Westfälische Wilhelms-Universität Münster: Forschungsbericht 2003-2004 - Medizinische Klinik und Poliklinik D

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2003 - 2004

 

 
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Medizinische Klinik und Poliklinik D

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e-mail: pavensth@mednet-uni-muenster.de
www: medweb.uni-muenster.de/institute/medpol/
Albert-Schweitzer-Strasse 33
48149 Münster
Direktor: Prof. Dr. H.-J. Pavenstädt

Forschungsschwerpunkte 2003 - 2004  
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Experimentelle Nephrologie
Rolle der kleinen, leucinreichen Proteoglycane: Decorin und Biglycan, bei renaler Inflammation und Fibrose

 
Zentrales Anliegen unserer wissenschaftlichen Vorhaben ist die Untersuchung der kleinen, leucinreichen Proteoglycane (Small Leucine-rich Proteoglycan: SLRP), denen man bislang als Komponenten der extrazellulären Matrix primär Funktionen bei der Assemblierung und Organisation verschiedener Matrixbetandteile zugedacht hat. Wir postulieren hingegen, dass SLRPs durch Bindung von Zytokinen und Wachstumsfaktoren sowie durch eigenständiges Signaling zentrale zellbiologische Funktionen, wie Proliferation, Differenzierung und Apoptose sowie Zellmigration/Infiltration und Neoangiogenese beeinflussen können.

1. Einfluss von Decorin und Biglycan auf die renale Fibrose
Die beiden Proteoglycane Decorin und Biglycan sind zur Bindung aller TGF-ß-Isoformen befähigt und beeinflussen dabei in zum Teil noch kontrovers diskutierter Weise die Zytokin-Aktivität. Hinsichtlich der Expression und Immunolokalisation von Decorin und Biglycan in der normalen Niere (Maus, Ratte, Mensch) fand sich ein zellspezifisches Expressionsmuster, was dafür spricht, dass jedem dieser Proteoglycane unterschiedliche physiologische und pathophysiologische Aufgaben zukommen. Durch Untersuchungen zum Turnover der SLRPs in der normalen Niere konnten wir nachweisen, dass die beiden Proteoglycane sowohl via Rezeptor-vermittelter Endozytose als auch durch Filtration über die glomeruläre Basalmembran aus dem Mesangium eliminiert werden. Befunde bei den og. experimentellen Modellen fibrosierender Nierenerkrankungen wie auch bei menschlichen Glomerulonephritiden und diabetischer Nephropathie lassen vermuten, dass die antifbrotische Wirkung von Decorin nicht durch eine direkte Inaktivierung von TGF-ß1, sondern eher indirekt durch Elimination von TGF-ß1 in Form von Decorin-TGF-ß-Komplexen via Urin und Blutstrom oder durch Sequestrierung des Zytokins in der mesangialen Matrix durch an Collagen-I gebundenes Decorin zustande kommt. In einem Modell einer durch Ureterligatur erzeugten interstitiellen Nephritis bei Decorin-defizienten Mäusen konnten wir nachweisen, dass die renoprotektive Wirkung von Decorin zusätzlich auch durch TGF-ß-unabhängige Mechanismen vermittelt ist. Bemerkenswerterweise kommt es bei den ureterligierten Decorin-defizienten Mäusen nicht zu einer permanenten Hydronephrose (wie es bei WT Mäusen der Fall ist), sondern es entwickelt sich eine Schrumpfniere auf dem Boden einer weitaus schwereren tubulären Schädigung. Dies war durch Abnahme von p27 KIP1, Überexpression der Initiator-Caspase-8 und Effektor-Caspase-3 sowie einer hieraus resultierenden erhöhten Apoptoserate bedingt. In späteren Stadien war TGF-ß1 überexprimiert, und es fand sich eine erhöhte Synthese von Biglycan und eine deutlich ausgeprägtere interstitielle Infiltration von Makrophagen. Zusätzlich war die Expression der a1-Kette für Typ-I-Collagen in den atrophischen Decorin-defizienten Nieren erhöht, der Collagengehalt jedoch erniedrigt. Diese Befunde lassen vermuten, dass Decorin neben der Modulation von TGF-ß-Aktivität auch eine biologisch wichtige Bedeutung bei der Regulation von Apoptose, renaler Inflammation und Fibrogenese zukommt.

2. Nitric Oxide (NO) reguliert Biglycan in Mesangialzellen
In Zusammenarbeit mit Prof. J. Pfeilschifter (Pharmazentrum, Universität Frankfurt) haben wir überaschenderweise gefunden, dass die Genexpression von Biglycan sowohl in vitro wie auch in vivo in Mesangialzellen durch NO reguliert wird. Dabei hat Biglycan: i) antiapoptotische Wirkungen, die auf einer Stimulation der Effector-Caspase-3 beruhen ii) antiproliferative Effekte bei PDGF-BB-stimulierter Proliferation von Mesangialzellen und iii) antiadhesive Wirkungen auf Mesangialzellen, die durch Bindung von Biglycan an Typ-I-Kollagen und Fibronectin (nativ, heparinbindente C- oder N-Terminale Domäne und zellbindente Domäne) entstehen. Weitere Forschungsziele: Untersuchungen, inwieweit Biglycan auch in anderen Zelltypen durch NO reguliert wird (z.B. Makrophagen, Endothelzellen und tubuläre Epithelzellen). Überprüfung, welchen Einfluss Biglycan auf Apoptose, Migration und Infiltration von Makrophagen bei inflammatorischen Prozessen hat.

