Polarforschung
Nutzung von Satellitenfernerkundungsdaten in Kombination mit numerischen Modellen der Eisdynamik zur
Erfassung von Massenbilanzkerngrößen antarktischer Inlandeis-/Schelfeissysteme
Ein verstärkter Abfluß von kontinentalen Eismassen aufgrund von regionaler oder globaler
Klimaerwärmung trägt maßgeblich zur erwarteten Meeresspiegelerhöhung bei sowie zu
erhöhter Frischwasserzufuhr in die Ozeane. Im Rahmen dieses an der Universität Münster im
Februar 2004 begonnenen 3-jährigen Forschungsprojektes werden verbesserte Massenbilanzen
antarktischer Inlandeis/Schelfeis-Systeme mittels eines numerischen Fließmodells abgeleitet. Insbesondere
werden durch Klimaveränderungen bedingte Änderungen in Eisdynamik und Massenbilanz
simuliert. Die Massenbilanz wird aus Mächtigkeitsverteilung und vertikalem Geschwindigkeitsprofil durch
den Eiskörper an der Aufsetzlinie bestimmt, von wo aus ozeanwärts sämtliches Eis als
Schelfeis weiterfließt und schließlich abschmilzt. Wir arbeiten
an zwei unterschiedlichen Projektbereichen: Zum einen führen wir eine neue Übergangszone um die
Aufsetzlinie ein, für die wir in höherer 3-dimensionaler Auflösung den Übergang
zwischen von basalen Scherspannungen dominiertem Eisfluß (Inlandeis) zu vertikal scherspannungsfreien
Fluß (Inlandeis) simulieren. Eine Erfassung dreidimensionaler Abhängigkeiten im Spannungsfeld ist
wichtig insbesondere fuer eine realistische Darstellung kleinräumiger Gesteinsuntergrundtopographie.
Zum anderen soll das Fließmodell so modifiziert werden, daß es durch flächendeckenden
Einsatz von fernerkundeter Oberflächentopographie und Oberflächengeschwindigkeiten
angetrieben wird, wodurch dann zeitliche Änderungen in Dynamik und Massenbilanz mit Hilfe des
Fließmodells berechnet werden können. Topographie wird aus Radar- bzw. Laseraltimetrie
satellitengestützter Systeme erhalten, Geschwindigkeiten mittels SAR-Interferometrie. Testgebiete mit
auch akzeptabler Abdeckung von in-situ Daten sind das Nivlisen sowie das Riiser-Larsenisen/Brunt Ice Shelf im
Weddellmeerbereich der Antarktis. Der Projektpartner TU Dresden ist für die Aufbereitung und
Bereitstellung dieser Daten zuständig. Von interferometrischen Altrimetriedaten des im Herbst 2005
startenden Cryosat der ESA erwarten wir neben einer deutlichen Auflösungsversserung auch die
Vermessung der steilen und deshalb bisher für Radarverfahren unzugänglichen klimasensiblen
Bereiche der Aufsetzlinien.
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen:
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