Qualitätssicherung: Ergebnisqualität kieferchirurgischer Eingriffe
Scoresystem für die Indikation elektiver Tracheotomien bei ausgedehnten Tumoroperationen in der
Oropharynxregion
Die Studie wurde initiert, um prognostische Parameter für die Entwicklung einer respiratorischen
Insuffizienz nach ausgedehnten Resektionen im Oropharynxbereich bei malignen Kopf-Hals-Tumoren zu
ermitteln. Diese Parameter sollten Eingang in einen Tracheotomie-Score finden, welcher der präoperativen
Selektion potentieller Risikopatienten für eine postoperative respiratorische Insuffizienz dient.
Aus dem Gesamtkollektiv von 928 Patienten mit oropharyngealen malignen Tumoren, behandelt im Zeitraum
zwischen Januar 1993 und Juni 2000, erfüllten 152 Patienten die Einschlußkriterien für eine
retrospektive Analyse. Dieses Kollektiv umfasste Patienten mit Tumorresektionen in unterschiedlichen
Regionen des Oropharynx, kombiniert mit Unterkieferteilresektionen und Neck Dissection ohne primäre
Tracheotomie. Die Rekonstruktion der Resektionsdefekte erfolgte mit mikro-vaskulär anastomosierten
Radialislappen (n1=59) oder lokalen Lappenplastiken (n2=93). Diese zwei Gruppen wurden wiederum unterteilt in
Patienten, bei denen aufgrund postoperativer respiratorischer Komplikationen eine Tracheotomie
durch-geführt werden musste (n1=26; n2=12) und solche ohne Tracheotomie
(n1=33; n2=81). Die gesammelten Parameter umfassten neben tumorspezifischen Daten
(Tumorlokalisation und -größe, Stagingergebnisse) auch Angaben zur Konstitution und
Allgemeinerkrankungen sowie zum Suchtverhalten (Nikotin- und Alkoholkonsum). Die statistische
Auswertung erfolgte mittels logistischer Regressionsanalyse.
Wir entwickelten ein Scoresystem zur Vorhersage von postoperativen respira-torischen Komplikationen
nach ausgedehnten Tumorresektionen im Oropharynx-bereich. Als signifikante Parameter erwiesen sich
Tumorlokalisation und -größe, Multimorbidität (=3 Allgemeinerkrankungen), Alkoholkonsum
und pathologische Befunde in der Röntgenaufnahme des Thorax. Die beschriebenen Parameter wurden
mit unterschiedlichen Punktwerten gewichtet, entsprechend den Resultaten der zuvor durchgeführten
logistischen Regressionsanalyse. Bei Anwendung des Scoresystems betrug der Vorhersagewert für die
korrekte Entscheidung für oder gegen eine Tracheotomie 96.7 % für das Gesamtkollektiv.
Unter Anwendung des Scoresystems
mit seinen objektivierbaren Risikoparametern kann bereits präoperativ die Entscheidung für oder
gegen eine elektive Tracheotomie erleichtert werden. Auf diesem Wege können postoperative
Notfalltracheotomien infolge respiratorischer Komplikationen weitestgehend vermieden werden. Dieses kann
dazu beitragen, die Rate postoperativer Komplikationen zu reduzieren und das postoperative Management nach
Tumorresektionen im Oropharynxbereich zu verbessern. Mittlerweile zeigen präliminäre Daten unter
prospektiver Anwendung des Scoresystems in unserem Patientenklientel mit oropharyngealen
Tumorresektionen eine sehr hohe Zuverlässigkeit und Verringerung der postoperativen
Komplikationsrate.
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