Arbeitsbereich Prof. Dr. P. Zwitserlood
Gesichtererkennung und deren Beeinträchtiung
Gesichtererkennung ist eine extrem schnelle und zuverlässige Leistung des menschlichen Kognitionssystems. Den Zusammenbruch dieser Funktion nennt man
Prosopagnosie, wobei man zwischen erworbener und entwicklungsbedingter Prosopagnosie unterscheidet. Letztere muss man in zwei weitere Formen unterteilen, eine
Form, die auf Hirnverletzungen im weitesten Sinne während der frühen Kindheit zurückzuführen ist, und eine vermutlich kongenitale Form.
Unsere Studien beschränken sich auf Probanden mit kongenitaler Prosopagnosie. Nach einer ausführlichen Diagnostik wurden Gesichter- und
Objekterkennungsprozesse durch Messung von Augenbewegungen und Wiedererkennensleistungen untersucht. Die Leistungen der prosopagnostischen Probanden werden
mit den Leistungen von Normalen verglichen. Unsere Studien zeigten, dass sich kongenitale Prosopagnostiker vor allem bei der Identifikation von bestimmten Gesichtern
von Kontrollen unterscheiden. Andere Funktionen der Gesichtererkennung, wie Bestimmung des emotionalen Ausdrucks oder Lippenlesen waren i.A. weniger
beeinträchtigt, zeigten jedoch bei einigen Personen Auffälligkeiten. Beim Lernen und Wiedererkennen von Gesichtern widmeten Kontrollprobanden vor allem
den Augen von Gesichtern ihre Aufmerksamkeit, wohingegen Prosopagnostiker sich mehr auf äußere Gesichtsbereiche konzentrierten. Auf Grundlage dieser
Studien werden in Zusammenarbeit mit dem Institut für Biomagnetismus und Biosignalanalyse die neuronalen Korrelate der Gesichtererkennung und ihrer
Beeinträchtigung untersucht. Dazu werden eine Reihe von Anträgen erstellt, bei denen diese Phänomen aus unterschiedlichen Perspektiven
interdisziplinär untersucht werden soll.