Arbeitsmarktökonomik und Beschäftigungspolitik
Beschäftigungspolitik in den EU-Beitrittsstaaten
Die neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts waren in allen osteuropäischen Staaten vom
Übergang von planwirtschaftlichen zu marktorientierten Wirtschaftssystemen geprägt. Die Entwicklung
der Arbeitsmärkte in den einzelnen osteuropäischen Staaten verlief jedoch alles andere als
gleichförmig. So variierte im Jahr 2002 die Arbeitslosenquote unter den acht mittel- und
osteuropäischen Beitrittskandidaten zur Europäischen Union (MOE-8-Länder) zwischen knapp
sechs Prozent in Ungarn und rund zwanzig Prozent in Polen. Auch im Zeitverlauf hat sie sich in den einzelnen
MOE-8-Ländern ganz unterschiedlich entwickelt, und das Gleiche gilt für andere wichtige
Arbeitsmarktindikatoren wie die Erwerbstätigenzahl und die Partizipationsrate. Die Forschungsarbeit
analysiert mittels eines multikausalen Ansatzes, welche Faktoren in acht osteuropäischen Staaten (Estland,
Lettland, Litauen, Polen, Tschechische Republik, Slowakische Republik, Slowenien und Ungarn) eine erfolgreiche
Beschäftigungspolitik begünstigt haben. An der Spitze des Osteuropa-Rankings im Jahr 2002 liegt
Slowenien, das reichste der betrachteten Länder. Die Arbeitsmarktsituation ist mit einer Arbeitslosenquote
von 6,6 Prozent bei merklichem Wachstum der Erwerbstätigenzahl sehr erfreulich. Auf den Plätzen
zwei und drei folgen Ungarn und die Tschechische Republik. Die Handlungsempfehlung für die
Transformationsstaaten muss lauten, sich weiter auf die Verbesserung der Rahmenbedingungen im Bereich des
Rechtssystems, der Verwaltung und der Geldpolitik zu konzentrieren. Hier liegen noch immer ihre entscheidenden
Standortdefizite, sowohl gegenüber den westlichen Industrieländern als auch untereinander. Dies
dürfte auch die Erklärung dafür sein, warum trotz niedriger Löhne und Steuern nicht noch
mehr Unternehmen als bisher die Gelegenheit nutzen, in diesen Staaten zu produzieren und Beschäftigung zu
schaffen.