Westfälische Wilhelms-Universität Münster: Forschungsbericht 2003-2004 - Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin

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Forschungsbericht
2003 - 2004

 

 
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Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie
und operative Intensivmedizin

Tel. (0251) 83-47251 oder 58
Fax: (0251) 88704
e-mail: hva@uni-muenster.de
www: http://medweb.uni-muenster.de/institute/anaest/
Albert-Schweitzer-Str. 33
48149 Münster
Direktor: Univ.-Prof. Dr. Dr. H.c. H. Van Aken

Forschungsschwerpunkte 2003 - 2004  
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Experimentelle und Klinische Hämostaseologie
Der Thrombozyt als Steuerzelle der Hämostase

 
In den letzten Jahren hat in der Hämostaseologie ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Das noch in den Lehrbüchern verbreitete klassische Kaskadenmodell der Hämostase wurde abgelöst durch einen zell-orientierten Mechanismus der Hämostase, in dessen Zentrum Thrombozyten, Monozyten und Endothel stehen. Dieses neue Grundverständnis liefert zahlreiche Ansatzpunkte für eine Verbesserung von Therapie und Diagnostik in diesem Bereich.

Bei inflammatorischen, wie akuten thrombotisch arteriellen Gefäßerkrankungen, sind Interaktionen zwischen Thrombozyten und geschädigtem Endothel, bzw. extrazellulärer Matrix, von entscheidender Bedeutung. Bisher wurde der von Willebrand Faktor (vWF) als einzigartiges, adhäsives Substrat beschrieben, das eine Thrombusbildung unter hohem Scherstress, wie er z. B. in arteriosklerotisch verengten Gefäßen auftritt, ermöglicht. In der Experimentellen und Klinischen Hämostaseologie der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und operativen Intensivmedizin konnte Thrombospondin-1 (TSP-1) als alternatives, thrombozytäres Adhäsionssubstrat bei hohen Scherkräften identifiziert werden. Das Glykoprotein Ib wurde als primärer TSP-1-Rezeptor auf gescherten Plättchen identifiziert. Diese neue GPIb-TSP-1-Adhäsionsachse bildet einen neuen therapeutischen Ansatzpunkt für Gefäßkrankheiten, deren Pathophysiologie nicht nur durch Thrombozyten-Endothel Interaktionen, sondern auch durch Leukozyten-Endothel Interaktionen charaktierisiert sind. Für diese Forschungsergebnisse wurde Frau Prof. Dr. Beate E. Kehrel mit dem Alexander Schmidt Preis 2004 der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung ausgezeichnet.

Für die Diagnostik von Thrombozytopathien wurde eine breite Palette an Methoden entwickelt, welche die Differentialdiagnostik erleichtern und Untersuchungen auch bei Säuglingen und/oder unter Thrombozytopenie erlauben. Daher dient die Arbeitsgruppe seit vielen Jahren als Referenzzentrum für die Diagnostik dieser Erkrankungen. Zusammen mit der Kinderklinik wurden für diese neuen Methoden Normalwerte für Kinder unterschiedlichen Alters ermittelt und auf dem Meeting des "Scientific and Standardisation Commitees" der Internationalen Thrombose- und Hämostasegesellschaft (ISTH) vorgestellt. Das intensive Studium von funktionsgestörten Thrombozyten führte zur Aufklärung verschiedener, bis dahin noch unbekannter Mechanismen. Diese werden zur Zeit weiter untersucht und es wird geprüft, ob sich daraus neue Ansatzpunkte zur Diagnostik und/oder Behandlung von Blutungsneigungen bzw. Thrombosen herleiten lassen.

