Herzrhythmusstörungen: Elektrophysiologische Untersuchungen
Klinische und elektrophysiologische Charakterisierung von Patienten mit Brugada-Syndrom und QT-Syndrom
Die Brüder Josep und Pedro Brugada beschrieben 1992 eine Gruppe von acht, ansonsten herzgesunden Patienten mit ventrikulären Tachyarrhythmien und
einem atypischen Rechtsschenkelblock sowie ST-Hebungen rechts präcordial in den EKG-Ableitungen. Zur Kennzeichnung von Patienten mit Synkopen und/oder
überlebten plötzlichem Herztod mit diesen EKG-Veränderungen hat sich in der Literatur der Begriff Brugada-Syndrom durchgesetzt. Das
Brugada-Syndrom wird heutzutage als eine Ionenkanalerkrankung verstanden, die zumindest bei einem Teil der Patienten autosomal dominant vererbt wird. Die Zahl der
weltweit identifizierten Patienten mit ähnlicher Klinik und EKG-Veränderungen, die häufig lediglich transient auftreten, wächst kontinuierlich.
Zum besseren Verständnis der Pathophysiologie, Arrhythmogenese und Risikostratifizierung beim Brugada-Syndrom wurden zahlreiche klinische Studien
durchgeführt. Untersuchungen zur adrenergen Innervation des Myokards mittels quantifizierender Positronen-Emissionstomographie konnten weltweit erstmals eine
autonome Dysfunktion des Myokards bei Patienten mit Brugada Syndrom nachweisen und damit wichtige neue Informationen zur Pathophysiologie liefern. Des Weiteren
wurde der Aussagewert einer medikamentösen Provokation (Ajmalin) zur Demaskierung typischer EKG-Veränderungen sowie der invasiven
elektrophysiologischen Diagnostik bei Patienten mit Brugada-Syndrom untersucht. Die einzige erwiesene Maßnahme zur Verhinderung des plötzlichen
Herztodes bleibt derzeit der implantierbare Kardioverter/Defibrillator (ICD). Da die charakteristischen EKG-Veränderungen vielfach auch bei asymptomatischen
Patienten beobachtet werden, stellt sich zukünftig vor allem die Frage, wer von diesen Patienten einen ICD benötigt und welche diagnostischen
Maßnahmen bei der Risikostratifizierung helfen. Hierzu wurden europäische Multizenterstudien initiiert.
Das QT-Syndrom
ist durch eine im Oberflächen EKG nachweisbare abnorme Verlängerung der QT-Zeit und das spontane Auftreten ventrikulärer Tachyarrhythmien
(Torsade de Pointes) charakterisiert. Die vor einigen Jahren begonnene, systematische Charakterisierung von Patienten mit angeborenen und erworbenen QT-Syndromen
wurde fortgesetzt. Dabei wurden insbesondere Untersuchungen zur Identifizierung und Risikostratifizierung bei Familien mit angeborenem QT-Syndrom im
12-Kanal-Oberflächen-EKG durchgeführt. Es zeigte sich, dass das Ausmaß der QT-Dispersion als Maß für eine gesteigerte
Inhomogenität der Erregungsrückbildung bei von einem QT-Syndrom betroffenen Patienten im Vergleich zu Normalpersonen deutlich erhöht ist. In
einer multivariaten Analyse bei genotypisierten QT-Patienten zeigte sich, dass das Produkt aus der QT-Dispersion und dem Mittelwert der QT-Intervalle aller 12
EKG-Ableitungen ein unabhängiger, zusätzlicher Marker für symptomatische QT-Patienten ist. In einzelnen EKG-Ableitungen erwiesen sich die
Ableitungen II sowie die links präkordialen Ableitungen als besonders aussagekräftig hinsichtlich diagnostischer und prognostischer Bedeutung. Da bei
LQT-3-Patienten eine wirksame gen-spezifische Therapie mit einem Natriumkanalblocker (Mexiletin) beschrieben ist, untersuchten wir die Wirkung von Mexiletin auch
bei anderen Genotypen des QT-Syndroms. Erste Ergebnisse zeigen, dass Mexiletin auch bei anderen Genotypen wirksam sein kann. Patienten mit implantierbarem
Cardioverter/Defibrillator (ICD) sowohl mit angeborenem als auch mit erworbenem QT-Syndrom haben wir Langzeit nachbeobachtet. Insbesondere für die Pat mit
angeborenem QT-Syndrom ergeben sich hieraus Konsequenzen für die Programmierung, wie z.B. eine längere Detektionszeit zur Unterdrückung
inadäquater Schockabgaben.
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
Kooperationspartner innerhalb der Medizinischen Fakultät und an der Universität Münster:
Leibniz-Institut für
Arterioskleroseforschung (LIFA) an der Universität Münster, Institut für Pharmakologie und Toxikologie, Klinik und Poliklinik für
Nuklearmedizin, Institut für Rechtsmedizin, Klinik und Poliklinik für Kinderheilkunde (Pädiatrische Kardiologie)
Veröffentlichungen:
|