Westfälische Wilhelms-Universität Münster: Forschungsbericht 2003-2004 - Medizinische Klinik und Poliklinik B

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2003 - 2004

 

 
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Medizinische Klinik und Poliklinik B

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e-mail: domschke@uni-muenster.de
www: medweb.uni-muenster.de/institute/medb/
Albert-Schweitzer-Straße 33
48149 Münster
Direktor: Prof. Dr. med. Dr. h.c. W. Domschke

Forschungsschwerpunkte 2003 - 2004  
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Gastroenterologie
Mechanismen der Proliferation und Metastasierung von Pankreas Adenokarzinomen

 
Die Invasion und Metastasierung von Tumorzellen erfordert die Auflösung von Zell-Zell-Kontakten und die Inaktivierung und Internalisierung von Adhäsionsproteinen. In epithelialen Geweben bestehen diese überwiegend aus E-Cadherin und Proteinen der Catenin-Familie an Adherens Junctions. E-Cadherin verbindet Zellen über Ca2+-abhängige, homophile Bindungen. Intrazellulär verankern - und -Catenin den Komplex am Actin-Zytoskelett. Juxtamembran bindet p120-Catenin an E-Cadherin. Die Funktion von p120-Catenin ist nicht bekannt, neuere Daten zeigen, dass es nicht unmittelbar an der Zelladhäsion, sondern eher an der Regulation des Komplexes durch Tyrosin-Kinasen beteiligt ist. Nach Internalisierung können sowohl -Catenin als auch 120-Catenin über die Bindung an Transkriptionsfaktoren und Translokation in den Zellkern proliferativ wirken. In zahlreichen gastrointestinalen Tumoren ist die Expression des Cadherin-Catenin-Komplexes durch Mutation oder DNA-Methylierung dereguliert, und in Einzelfällen konnten Mutationen im E-Cadherin-Gen als ursächlich für das Entstehen des Tumors belegt werden. Trotz der häufigen Inaktivierung des Cadherin-Catenin-Komplexes in metastasierenden Tumoren findet sich jedoch im überwiegenden Teil der Metastasen eine normale Expression des Zell-Adhäsions-Komplexes. Die endogene Aktivität des Cadherin-Catenin-Komplexes wird durch Tyrosin-Phoshorylierung von E-Cadherin und der Catenine reguliert. Eine Induktion der Tyrosin-Phosphorylierung durch spezifische Protein-Tyrosin-Phosphatase (PTP) Inhibitoren oder Wachstumsfaktoren führt zur Inaktivierung des Komplexes und zur Auflösung von Zell-Zell-Kontakten. Wegen der basalen Aktivität der Tyrosin-Kinasen ist auch eine konstitutive Aktivität von PTPs erforderlich, um den Cadherin-Catenin-Komplex in seinem aktiven, das heißt unphosphorylierten Zustand zu halten. Welche Rolle spezifische PTPs bei der Regulation des Gewebeverbandes von malignen Tumoren oder - bei Störung der Regulation - bei der Metastasierung dieser Tumoren haben, ist bisher unbekannt. Das Verständnis der Regulation des Cadherin-Catenin-Komplexes eröffnet neue Ansätze der Kontrolle der Metastasierung nach Auflösung von Zell-Zell-Kontakten und der Tumorproliferation, verursacht durch Translokation von Cateninen. Unter den Mechanismen der Tumorentstehung und Invasion haben wir zunächst PTP identifiziert, die an der Regulation Wachstumsfaktor-abhängiger Rezeptor-Tyrosin-Kinasen in der Proliferation von Zellinien beteiligt sind. Nach der Etablierung spezifischer Antisense Oligonukleotide konnten wir nachweisen, dass SH2-Domänen enthaltende zytosolische PTPs neben der regulatorischen auch eine aktive Rolle bei der Signalweiterleitung von Rezeptor-Tyrosin-Kinasen spielen. Im Tiermodell konnten wir zeigen, dass eine supramaximale Stimulation mit Cholezystokinin die Adherens Junctions im Pankreas dissoziiert. In diesem kontrollierten Prozess wird der Cadherin-Catenin-Komplex aufgelöst und seine Bestandteile internalisiert. Nach 48 Stunden liegen die Zell-Zell-Kontakte wieder vollständig intakt vor. In diesem Modell der Assoziation und Dissoziation von Zell-Zell-Kontakten konnten wir im laufenden Projekt erstmalig in einem endogenen in vivo System PTPs identifizieren, die an der Regulation des Cadherin-Catenin-Komplexes beteiligt sind. Die membranständige PTP assoziiert an den aktiven Cadherin-Catenin-Komplex. Die zytosolische PTP SHP-1 dagegen bindet nur an internalisierte und Tyrosin-phosphorylierte Proteine des Komplexes, wenn Adherens Junctions aufgelöst sind. Diese Ergebnisse zeigen, dass PTP den Cadherin-Catenin-Komplex im Pankreas konstitutiv in seinem aktiven, unphosphorylierten Zustand hält, während PTP SHP-1 durch Dephosphorylierung der internalisierten Zell-Adhäsionsproteine an der Wiederherstellung der Zell-Zell-Kontakte beteiligt ist. In diesem in vivo Prozess identifizierten wir eine kurze (105 kD) Form des E-Cadherins. Bei diesem Fragment handelt es sich um eine proteolytische Modifikation, die sich sowohl in ihrer