Westfälische Wilhelms-Universität Münster: Forschungsbericht 2003-2004 - Medizinische Klinik und Poliklinik C

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2003 - 2004

 

 
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Medizinische Klinik und Poliklinik C

Tel. (0251) 83-47617
Fax: (0251) 83-47864
e-mail: g.breithardt@uni-muenster.de
www: medc.uni-muenster.de/medc/
Albert-Schweitzer-Str. 33
48149 Münster
Direktor: Univ.-Prof. Dr. Med. Günter Breithardt

Forschungsschwerpunkte 2003 - 2004  
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Herzrhythmusstörungen: Elektrophysiologische Untersuchungen
Klinische und elektrophysiologische Charakterisierung von Patienten mit Brugada-Syndrom und QT-Syndrom

 
Die Brüder Josep und Pedro Brugada beschrieben 1992 eine Gruppe von acht, ansonsten herzgesunden Patienten mit ventrikulären Tachyarrhythmien und einem atypischen Rechtsschenkelblock sowie ST-Hebungen rechts präcordial in den EKG-Ableitungen. Zur Kennzeichnung von Patienten mit Synkopen und/oder überlebten plötzlichem Herztod mit diesen EKG-Veränderungen hat sich in der Literatur der Begriff Brugada-Syndrom durchgesetzt. Das Brugada-Syndrom wird heutzutage als eine Ionenkanalerkrankung verstanden, die zumindest bei einem Teil der Patienten autosomal dominant vererbt wird. Die Zahl der weltweit identifizierten Patienten mit ähnlicher Klinik und EKG-Veränderungen, die häufig lediglich transient auftreten, wächst kontinuierlich. Zum besseren Verständnis der Pathophysiologie, Arrhythmogenese und Risikostratifizierung beim Brugada-Syndrom wurden zahlreiche klinische Studien durchgeführt. Untersuchungen zur adrenergen Innervation des Myokards mittels quantifizierender Positronen-Emissionstomographie konnten weltweit erstmals eine autonome Dysfunktion des Myokards bei Patienten mit Brugada Syndrom nachweisen und damit wichtige neue Informationen zur Pathophysiologie liefern. Des Weiteren wurde der Aussagewert einer medikamentösen Provokation (Ajmalin) zur Demaskierung typischer EKG-Veränderungen sowie der invasiven elektrophysiologischen Diagnostik bei Patienten mit Brugada-Syndrom untersucht. Die einzige erwiesene Maßnahme zur Verhinderung des plötzlichen Herztodes bleibt derzeit der implantierbare Kardioverter/Defibrillator (ICD). Da die charakteristischen EKG-Veränderungen vielfach auch bei asymptomatischen Patienten beobachtet werden, stellt sich zukünftig vor allem die Frage, wer von diesen Patienten einen ICD benötigt und welche diagnostischen Maßnahmen bei der Risikostratifizierung helfen. Hierzu wurden europäische Multizenterstudien initiiert.

Das QT-Syndrom ist durch eine im Oberflächen EKG nachweisbare abnorme Verlängerung der QT-Zeit und das spontane Auftreten ventrikulärer Tachyarrhythmien (Torsade de Pointes) charakterisiert. Die vor einigen Jahren begonnene, systematische Charakterisierung von Patienten mit angeborenen und erworbenen QT-Syndromen wurde fortgesetzt. Dabei wurden insbesondere Untersuchungen zur Identifizierung und Risikostratifizierung bei Familien mit angeborenem QT-Syndrom im 12-Kanal-Oberflächen-EKG durchgeführt. Es zeigte sich, dass das Ausmaß der QT-Dispersion als Maß für eine gesteigerte Inhomogenität der Erregungsrückbildung bei von einem QT-Syndrom betroffenen Patienten im Vergleich zu Normalpersonen deutlich erhöht ist. In einer multivariaten Analyse bei genotypisierten QT-Patienten zeigte sich, dass das Produkt aus der QT-Dispersion und dem Mittelwert der QT-Intervalle aller 12 EKG-Ableitungen ein unabhängiger, zusätzlicher Marker für symptomatische QT-Patienten ist. In einzelnen EKG-Ableitungen erwiesen sich die Ableitungen II sowie die links präkordialen Ableitungen als besonders aussagekräftig hinsichtlich diagnostischer und prognostischer Bedeutung. Da bei LQT-3-Patienten eine wirksame gen-spezifische Therapie mit einem Natriumkanalblocker (Mexiletin) beschrieben ist, untersuchten wir die Wirkung von Mexiletin auch bei anderen Genotypen des QT-Syndroms. Erste Ergebnisse zeigen, dass Mexiletin auch bei anderen Genotypen wirksam sein kann. Patienten mit implantierbarem Cardioverter/Defibrillator (ICD) sowohl mit angeborenem als auch mit erworbenem QT-Syndrom haben wir Langzeit nachbeobachtet. Insbesondere für die Pat mit angeborenem QT-Syndrom ergeben sich hieraus Konsequenzen für die Programmierung, wie z.B. eine längere Detektionszeit zur Unterdrückung inadäquater Schockabgaben.

