Klinische Kardioanästhesie / Immungenetische Prädisposition
Einfluss der Anästhesieeinleitung bei KHK-Patienten auf die diastolische linksventrikuläre
Funktion
Hintergrund:
Die Anästhesieseinduktion bei Patienten mit Koronarer Herzerkrankung (KHK) kann zu einem Abfall
des arteriellen Blutdruckes und zu einer Abnahme der
koronaren Perfusion und somit des myokardialen Sauerstoffangebotes führen. Myokardiale Ischämien
beeinträchtigen frühzeitig die
linksventrikuläre (LV) Relaxation während der frühen diastolischen Füllungsphase. Zur
quantitativen Beurteilung der diastolischen Ventrikelfunktion
ist die "Color M-mode Doppler Flow Propagation Velocity" (Vp) ein gut validierter echokardiografischer
Parameter. Diese prospektive, randomisierte Studie
untersucht den Einfluss einer Anästhesieeinleitung mit Sevofluran oder Propofol auf die Hämodynamik
sowie das Auftreten von LV-Ischämien bei
KHK-Patienten.
Methodik:
Nach
Zustimmung der Ethikkommission und Einwilligung wurden 41 KHK-Patienten zur Myokardrevaskularisation
eingeschlossen. Alle Patienten wurden präoperativ mit
ß-Rezeptorenblockern behandelt. Die Anästhesieeinleitung erfolgte nach Infusion von 10 ml/kg
NaCl 0,9%-Lösung entweder per inhalationem mit
Sevofluran oder intravenös mit Propofol. Zusätzlich wurden 0,7 mg/kg Sufentanil und
0,2 mg/kg cis-Atracurium injiziert. Vor und nach Narkoseeinleitung wurde
die diastolische LV-Funktion mittels Color M-mode Doppler-Echokardiografie erfasst. Die Registrierungen wurden zur
off-line Analyse durch einen geblindeten Untersucher
auf Videobändern aufgezeichnet. Simultan wurde der arterielle Blutdruck über einen A. radialis-Katheter
gemessen. Das Herzzeitvolumen (HZV) wurde
echokardiografisch bestimmt. Die Daten wurden mittels t-Test für gepaarte und ungepaarte Stichproben mit
einem Signifikanzniveau von p < 0,05 analysiert.
Ergebnisse:
Registrierungen von 35
Patienten (15 Sevofluran, 20 Propofol) konnten ausgewertet werden. Das mittlere Alter betrug 65,3 (Range: 45
49 Jahre), die mittlere Ejection Fraction 66,9% (Range: 30 93
%) ohne signifikante Unterschiede zwischen beiden Gruppen. Die Narkoseeinleitung führte in beiden Gruppen
zu einem signifikanten Abfall des systolischen (SAD),
diastolischen (DAD) und mittleren (MAD) arteriellen Drucks und der Herzfrequenz (HF). Das Schlagvolumen (SV)
blieb jeweils unverändert. Das HZV hingegen fiel
signifikant ab. Diese hämodynamischen Veränderungen waren - sowohl in der Sevofluran-, als auch in der
Propofolgruppe - nicht mit einer Verschlechterung der
diastolischen Funktion assoziiert. Insgesamt fanden sich keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.
Schlussfolgerungen:
Die Einleitung einer Allgemeinanästhesie
bei Patienten mit KHK - sowohl mit Sevofluran, als auch mit Propofol - führt nicht zu einer ischämisch
bedingten Verschlechterung der diastolischen Funktion des
LV trotz eines signifikanten Abfall des HZV und des koronaren Perfusionsdruckes.
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen:
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