 2005 durchgeführt und werden aktuell analysiert.

Drittmittelgeber:

Forschungszentrum Jülich (COSY-054), Europäische Union (Integrated Infrastructure Initiative, JRA7)

Beteiligte Wissenschaftler:

Prov.-Doz. Dr. A. Khoukaz (Leiter), Dipl.-Phys. H.-H. Adam, Dr. N. Lang, Dipl.-Phys. T. Mersmann, Dipl.-Phys. A. Täschner, Dipl.-Phys. T. Rausmann

Veröffentlichungen:

S. Yaschenko et al. (ANKE Kollaboration), incl. A. Khoukaz, N. Lang, T. Mersmann (Univ. Münster) Measurements of the Analyzing Power in p(pol)d->(pp)n with a Fast Forward 1S0-Diproton Eingereicht bei Phys. Rev. Lett.

P. Kowina et al. (COSY-11 Kollaboration), incl. H.-H. Adam, A. Khoukaz, C. Quentmeier, R. Santo, S. Steltenkamp (Univ. Münster) Energy dependence of the Λ/Σproduction cross section ratio in p-p interactions Eur. Phys. J. A 22 (2004) 293-299

M. Büscher et al. (ANKE Kollaboration), incl. N. Lang, (Univ. Münster) Inclusive K+-Meson Production in Proton-Nucleus Interactions Eur. Phys. J. A 22 (2004) 301-317

S. Barsov et al. (ANKE Kollaboration), incl. A. Khoukaz, N. Lang, T. Mersmann (Univ. Münster) Near-Threshold Production of Omega Mesons in the pn->dω Reaction Eur. Phys. J. A 21 (2004) 521

A. Khoukaz et al. (COSY-11 Kollaboration), incl. H.-H. Adam, I. Geck, N. Lang, T. Lister, C. Quentmeier, R. Santo, A. Täschner (Univ. Münster) Total and Differential Cross Sections for the pp->ppη ' Reaction Near Threshold Eur. Phys. J. A 20 (2004) 345-350

P. Moskal et al. (COSY-11 Kollaboration), incl. H.-H. Adam, A. Khoukaz, R. Santo, S. Steltenkamp, A. Täschner (Univ. Münster) Experimental Study of pp Dynamics in the pp->ppη Reaction Phys. Rev. C 69 (2004) 025203

V. Kleber et al. (ANKE Kollaboration), incl. A. Khoukaz, N. Lang (Univ. Münster) a0+(980)-Resonance Production in pp->dK+K0 Reactions Close to Threshold Phys. Rev. Lett. 91 (2003) 172304

P. Moskal et al. (COSY-11 Kollaboration), incl. H.-H. Adam, A. Khoukaz, T. Lister, C. Quentmeier, R. Santo, A. Täschner (Univ. Münster) Upper Limit for the Cross Section of the Overlapping Scalar Resonances f0(980) and a0(980) Produced in Proton-Proton Collisions in the Range of the Reaction Threshold J. Phys. G 29 (2003) 2235-2246

V. Komarov et al. (ANKE Kollaboration), incl. A. Khoukaz, N. Lang, R. Santo (Univ. Münster) Proton-Induced Deuteron Breakup at GeV Energies with Forward Emission of a Fast Proton Pair Phys. Lett. B 553 (2003) 179-185

 

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