Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Informationsmanagement (Prof. Dr. Jörg Becker)
PI-Agent: Intelligenter Informationsfilter
Der Forschungsprototyp PI-Agent ist ein Internet-basiertes Informationsbewertungs- und -klassifikationssystem zur Beobachtung von (vornehmlich unstrukturierten)
Informationsquellen wie zum Beispiel Nachrichtentickern. Die eingehenden Informationen werden automatisch benutzerindividuell bewertet. Der Benutzer des Systems kann
auf diese bewerteten Informationen verschiedene Sortierungen und Filtermechanismen anwenden, um einen effizienteren und komfortableren Zugriff auf diejenigen
Informationen zu erhalten, die für ihn von Interesse sind.
Die zunehmende Digitalisierung von
Informationen in allen Bereichen des Lebens hat die Informationserstellung und die Informationsverwaltung gravierend verändert: Einerseits erleichtert die
Digitalisierung die Erstellung und Überarbeitung von Informationen, wodurch sich die gesamte Anzahl an Informationen - im Vergleich zu früher - schnell
vergrößert hat und sich immer noch mit einer zunehmenden Geschwindigkeit weiter vergrößert; Andererseits ermöglicht die Digitalisierung
einen besseren und schnelleren Zugriff auf weit verstreute Informationen über die elektronischen Kommunikationsmittel, wie zum Beispiel das Internet, wodurch sich die
Anzahl der Informationen im Zugriff eines einzelnen Benutzers drastisch erhöht hat. Diese Entwicklung erschwert es dem Einzelnen immer mehr, die Übersicht
über die vorhandenen und neu generierten Informationen zu behalten. Das Ergebnis dieser Entwicklung ist eine Informationsüberflutung des Anwenders, die sich
insbesondere bei der Auswertung von unstrukturierten Informationen (Pressemitteilungen, Rundschreiben, etc.) negativ auswirkt. Es ist zu beobachten, dass
Führungskräfte trotz der hohen Anzahl an relevanten Informationen über Konkurrenten, Märkte und Entwicklungstendenzen und somit einer im
Vergleich zu früher wesentlich verbesserten Informationslage, nicht unbedingt bessere Entscheidungen treffen. Diese Beobachtung erklärt sich durch die zu hohe
Belastung der Führungskräfte mit nicht relevanten Informationen und der dadurch reduzierten verfügbaren Zeit für die Auswertung der relevanten
Informationen. Ziel des Forschungsprototypen PI-Agent ist es, genau diesem Problem der Informationsüberflutung über eine automatisierte Bewertung und das
Filtern von Informationen entgegenzuwirken.
Der PI-Agent strukturiert den
Informationsraum und ermöglicht es dem Anwender gezielt auf die von ihm als relevant eingeschätzten Informationen zuzugreifen. Nachrichten werden nach
Themen sortiert und nach Relevanz bewertet. Um eine breite Abdeckung an Themen und Interessensgebieten zu gewährleisten, wird eine Vielzahl an Internetquellen
überwacht, aus denen Nachrichten extrahiert werden. Der PI-Agent erkennt thematische Kategorien feinster Granularität und sortiert die eintreffenden Nachrichten
in diese ein. Der Anwender kann aus der Vielzahl der Kategorien die für ihn relevanten auswählen und in beliebige Oberkategorien einordnen. Eine Hierarchie
innerhalb der Oberkategorien ermöglicht eine zusätzliche Strukturierung. Neben der thematischen Auswahl der Nachrichten werden besonders relevante
Nachrichten von dem System hervorgehoben. Die Relevanzbewertung erfolgt unter Rückgriff auf einen Collaborative Filtering Ansatz. Das heißt, dass
Bewertungen geeigneter Dritter genutzt werden, um benutzerindividuelle Relevanzprognosen zu treffen.
Die Konzeption des Systems erfolgte unter
besonderer Betrachtung von Aufwand und Nutzen für den Endanwender. Das Nutzerverhalten wird beobachtet, um somit Rückschlüsse hinsichtlich der
Relevanz einzelner gelesener Nachrichten zu treffen. Ein wichtiges Kriterium stellt dabei die Lesezeit dar. Durch eine automatische Adaption der Kategorien an wechselnde
Umweltbedingungen wird der Aufwand des Anwenders im Vergleich zu konkurrierenden Systemen gering gehalten. Nach der Initialisierung des Systems wird im Idealfall kein
aktives Feedback des Anwenders benötigt, um die Empfehlungen auszusprechen und die Kategorisierung vorzunehmen.
Der Einsatz des PI-Agenten führt zu einer Verbesserung der Informationssituation für den Anwender. Dabei werden dem Anwender keine Informationen
vorenthalten, sondern lediglich in einer sinnvolleren Weise präsentiert. Als Web-basierte Anwendung läuft die Oberfläche des PI-Agenten vollständig
im Web-Browser ab und bedarf insofern keiner besonderen Installation. Das bedeutet, dass eine kostensparende Einführung eines solchen Systems in Unternehmen
möglich ist. Es ist in Zukunft denkbar, dieses System über das Internet für jedermann als intelligentes Informationsportal verfügbar zu machen.
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen:
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