Molekulare Zytogenetik
Entstehungsmechanismen von strukturellen Chromosomenaberrationen
Strukturelle Chromosomenaberrationen (z.B. Translokationen, Inversionen) finden sich bei etwa einem von 500 Menschen in balanciertem Zustand und bei etwa 0,3%
aller Neugeboren in unbalanciertem Zustand. Hinzu kommen "Markerchromosomen" bei etwa 0,4% aller Neugeboren. Ziel unserer Arbeiten ist die
Erforschung der Mechanismen, die strukturellen Chromosomenberrationen zugrundeliegen.
In Kooperation mit der Arbeitsgruppe von O. Zuffardi untersuchten wir Patienten mit unbalancierten Aberrationen des kurzen Arm von Chromosom 8. Wir konnten
zeigen, daß drei unterschiedlichen Aberrationen (del 8p, invdup 8p, +der 8p) immer die gleiche balancierte Inversion bei einem Elternteil ursächlich
zugrundeliegt. Die zwei Inversions-Bruchpunkte liegen in Ansammlungen von Riechrezeptor-Genen (olfactory receptor gene clusters) auf dem kurzen Arm von
Chromosom 8. Die Entstehung der unbalancierten Aberrationen über den Mechanismus Inversion und ungleiche meiotische Rekombination in der Reifeteilung
konnte aufgeklärt werden.
Robertson'schen Translokationen stellen eine besonders häufige Gruppe von Translokationen dar, die bei etwa einem von 1.000 Menschen in balancierter Form
vorliegen und mit einem deutlich erhöhten Risiko für Fehlgeburten und Trisomien bei geborenen Kindern einher gehen. Schwangerschaften von Personen
mit einer balancierten Robertson'schen Translokation t(21;21) resultieren in aller Regel in einer Fehlgeburt, oder es wird ein Kind mit Down-Syndrom geboren. Wir
untersuchten die Familie einer Frau mit einer Robertson'schen Translokation t(21;21). Unsere Ergebnisse stützen die bisherige Beobachtung, daß
Translokations chromosomen t(21;21) in der Mehrzahl durch Robertson'schen Translokationen der beiden homologen Chromosomen 21 entstehen (d.h. keine
Isochromosomen i(21) sind) und post-meiotischen Ursprungs sind. Die von uns analysierte Familie ist die weltweit erste beschriebene, in der eine Mutter mit einem
Chromosomensatz 45,XX,t(21;21) gesunde Kinder mit normalem Chromosomensatz geboren hat.
Beteiligte Wissenschaftler:
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