Neuroimaging
Die Rolle des Hippokampus der sprachdominanten Hemisphäre beim Sprachlernen: eine
ereigniskorrelierte funktionelle Magnetresonanztomographiestudie
Zusammenfassung:
Für die Vorhersage des Erfolges eines intensiven Sprachtrainings bei Patienten mit Aphasie ist jedoch
das Wissen über die am initialen Lernen beteiligten Hirnstrukturen entscheidend. Bei Fehlen dieser
lernkritischen Funktionen werden sprachtherapeutische Bemühungen mittelfristig vergeblich bleiben,
selbst wenn die für den Abruf des Wortwissens relevanten Hirnstrukturen funktionell intakt sind. In einer
kürzlich abgeschlossenen funktionell bildgebenden Untersuchung wurden 14 gesunde
erwachsene Probanden während fKST in einem von uns entwickelten Miniatur-Lexikon trainiert. Jeder
Proband nahm dabei an zwei Bedingungen teil. In der einen Bedingung lernten die Probanden in 5
Blöcken ein neues Vokabular von 45 Objektnamen. Das Lernprinzip dieser assoziativen
"Lernbedingung" bestand in einer höheren gemeinsamen Auftretenswahrscheinlichkeit von "korrekten"
Objekt-Pseudowort-Paaren im Vergleich zu "inkorrekten" Kopplungen (s.o.). Zur Kontrolle unspezifischer
physiologischer Aktivierung im Verlauf des Trainings nahm jeder Proband auch an einer
"Nicht-Lernbedingung" teil. Hier wurde ein im Hinblick auf linguistische Kriterien vergleichbares Set von 45
Pseudowörtern mit 45 Objekten gepaart. Da jede Kopplung nur ein einziges Mal auftrat, fehlte hier
jedoch ein Lernprinzip. Die Lernleistung der Lernbedingung stieg linear von 52 Prozent im ersten Block
(entspricht Zufallsniveau) auf 81 Prozent im fünften Block. Die Probanden konnten die neuen
Wörter darüber hinaus erfolgreich in die deutsche Sprache übersetzen und auch frei
produzieren, wenn das zugehörige Objekt in Isolation dargeboten wurde. Der zunehmende Lernerfolg
ging mit einer linearen Aktivitätsabnahme im linken Hippokampus und mit einer linearen Zunahme im
linken inferioren parietalen Kortex einher. Ein funktioneller Zusammenhang zwischen den
Aktivitätsänderungen im linken Hippokampus und im linken inferioren parietalen Kortex wurde
durch eine funktionelle Konnektivitätsanalyse gestützt. Personen mit höherer Aktivität
des linken Hippokampus im Verlauf des Lernens wiesen zudem bessere lexikalisch-semantische
Fähigkeiten in ihrer Muttersprache auf (verbale semantische Wortflüssigkeit, Wortschatztest aus
dem HAWIE-R) und lernten das neue Vokabular effizienter (alle r>0.62, p<0.05). Die Stärke der
Hippokampusaktivierung der sprachdominanten Hemisphäre beim lexikalischen Lernen scheint somit ein
stabiler Marker für individuelle Unterschiede in der Spracherwerbsbefähigung zu sein und
könnte somit einen prognostisch relevanten Faktor für den Sprachwiedererwerbserfolg bei Aphasie
darstellen.
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