Cisplatin-Ototoxizität
Cisplatin-induzierte Hörstörungen in Abhängigkeit von der Irispigmentierung
Die Ototoxizität von Cisplatin ist charakterisiert durch Hörverlust, Tinnitus und vestibuläre
Dysfunktion. Der Hörverlust beginnt meist im Hochtonbereich als Korrelat einer basocochleären
Schädigung, welche sich zunächst an den äußeren Haarzellen manifestiert.
Insbesondere pädiatrisch-onkologische Patienten leiden unter dem Hörverlust, ein Drittel bis zur
Hälfte der betroffenen Kinder wird im Verlauf hörgerätepflichtig. Der Zusammenhang von
Pigmentierungsgrad (Augenfarbe und Hauttyp) und Melaningehalt der Cochlea ist gesichert. Bisherige Studien
zeigen bezüglich der Korrelation zwischen Pigmentierung und Ototoxizität von Cisplatin oder auch
Aminoglykosidantibiotika uneinheitliche Ergebnisse; die Rolle von Melanin wird kontrovers diskutiert. Ziel
dieses Projektes ist es, einen möglichen Zusammenhang zwischen Hauttyp bzw. Irispigmentierung und
Entwicklung bzw. Ausmaß einer Hörstörung zu ermitteln.
Wir untersuchen pädiatrisch-onkologische
Patienten, die an der Universitätsklinik Münster mit Cisplatin therapiert werden bzw. wurden oder
sich in der Nachsorge befinden. Als audiologische Datengrundlage gelten Reintonaudiogramme oder
Freifeldaudiogramme unter Berücksichtigung objektiver Hörmessungen (transitorischer
otoakustischer Emissionen). Um das Ausmaß einer potentiellen Hörstörung zu ermitteln,
klassifizieren wir die Hörschwellen bei 3 und 4 kHz und darüber. Als gesicherte
Hörstörung werten wir einen Hörverlust von mehr als 20dB HL auf dem betroffenen
Ohr. Diese Ergebnisse setzen wir in Bezug mit Hauttyp bzw. Augenfarbe der Patienten. Bislang fanden wir bei
insgesamt 37 helläugigen Patienten Hörstörungen in 29 Fällen,
8 hatten keinen Hörverlust. Von 30 dunkeläugigen Patienten erlitten 21 eine
basocochleäre Hörstörung, 9 nicht. Die Unterschiede sind (unter Zuhilfenahme des
Chi2- Testes) nicht signifikant. Bei Unterteilung des Patientenkollektivs (mittleres Alter
7,6 Jahre, minimal 0,7 Jahre, maximal 16,8 Jahre) in verschiedene Altersgruppen zeigten sich
diese Subgruppen kongruent. Insgesamt erscheint die Augenfarbe nicht als verlässlicher Parameter zur
Vorhersage von Hörstörungen unter Cisplatintherapie.