Westfälische Wilhelms-Universität Münster: Forschungsbericht 2003-2004 - Klinik und Poliklinik für Phoniatrie und Pädaudiologie

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Forschungsbericht
2003 - 2004

 

 
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Klinik und Poliklinik für
Phoniatrie und Pädaudiologie

Tel. (0251) 83-56859
Fax: (0251) 83-56889
e-mail: a.g.dinnesen@uni-muenster.de
www: medweb.uni-muenster.de/institute/phon/index.html
Kardinal-von-Galen-Ring 10
48149 Münster
Direktorin: Prof. Dr. med. Antoinette G. Dinnesen

Forschungsschwerpunkte 2003 - 2004  
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Cisplatin-Ototoxizität
Molekulargenetische Untersuchungen zur Cisplatin-Ototoxizität

 
Das Zytostatikum Cisplatin wird im Kindesalter bei Osteosarkomen, Hirntumoren, Neuroblastomen und Keimzelltumoren mit großem Erfolg eingesetzt. Aufgrund der hohen Überlebensrate der Kinder sind therapiebedingte irreversible Nebenwirkungen wie die Ototoxizität besonders zu berücksichtigen. Angaben zur Inzidenz der Ototoxizität im Kindesalter bewegen sich zwischen 48 und 100 Prozent. In einer eigenen Studie bei 74 Patienten zwischen 3 und 40 Jahren ermittelten wir bei 51 Prozent eine Hörstörung über 20 dB im Frequenzbereich von 4 bis 8 KHz. Bei 2 KHz fanden wir nur bei einem Patienten einen Hörverlust. Entsprechend dieser Studie sind eine Gesamtdosis > 240mg/m2 und ein Alter < 12 Jahren besonders gefährdend. Ein Drittel der betroffenen Kinder wird hörgerätepflichtig. Trotz der bekannten Dosisabhängigkeit der Cisplatin-Ototoxizität und definierter Risikofaktoren zeigt sich in klinischen Studien und in Tierversuchen eine bisher nicht geklärte interindividuell unterschiedliche Toleranz, die in einer eigenen retrospektiven Studie bestätigt werden konnte. Ziel des laufenden Projektes ist es, mögliche genetische Faktoren zu identifizieren, die im Zusammenhang mit der individuellen Cisplatin-Toleranz eine Rolle spielen. Ihr Nachweis könnte zu durchgreifenden Therapiemodifikationen im Sinne einer Dosisanpassung an das individuelle Risiko führen. Zunächst wurde eine klinische Datenbasis erarbeitet. Im Zeitraum von 1988 bis 1998 wurden gemeinsam von der Abteilung für Pädiatrische Onkologie/Hämatologie und der Klinik und Poliklinik für Phoniatrie und Pädaudiologie 104 Kinder und Jugendliche betreut, die wegen eines malignen Tumorleidens mit dem Zytostatikum Cisplatin behandelt wurden. Es wurden zwei Kollektive mit jeweils 10 Musterpatienten definiert: die Gruppe H mit geringer Cisplatin-Toleranz (frühzeitiger und massiver Hörverlust) und die Gruppe N mit hoher Cisplatin-Toleranz (Normalgehör trotz hoher Cisplatin-Gesamtdosis). Vergleichende molekulargenetische Untersuchungen des mitochondrialen Genoms gaben keine Hinweise auf eine kausale Beteiligung der mtDNA an der Cisplatinwirkung im Gegensatz zu ihrer bekannten Bedeutung für die Aminoglykosid-Ototoxizität. Die Zuordnung der Patienten zu den Haplogruppen nach Torroni 1997 ergab Hinweise auf eine mögliche Prädisposition, da es in der Gruppe H eine Überrepräsentation des Haplotyps J gab, der in anderen Untersuchungen ebenfalls mit mitochondrial bedingten Erkrankungen assoziiert wurde. Im Vergleich einiger kerncodierter Gene, bei denen ein Zusammenhang mit der Cisplatinwirkung plausibel war, konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Patientengruppen gefunden werden. Cisplatin induziert die p53-abhängige Apoptose. Zwischen den Gruppen N und H fand sich ein statistisch signifikanter Unterschied bzgl. des Polymorphismus im Codon 72, der zu einem Arginin/Prolin-Austausch führt.

Die Schädigungen einer Zelle durch Sauerstoffradikale und reaktive Sauerstoffverbindungen spielen bei der cytotoxischen Wirkung des Cisplatins eine zentrale Rolle. Zum jetzigen Zeitpunkt konzentrieren sich die Untersuchungen daher auf funktionelle Polymorphismen in den Genen der Glutathion-S-Transferasen und verschiedener Antioxidations-Enzyme. Dabei wurden Allele identifiziert, deren Häufigkeit zwischen den Gruppen signifikant verschieden ist, und die damit als potentielle Risikofaktoren anzusehen sind. Weitere vergleichende molekulargenetische Untersuchungen bzgl. DNA- Antioxidationsenzymen sind geplant. Als Basis zur weiteren Planung experimenteller Studien untersuchten wir bei 19 Patienten im Alter zwischen 5 und 45 Jahren die Inzidenz von Hörstörungen nach Carboplatin-Therapie. In keinem Fall trat eine sprachrelevante Hörstörung >20 dB auf.

Kooperation mit der Studienleitung Late Effects Surveillance System (LESS), Klinik mit Poliklinik für Kinder und Jugendliche der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Beteiligte Wissenschaftler:

Prof. Dr. A. G. Dinnesen, D. Deuster, Prof. Dr. J. Boos, Dr. C. Lanvers-Kaminsky, Prof. Dr. H. Jürgens, Prof. Dr. J. Horst, Priv.-Doz. Dr. B. Dworniczak, Dr. S. Preisler-Adams, Dr. U. Peters, Prof. Dr. J. D. Beck, Dr. Th. Langer, Dr. W. Stöhr, Dr. M. Sprost

Veröffentlichungen:

U. Peters, S. Preisler-Adams, C. Lanvers-Kaminsky, H. Jürgens, A. Lamprecht-Dinnesen, 2003: Sequence variations of mitochondrial DNA and individual sensitivity to the ototoxic effect of Cisplatin. Anticancer Research, 23: 1249-1256

W. Stöhr, T. Langer, A. Kremers, I. Brecht, J. Treuner, A. Dinnesen, J. D. Beck, 2004: Hearing function in soft tissue sarcoma patients after treatment with carboplatin: a report from the late effects surveillance system. Oncol Rep, 12: 767-771

W. Stöhr, T. Langer, A. Kremers, S. Bielack, A. Lamprecht-Dinnesen, E. Frey, J. D. Beck, 2005: Cisplatin-induced ototoxicity in osteosarcoma patients: a report from the late effects surveillance system. Cancer Investigation, im Druck

 

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