Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Controlling (Prof. Dr. Heinz Lothar Grob)
Anreizorientiertes Controlling
Ein bedeutsames aktuelles Forschungsgebiet ist das anreizorientierte Controlling in dezentralisierten Unternehmungen, die organisatorisch in Investment
Center gegliedert sind. Durch die Delegation von Teilaufgaben der Investitionspolitik an dezentrale Organisationseinheiten entsteht aufgrund von Informationsasymmetrien ein
Principal-Agent-Problem. Die dezentral agierenden Manager erhalten ungewollt Anreize, durch die sie Spielräume zur Verfolgung eigener Interessen zulasten des
Unternehmens ausnutzen können. Dem Controlling kommt folglich die Aufgabe zu, das Auftreten kontraproduktiver Anreizdefekte durch Gestaltung und Nutzung
geeigneter Instrumente zu vermeiden. Ergebnis muss hier daher die Entwicklung einer Controllingkonzeption mit einer integrativen Anreizorientierung sein. Diese
praxisadäquate Konzeption fokussiert die Strukturgestaltung und -nutzung mit dem Ziel der Entlastung, Ergänzung und Begrenzung der Führung in allen
Phasen des Führungsprozesses. Die Überlegungen in diesem Forschungsgebiet basieren auf einer durchführungs- und rationalitätsorientierten
Controllingkonzeption, wobei in dem Controllingverständnis die Bedeutung der Anreizorientierung bei der Wahrnehmung der Controllingfunktion betont wird.
Im
Rahmen der Forschungsaktivitäten in diesem Anwendungsgebiet ist ein Ordnungsrahmen unter der Bezeichnung Anreiz-A in ansprechender und einprägsamer
Form entwickelt worden. Dieses konzeptionelle Schema stellt die Architektur sowohl für die Gestaltung des Controllinginstruments als auch für die Modellierung
eines Referenzprozesses dar.
Auf dieser Grundlage und unter Berücksichtigung von
Erkenntnissen zum Investitionsprozess in dezentralisierten Unternehmen wurde ein innovatives Controllinginstrument entwickelt. Das auf dem Konzept von VOFI - einem
Akronym für vollständiger Finanzplan - basierende Instrument integriert theoretisch fundierte Anreizmodelle in die Finanzplanung und erfüllt in besonderem
Maße praktische Anforderungen. Es zeichnet sich insbesondere durch Flexibilität und Ausbaufähigkeit bei gleichzeitiger Einfachheit und Transparenz aus.
Wesentlich ist, dass das Instrument in allen Phasen des Investitionsprozesses verwendet werden kann. Hierdurch wird ein Methodenbruch beim Übergang von der
Planung zur Kontrolle von Investitionsprojekten vermieden. Wie das Instrument einzusetzen ist, ist detailliert in Referenzprozessmodellen dokumentiert worden. Das
Controllinginstrument ist in Form des Softwareproduktes InVOFI implementiert worden.
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen:
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