Drittmittelgeber:

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG; Bonn), Sonderforschungsbereich SFB 556 (Projekte A1, C1, C4), Fondation Leducq (Paris), Ernst und Berta-Grimmke-Stiftung (Düsseldorf), IMF der Medizinischen Fakultät Münster, IZKF Münster, Europäische Kommission (5th Framework Program).

Beteiligte Wissenschaftler:

Priv.-Doz. Dr. med. Lars Eckardt, Univ.-Prof. Dr. Günter Breithardt, Dr. rer. nat. Hans-Jürgen Bruns, Priv.-Doz. Dr. med. Paulus Kirchhof, Dr. med. Julia Köbe, Dr. med. Peter Milberg, Dr. med. Gerold Mönnig, Dr. med. Matthias Paul, Dr. med. Michael Ribbing, Dr. med. Sascha Rolf, Dr. med. Kristina Wasmer, Dr. med. Horst Wedekind, Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Wichter, Priv.-Doz. Dr. med. Eric Schulze-Bahr

Kooperationspartner innerhalb der Medizinischen Fakultät und an der Universität Münster:

Leibniz-Institut für Arterioskleroseforschung (LIFA) an der Universität Münster, Institut für Pharmakologie und Toxikologie, Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, Institut für Rechtsmedizin, Klinik und Poliklinik für Kinderheilkunde (Pädiatrische Kardiologie)

Veröffentlichungen:

Kääb K, Pfeufer A, Hinterseer M, Näbauer M, Schulze-Bahr E (2004) Long QT syndrome: Why does sex matter ? Z Kardiol 93: 641-45.

Kehl HG, Haverkamp W, Rellensmann G, Yelbuz M, Krasemann T, Vogt J, Schulze-Bahr E (2004) Live-threatening neonatal arrhythmia: Successful treatment and confirmation of clinically suspected extreme long QT-syndrome-3. Circulation 109: e205-e206.

Kies P, Wichter T, Schäfers M, Paul M, Schäfers KP, Eckardt L, Stegger L; Schulze-Bahr E, Rimoldi O, Breithardt G, Schober O, Camici, PG (2004) Abnormal myocardial presynaptic norepinephrine recycling in patients with the Brugada syndrome; Circulation 110: 3017-22.

Kirchhof P, Eckardt L, Franz MR, Mönnig G, Loh P, Wedekind H, Schulze-Bahr E, Breithardt G, Haverkamp W (2003) Prolonged atrial action potential durations and polymorphic atrial tachyarrhythmias in patients with long QT syndrome. J Cardiovasc Electrophysiol; 14: 1027-33.

Kirchhof P, Eckardt L, Rolf S, Esperer HD, Paul M, Wichter T, Klein HU, Breithardt G, Böcker D (2004) T-wave alternans does not assess arrhythmic risk in patients with Brugada syndrome; Ann Noninvasive Electrocardiol 9: 162-65.

Kirchhof P, Zellerhoff S, Mönnig G, Schulze-Bahr E (2004) Pauses after burst pacing provoke afterdepolarizations and torsades de pointes in a patient with long QT syndrome. Heart Rhythm 1: 720-23.

Rolf S, Bruns HJ, Wichter T, Kirchhof P, Ribbing M, Wasmer K, Paul M, Breithardt G, Haverkamp W, Eckardt L (2003) The ajmaline challenge in Brugada syndrome: diagnostic impact, safety, and recommended protocol. Eur Heart J 24: 1104-12.

Schulze-Bahr E, Eckardt L, Breithardt G, Seidl K, Wichter T, Wolpert C, Borggrefe M, Haverkamp W (2003) Sodium channel gene (SCN5A) mutations in 44 index patients with Brugada syndrome: different incidences in familial and sporadic disease Hum Mutat 21: 651-52.

Schulze-Bahr E, Zoelch KA, Eckardt L, Haverkamp W, Breithardt G, Borggrefe M (2003) Electrical alternans in long-QT syndrome resembling a 'Brugada-like' ECG PACE 26: 2033-35.

Schulze-Bahr E, Mönnig G, Eckardt L, Wedekind H, Wichter T, Breithardt G (2003) The long QT syndrome: considerations in the athletic population. Curr Sports Med Rep 2: 72-8.

Wedekind H, Mönnig G, Breithardt G, Schulze-Bahr E (2003) Der plötzliche Herztod: Genetische Prädispositionen. Herzschr Elektrophys 14:180-91.

Witzenbichler B, Schulze-Bahr E, Haverkamp W, Breithardt G, Sticherling C, Behrens S, Schultheiss HP (2003) [18-year old patient with anti-epileptic therapy and sudden cardiac death]. Z Kardiol 92: 747-53.

 

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