Das neue Verständnis der Hämostase macht klar, daß eine Diagnostik notwendig ist, bei der die Thrombozyten des Patienten stärker als bisher berücksichtigt werden. Ein Test zur Messung der Bildung von Thrombin auf der Thrombozytenoberfläche wurde entwickelt. Zur Zeit wird daran gearbeitet, diese Testmethode weiter zu standardisieren, zu vereinfachen und die Testdauer zu kürzen, sprich den Test routine-tauglich zu machen. In einem vom IZKF geförderten Projekt "Modulation der Affinität und/oder Avidität von Integrinen durch CD47 und u-PAR in vitro und in tierexperimentellen Modellen inflammatorischer Erkrankungen" konnte gezeigt werden, daß die Oberflächen-assoziierte Proteindisulfidisomerase (PDI) als Affinitätsmodulator des Integrins aIIbb3 dient. Die Modulation der Affinität von Integrinen für ihre Liganden stellt eine Schlüsselrolle für Zell-Zell und Zell-Matrix Interaktionen dar. Affinitätsveränderungen, die zur Integrinaktivierung und somit zur Ligandenbindung führen, sind durch Konformationsänderungen innerhalb der Integrin-Domänen geprägt, die mit spezifischen, redoxabhängigen Bindungsumlagerungen begleitet sind. In unseren Integrin-Funktionsuntersuchungen diente das plättchenspezifische und sehr gut untersuchte Integrin aIIbb3 als Modellsystem. In Aggregationsexperimenten konnte mit Hilfe von Membran-impermeablen Thiol-Blockern und spezifischen Inhibitoren der PDI gezeigt werden, dass durch PDI-bedingter Umlagerung freier Cysteinreste auf der Thrombozytenoberfläche die irreversible stabile Bindung des aIIbb3-Liganden Fibrinogen an aktivierten Thrombozyten ermöglicht wird. Diese Ergebnisse verdeutlichen eine wichtige Beteiligung der enzymatisch/PDI katalysierten Disulfid-Umlagerungen an der Affinitätsregulierung von Integrinen auf der Zelloberfäche. Zur Zeit wird die Bedeutung der PDI für Transmigrationsprozesse der Leukozyten und T-Lymphozyten untersucht.

Beteiligte Wissenschaftler:

Prof. Dr. rer. nat. Beate E.Kehrel (Leitung); cand. med. Bödeker, Daniel; Dr. rer. nat. Brodde, Martin F.; Dipl.-Biol. Niemann, geb. Engelbert, Silke; Dipl.-Chem. Glauner, Martin; Tierärztin Horn, Meike; Dr. rer. nat. Jurk, Kerstin; Dr. med. Mathias Maas; Tierärztin Kim, geb. Niemann, Mareike; cand. med. Pauli, Timo; Dr. med. Schriek, Carsten; Dr. med. Szpunar, Grazynar; cand. med. Trenkmann, Katrin; cand. med. Wagner, Herdis; cand. med. Wischmeyer, Daniela

Kooperationen außerhalb des UKM:

Prof. Dr. Kenneth J. Clemetson, Theodor Kocher (Institut der Universität Bern); Prof. Dr. Judith Lahav, (University of Tel Aviv); Prof. Dr. Eberhard Morgenstern, (Universität des Saarlandes); Prof. Dr. Jan J. Sixma, (Academisch Ziekenhuis Utrecht); Prof. Dr. Phlip de Groot, (University Utrecht); Prof. Dr. Barry S. Coller, (Mount Sinai Medical Center, New York); Prof. Dr. Reinhard Fässler, (Experimentelle Pathologie, Universität München); Drs. Olle Korsgren und Bo und Kristina Nielson, (Institut für Immunologie und Transplantationsmedizin, Universität Uppsala); Dr. Jan Schulte am  Esch, (Universitätsklinikum Düsseldorf); Prof. Dr. Claus Hemmer, (Institut für Chirurgische Forschung, Maximilians Universität München); Dr. Michael Schreiber, Bernard Nocht (Institut für Tropenmedizin, Hamburg); Dr. Michael Steiner, (Klin. Chemie und Pathobiochemie Universität Rostock); Dr. Christoph Hemmer, (Tropenmedizin und Infektiologie, Universität Rostock); Prof. Dr. Naphthali Savion, (Goldschleger Eye Research Institut, Universität Tel Aviv); Prof. Dr. David Varon, (University of Jerusalem); Prof. Dr. Peter Newman, (Blood Center of SW Wisconsin); Prof. Dr. Eric Brown, (University of Calif. San Francisco); Prof. Dr. Jack Lawler, (Harvard Medical School, Boston)

Publikationen:

Lahav J, Jurk K, Hess O, Barnes M, Farndale RW, Luboshitz J, Kehrel BE: Sustained integrin ligation involves extracellular free sulfhydryls and enzymatically catalyses disulfide exchange.Blood 100, 2472-2478, 2002.

