Früherkennung von kindlichen Sprach- und
Schriftsprachentwicklungsstörungen
Multicenterstudie zur Evaluierung der Hör-Sprachentwicklung nach Cochlea-Implantation mit Hilfe
der Elternfragebögen ELFRA I und II
Weltweit zeigen Studien, dass ungefähr die Hälfte der hörbehinderten Kinder, die innerhalb
der ersten 5 Jahre mit einem Cochlea Implantat (CI) versorgt werden, eine erfolgreiche
Hör-Sprachentwicklung durchlaufen und dabei ähnliche Entwicklungsmuster zeigen wie
hörende Kinder. Die andere Hälfte der Kinder zeigt Verzögerungen oder gravierende
Störungen der Sprachentwicklung. Um diesen Kindern spezifisch helfen zu können, sind
Prädiktoren notwendig, die frühzeitig sowohl normale als auch abweichende Entwicklung aufzeigen.
Zur
Früherkennung von Risikokindern werden international Elternfragebögen wie die
MacArthurCommunication Development Inventories (CDI) (Fenson et al., 1993) oder
national die ELFRA- Elternfragebögen für die Früherkennung von Risikokindern
(Grimm & Doil, 2000) eingesetzt. Es handelt sich um standardisierte Diagnostikinstrumente, die bei
Kindern im Alter von 12 und 24 Monaten ausgehend von den Meilensteinen der normalen
Hör-Sprachentwicklung normale von gefährdeter Entwicklung unterscheiden können.
International werden die CDI Elternfragebögen bereits in der Forschung zur Dokumentation der
Sprachentwicklung bei anderen Störungsbildern, wie z.B. bei Down Syndrom eingesetzt. Eine
Dokumentation der Hör-Sprachentwicklung nach CI mit den genannten Elternfragebögen wurde
bisher nicht durchgeführt. Das
Forschungsprojekt geht den Fragen nach inwieweit
- die ELFRA-Elternfragebögen
zur Evaluation der Hör-Sprachentwicklung nach CI geeignet sind;
- die
Hör-Sprachentwicklung nach CI qualitativ und zeitlich den Entwicklungsmustern der in
ELFRA I & II angeführten Entwicklungsschritten folgt;
- bekannte
Entwicklungsindikatoren und Risikoprädiktoren der normalen Hör-Sprachentwicklung auf
hörbehinderte Kinder nach CI übertragen werden können;
- andere
spezifische Prädiktoren gefunden werden können.
Seit Januar 2004 werden im Rahmen einer Multicenterstudie Daten von Kindern an sechs deutschen
Kliniken und Zentren gesammelt. Die Koordination und Leitung der Studie liegt bei der Klinik und Poliklinik
für Phoniatrie und Pädaudiologie in Münster. In einer longitudinalen Gruppenstudie wird die
Hör-Sprachentwicklung von Kindern, die vor dem Alter von vier Jahren ein CI erhalten haben, bis zu
dreieinhalb Jahren nach Ersteinstellung des Sprachprozessors dokumentiert. Als Evaluationsinstrument werden
die Elternfragebögen ELFRA I & II von Grimm & Doil (2000)
eingesetzt. Im ELFRA I markieren die Eltern beobachtete Entwicklungsitems aus den Bereichen
Gestengebrauch, Sprachproduktion und Sprachverständnis sowie Feinmotorik. Diese Daten werden
präoperativ und 3, 6, 12, 18 Monate postoperativ erhoben. Im ELFRA II werden die
Grammatikentwicklung (Morphologie, Syntax) und der Wortgebrauch abgefragt. Dieser Bogen wird 18, 24, 30, 36
und 42 Monate postoperativ von den Eltern beantwortet.
Zusätzlich ergänzen pädaudiologische Untersuchungen präoperativ ohne und mit
Hörgerät und postoperativ mit CI in den genannten Untersuchungsintervallen die Angaben zur
Hörentwicklung.
Außerdem werden mittels eines für
das Projekt entworfenen Stammdatenblattes die Stammdaten der Kinder präoperativ festgehalten und
kontinuierlich über den Beobachtungszeitraum hin jährlich aktualisiert.
Das Projekt wird in Kooperation mit folgenden Kliniken und Einrichtungen durchgeführt:
RWTH-Aachen/ CIR (CI-Zentrum Rheinland); MHH-Hannover; Rehabilitationsklinik Werscherberg,
Kinderzentrum München (Abt. Phoniatrie und Pädaudiologie); Universitätsklinik Kiel;
WWU Münster
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
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