intrazellulären Prozessierung, als auch in ihrer Expression an Adherens Junctions vom Wildtyp unterscheidet. Nach Aufreinigung ergab die Peptidsequenzierung dieser E-Cadherin Variante, dass die identifizierte Schnittstelle der Sequenz entspricht, die von PMN-Elastase erkannt wird. Diese Protease wird von infiltrierenden Neutrophilen sezerniert und spielt bei entzündlichen Prozessen eine wichtige Rolle. Wir konnten zeigen, dass die Infusion eines spezifischen PMN-Elastase-Inhibitors die Prozessierung von E-Cadherin in vivo blockiert, und die mit der Infiltration von Leukozyten verbundene Auflösung von Zell-Zell-Kontakten gehemmt wird. In Zellkulturexperimenten mit rekombinanter PMN-Elastase fanden wir, dass diese Elastase nicht aber Pankreas-Elastase E-Cadherin spaltet, und dass diese Prozessierung zu einer Internalisierung des Fragmentes führt. Das internalisierte E-Cadherin wird in der Folge ubiquitinyliert und degradiert. Die Bedeutung von p120-Catenin für die Progression von Pankreastumoren wurde durch die Untersuchung von 32 Tumorproben nach Kausch-Whipple-Resektion unterstrichen. Das Tumorgewebe und Gewebe von 10 gesunden Organspendern als Kontrolle wurde nach p120-Catenin Expression im Northern Blot und nach der p120-Catenin Lokalisation durch Immunhistochemie analysiert. Die Korrelation der gefundenen experimentellen Daten mit klinisch pathologischen Parametern zeigte eine signifikante Übereinstimmung von p120-Catenin Expression und Lokalisation und der mittleren Überlebensrate. In den untersuchten Tumorproben war p120-Catenin gegenüber dem Kontrollgewebe deutlich stärker exprimiert. Im überwiegenden Teil der Tumorproben fand sich p120-Catenin entweder teilweise oder vollständig im Zytosol lokalisiert. Der Grad der zytosolischen Lokalisation korrelierte mit dem Grad der Dedifferenzierung aber nicht mit dem Tumorstaging. Patienten mit überwiegend membranständiger p120-Catenin Lokalisation hatten eine mittlere Überlebenszeit von 24 Monaten, mit überwiegend zytosolischer Lokalisation eine mittlere Überlebenszeit von 9 Monaten. Die Funktion von p120-Catenin in der Proliferation von Pankreas-Tumorzellen wurde durch spezifische Inhibition von p120-Catenin in PaTu 8988 T Zellen untersucht. Wir haben p120-Catenin spezifische siRNAs entwickelt, die innerhalb von 24 h die Expression von p120-Catenin unterdrücken. Die Unterdrückung de p120-Catenin Expression reduzierte die Proliferation der Pankreas-Tumorzellen um mehr als 50 %, gemessen am BrdU-Einbau. Damit war erstmals eine Funktion von p120-Catenin in der Proliferation von Zellen bewiesen. P120-Catenin scheint in der Progression von Pankreastumoren eine entscheidende Funktion auszuüben, und könnte daher ein geeigneter prognostischer Marker sein. Zur Etablierung eines Zellkulturmodels wurden die Proteine des Cadherin/Catenin-Komplexes und die Tyrosin-Phosphatasen PTP und SHP-1 in Pankreas-Tumorzellinien nach Expression und Lokalisation charakterisiert. Dabei fanden wir 2 genetisch identische Tumorzellinien, die sich in der Expression von E-Cadherin und von SHP-1 unterscheiden. Die Zellinien PaTu8988S und PaTu8988T wurden aus der gleichen Metastase eines Pankreas-Tumors isoliert. PaTu8988S exprimiert E-Cadherin und SHP-1 und wächst in großen Insel-artigen Zellverbänden. PaTu 8988T exprimiert weder E-Cadherin noch SHP-1. Diese Zellinie wächst ungeordnet als Einzelzellen, die keine Adherens Junctions ausbilden. Diese Unterschiede bei identischem genetischem Background machen diese Zellinien zu einem idealen System, um die Funktion des Cadherin/Catenin-Komplexes und der assoziierten Protein-Tyrosin-Phosphatasen in der Progression und Metastasierung eines Pankreastumors zu untersuchen. Dazu wurde E-Cadherin retroviral in die Zellen transfiziert, die infizierten Zellinien kloniert und jeweils 3 Klone charakterisiert. In zellbiologischen Tests wurden Proliferation, Tumorigenität und Metastasierungsfähigkeit gemessen. Die Auswirkung der Reexpression von E-Cadherin auf die Genexpression der klonalen Zellinien wurde durch Analyse der transkribierten RNA auf DNA-Arrays untersucht. Schließlich wurde die Morphologie der Zellinien durch Atomic-Force-Microscopy und Raster-Elektronen-Mikroskopie dargestellt. Die vorläufige Auswertung der Ergebnisse zeigt einen Umbau des Zytoskeletts durch E-Cadherin Reexpression in PaTu8988T Zellinien. Gleichzeitig bilden diese Zellen Adherens Junctions aus und können in in vitro Wounding Assays den Zellverband nicht mehr verlassen. Die Expression von 2130 für das Pankreas-Karzinom relevanten Genen ist zwischen den Ausgangszellinien in 198 Fällen verändert, und zwischen PaTu8988T mock und PaTu8988T E-Cadherin in 67 Fällen, darunter verschiedene PTP.