Jurk K, Clemetson KJ, de Groot Ph, Van Aken H, Glauner M, Brodde M, Steiner M, Varon D, Savion N, Sixma JJ, Kehrel BE: New, von Willebrand factor independent mechanism for platelet adhesion under high shear- Thrombospondin-1/Gplb axis. FASEB J. 2003 Aug;17(11):1490-2.

BE Kehrel: Plättchenbiochemie und -physiologie. Haemostaseologie 2003; 23: 149-158.

Jurk K, Jahn U-R, Van Aken H, Schriek C, Droste DW, Ritter MA, Kemeny V, Ringelstein EB, Kehrel BE: Platelets in patients with acute ischemic stroke are exhausted and refractory to thrombin, due to cleavage of the seven-transmembrane thrombin receptor (PAR-1). Thrombosis and Haemostasis 2004; 91: 334-44.

Heilmann C, Niemann S, Sinha B, Herrmann M, Kehrel BE, Peters G : Staphylococcus aureus Fibronectin Binding Proteins (FnBPs) Mediate Adherence to Platelets and FnBPA, but not FnBPB Induces Platelet Aggregation. J Infect Dis. 2004 Jul 15;190(2):321-9.

Niemann S, Köhler N, Van Aken H, Morgenstern E, Peters G, Hermann M, Kehrel BE: Soluble fibrin is the main mediator of S. aureus adhesion to platelets. Circulation 2004 Jul 13;110(2):193-200.

Nofer JR, Herminghaus G, Brodde M, Morgenstern E, Rust S, Engel T, Seedorf U, Assmann G, Bluethmann H, Kehrel BE : Impaired platelet activation in familial high density lipoprotein deficiency (Tangier disease). J Biol Chem. 2004 Aug 6;279(32):34032-7.

Kehrel, B.E. and K. Jurk.: Platelets at the interface between hemostasis and innate immunity. Transfusion Medicine and Hemotherapy 2004; 31:379-386.

Jurk K, Kehrel BE: Platelets and the new comprehension of haemostasis Hamostaseologie. 2005 Feb;25(1):39-49.

Viemann D, Strey A, Janning A, Jurk K, Klimmek K, Vogl T, Hirono K, Ichida F, Foell D, Kehrel B, Gerke V, Sorg C, Roth J: Myeloid-related proteins 8 and 14 induce a specific inflammatory response in human microvascular endothelial cells. Blood. 2005 Apr 1;105(7):2955-62.

Jurk K and Kehrel BE: Platelets: Physiology and Biochemistry. Seminars in Thrombosis and Haemostasis in press.

Dörmann D, Navdeaev A, Clemetson JM, Kehrel BE, Clemetson KJ: Labrirhagin, a two chain protein metalloprotease and disintegrin domains from Trimeresurus albolabris venom activates platelets by a mechanism involving GPVI, alphaIIbbetaIII and GPIb. Submitted.

Niemann, S., J. Hartleib, C. Heilmann, M. Hussain, B. Sinha, M. Herrmann, H. Van Aken, G. Peters, and B.E. Kehrel: Thrombospondin-1 mediates Staphylococcus aureus binding via Protein A, Clumping factor A and B, Fibronectin-binding protein A, but not Eap and Coagulase. Submitted.

Brodde MF, Polzer S, Kirst M, Vossmann M, Paech T, Schaal H, Schreiber M, Kehrel BE: Entry of HIV-1 is blocked by immune defence activated human serum albumin. Submitted.

Boeckel N, Kehrel BE, Brodde MF , Lüscher EF, Morgenstern E: Platelet aggregation: The first events and the character of different inter-platelet contacts. Submitted.

Brodde MF, Kehrel BE, Jasinski I, Lu QM, Clemetson KJ and Clemetson J: Metalloproteinase cleavage of glycoprotein V following platelet activation by thrombin and other agonists. Submitted.

K Jurk, C Schriek, H Van Aken, DW Droste, MA Ritter, BE Ringelstein and BE Kehrel: Monocyte-Platelet associate formation in patients with stenosed carotid arteries. Submitted.

 

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