3. Einfluss von Decorin auf die Neoangiogenese
Bedingt durch die komplexen Interaktionen, die die Aufklärung der antifibrotischen Wirkungen von Decorin unter in vivo Bedingungen erschweren, wurde der folgende Teil der Untersuchungen unter Zuhilfenahme eines in vitro Modells durchgeführt. Als experimentelles System haben wir Endothelzellen gewählt, die normalerweise kein Decorin exprimieren und erst durch adenovirale Transfektion mit einem Decorin-Gen in die Lage versetzt wurden, dieses Proteoglycan zu produzieren. In Zusammenarbeit mit Frau Priv.-Doz. E. Schönherr (Univ. of Wales, Cardiff, UK) fanden wir, dass in einem in vitro Neoangiogenese-Modell Decorin-exprimierende Endothelzellen im Vergleich zu Kontrollzellen eine geringere Apoptoserate aufweisen, und dass sie ferner in der Lage sind kapillarähnliche Strukturen in Kollagenmatrices auszubilden. Das Auftreten, der von Endothelzellen ausgekleideten Hohlräume, war von einer Decorin-vermittelten Induktion und Aktivierung von Matrix-Metalloproteinasen (MMP-1, MMP-2, MMP-14) begleitet. Die dem Decorin zugeschriebenen anti-apoptotischen Effekte wurden sowohl über Aktivierung von p21WAF1/CIP1 und Akt/Protein-Kinase B als auch über p27KIP1 induziert. Durch in vivo Untersuchungen in einem Neoangiogenesemodell an der Cornea von Decorin-defizienten Mäusen konnten wir zeigen, dass ein Mangel an Decorin zu einer Verzögerung der Gefäßneubildung führt, die nicht bei Biglycan- oder Fibromodulin-defizienten Mäusen beobachtet wurde. Dabei zeigen alle drei Arten von SLRP-defizienten Mäusen Veränderungen der Architektur der Kollagenfibrillen im cornealen Stroma, die aber die Transparenz der Cornea nicht beeinflussten. In diesem Modell erwies sich Decorin als potenter Regulator der Neoangioneogenese, während dies für Biglycan nicht der Fall war. Weitere Forschungsziele: Untersuchungen zum Signalübertragungsweg von Decorin bei Endothelzellen (z.B durch einen Endozytose-Rezeptor oder Rezeptoren der IGF- bzw. ErbB-Familie). Therapeutischen Beeinflussung der Gefäßneubildung durch Induktion/Repression von Decorin (in vivo bei Decorin-defizienten bzw. -überexprimierenden Mäusen und bei Mäusen mit Endothelzell-selektiver Decorinexpression).

4. Einfluss von Decorin, Perlecan und VEGF auf das Wachstum von Tumorzellen
In Zusammenarbeit mit Frau Prof. P. Lemarchand (INSERM E0016) und Prof. R.V. Iozzo (Thomas Jefferson University, Philadelphia) haben wir festgestellt, dass durch eine adenovirale Tranfektion mit Decorin das Wachstum von Tumorzellen in vitro und in vivo bei nackten Mäusen erheblich reduziert werden kann. Diese Effekte wurden durch Rezeptoren der ErbB-Familie und durch p21 vermittelt und betrafen vor allem Proliferation und Apoptose der Tumorzellen. In Kollaboration mit Prof. J. Couchman (Imperial College, London, UK) arbeiten wir derzeit mit Perlecan- und VEGF-antisense-Konstrukten bei epidermalen Carcinomen an nackten Ratten, mit dem Ziel durch Inhibition der Perlecan bzw. VEGF-Synthese Tumorwachstum in vivo zu unterdrücken. Weitere Forschungsziele: Identifizierung derjenigen Signalübertragungswege, die für die von Decorin vermittelten Effekt an Tumorzellen verantwortlich sind. Beurteilung des Einflusses von Decorin auf Endothelzellen und deren Verhalten bei Tumor-bedingter Neoangiogenese.

Drittmittelgeber:

Innovative Medizinische Forschung, Interdisziplinäres Zentrum für Klinische Forschung, SFB 492, Extrazelluläre Matrix

Beteiligte Wissenschaftler:

PD Dr. Liliana Schaefer & Prof. Dr. Roland M Schaefer

Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftlern

Kooperationen innerhalb der Universität: Prof. Dr. P. Bruckner und Mitarbeiter, Institut für Physiologische Chemie und Pathobiochemie, Prof. Dr. J. Peter-Katalinic, Institut für Medizinische Physik und Biophysik, Prof. Dr. H. Robenek, Institut für Arterioskleroseforschung, PD Dr. Brunner, Fachklinik Hornheide, Abt. Tumorforschung.

Externe Kooperationen: Prof. Dr. J. Pfeilschifter, Pharmazentrum Frankfurt, J.W. Goethe Universität, Frankfurt/Main, Prof. Dr. H.-J. Gröne, Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg, histopathologische Spezialdiagnostik, Dr. R. V. Iozzo, Thomas Jefferson University, Dept. Pathology & Cell Biology, Philadelphia, Dr. E. Schönherr, University of Wales, Medical College, Dental School, Cardiff, UK, Dr. P. Lemarchand, INSERM E0016, Paris, France, Dr. J. R. Couchman, Division of Biomedical Sciences, Imperial College School of Medicine, London, UK, Dr. R. M. Mason, Division of Biomedical Sciences, Imperial College School of Medicine, London, UK, Dr. M. F. Young, National Institutes of Health, National Institute of Dental and Craniofacial Research, Bethesda, MD, Dr. A. Oldberg, Dept. Cell and Molecular Biology, Univ. of Lund, Sweden,

 

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