Beteiligte Wissenschaftler:

Prof. Dr. Dr. h.c. W. Domschke, Prof. Dr. M. Lerch, Dr. J. Schnekenburger, Dr. I. Weber, Dr. V. Hlouschek, Dr. S. Turi, PD Dr. J. Mayerle, Dr. P. Simon

Veröffentlichungen:

Mayerle, J., H. Friess, M. W. Buchler, J. Schnekenburger, F. U. Weiss, K. P. Zimmer, W. Domschke and M. M. Lerch. "Up-regulation, nuclear import, and tumor growth stimulation of the adhesion protein p120 in pancreatic cancer." Gastroenterology 2003; 124(4): 949-60.

Weiss, F. U., P. Simon, H. Witt, J. Mayerle, V. Hlouschek, K. P. Zimmer, J. Schnekenburger, W. Domschke, J. P. Neoptolemos and M. M. Lerch. "SPINK1 mutations and phenotypic expression in patients with pancreatitis associated with trypsinogen mutations." J Med Genet 2003; 40(4): e40.

Mooren, F., V. Hlouschek, T. Finkes, S. Turi, I. A. Weber, J. Singh, W. Domschke, J. Schnekenburger, B. Kruger and M. M. Lerch. "Early changes in pancreatic acinar cell calcium signaling after pancreatic duct obstruction." J Biol Chem 2003; 278(11): 9361-9.

 

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