Integrierte Forschung im ERCIS
Internetökonomie und Hybridität
Hybridität thematisiert Probleme und Chancen des Neben- und Mititeinanders dialektischer Systeme, wie z. B. Gestaltung und Nutzung lokaler und globaler
Informationssysteme. Hybride Systeme zeichnen sich durch Flexibilität bei gleichzeitiger Stabilität aus. Angesichts rascher Entwicklungen in der
Internetökonomie kommt ihnen eine wachsende Bedeutung zu. Zielsetzung des am ERCIS gegründeten Kompetenzzentrums ist es daher, vertiefende Erkenntnisse
über die Nutzung und Gestaltung hybrider Strukturen zu gewinnen und diese Entscheidungsträgern in der Wirtschaft und in der Politik zur Verfügung zu
stellen. Die Forschungsarbeiten werden in vier Forschungsfelder, die jeweils auf einen Aspekt der Hybridität in der Internetökonomie fokussieren, eingeordnet.
Forschungsfeld I: Technisch-organisatorsiche Hybridformen
Im
Forschungsfeld I werden Fragestellungen zu technisch-organisatorischen Hybridformen behandelt. Hierbei werden die Modellierung hybrider Informationssysteme und die
Evaluation der Implementierung von Multikanalstrategien betrachtet. Gegenstand des Projekts "Modellierung von hybriden Informationssystemen (MohIS)" ist die
Konstruktion von Methoden und Referenzmodellen zur Informationssystem- und Organisationsgestaltung im Rahmen der Integration ERP-orientierter und internetbasierter
Informationssysteme. Das Vorhaben "Web-Evaluation in Multikanalsystemen" widmet sich Methoden und Werkzeugen zur Messung der Qualität von Web-Auftritten
aus Kundensicht. Ausgangspunkt der Evaluation sind Multikanalstrategien, die sich in verschiedenen Rollen des Onlinekanals in hybriden Multikanalsystemen widerspiegeln.
Forschungsfeld II: Private
Hybridformen
Neben der Ebene der technisch-organisatorischen Betrachtung hybrider Formen spielt die Untersuchung solcher Hybridformen eine große Rolle, die sich aus der
Zusammenarbeit zwischen privaten Institutionen und Organisationen rgeben. Eben diese Ausprägungen untersucht das Forschungsfeld II. Im Projekt "Netzwerke" wird
der Einsatz des Internets erstens bei der Steuerung von Unternehmensnetzwerken und zweitens als Instrument des Multikanalmanagements sowie im Kundendialog betrachtet.
Gegenstand des Forschungsvorhabens "Marke und Markenrecht" ist die Untersuchung bestehender Konzepte der Markenführung sowie ihres rechtlichen Rahmens im
Spiegel digitaler Technologien bei der Umsetzung hybrider Markenstrategien. Das Teilprojekt "Hybride Bankleistungen" soll modelltheoretisch die Frage beantworten,
für welche Bankleistungen (gerade auch im Kreditgeschäft) sich eine hybride Vertriebsstruktur anbietet. Die Effizienz von Wertpapieremissionen über
Internetplattformen wird im Teilprojekt "Emissionen" untersucht. Schwerpunkt soll die Analyse von Tendenzen zur Ausschaltung von Intermediären sein.
Forschungsfeld III: Öffentlich-private
Hybridformen
Mit dem raschen Vordringen der Internetökonomie sind neue Organisationsformen und Selbststeuerungsmechanismen möglich geworden, die die traditionelle
Trennung von privaten und öffentlichen Aufgaben verschwimmen lassen. In Forschungsfeld III werden daher öffentlich-private Hybridformen untersucht, deren
gesellschaftliche Legitimität, Stabilität und dauerhafte Effizienz noch weitgehend ungeklärt sind. Im Teilprojekt "Kollektive Willensbildung" werden
vorrangig neue Formen der demokratischen Willensbildung erforscht, für die das Internet überhaupt erst die Voraussetzungen geschaffen hat. Das
Forschungsvorhaben "Wettbewerbsrecht und -politik" untersucht die Folgen, die sich aus der Übernahme von Regelungs- und Marktordnungsfunktionen durch
nichtstaatliche Organisationen und Unternehmenskooperationen insbesondere bei der Herausbildung wesentlicher Einrichtungen (essential facilities) im Internet ergeben.
Gegenstand des Projekts "Konvergenz der Medien" ist das Spannungsfeld, das aus der zunehmenden Verschmelzung der Medien und ihrer bisher auf verschiedene Instanzen
und Regelwerke verteilten staatlichen Regulierung resultiert.
Forschungsfeld IV: Hybride Wissensplattformen
Das
Forschungsfeld IV hat die Erforschung von Internetplattformen für das verteilte Wissensmanagement zum Gegenstand. Auf der zu diesem Zweck zu erarbeitenden
informationstechnischen Grundlage wird eine Wissensplattform entwickelt, die für das Kompetenzzentrum Münster genutzt wird. Einerseits werden dadurch die
Ergebnisse der übrigen Forschungsfelder praktisch erprobt und andererseits die Effektivität und Effizienz der Forschungsprozesse gefördert.
Unterstützt werden Diskurs- und Transferprozesse, die sowohl die Koordination der Forschungsarbeit als auch den Transfer der Ergebnisse zum Inhalt haben. Von
besonderem Interesse ist die Forschungsfrage, inwiefern Wissensplattformen als hybride Systeme zu gestalten sind, damit sie zwar ein für die Kooperation notwendiges
Maß an Standardisierung bieten, zugleich aber die Flexibilität einzelner Nutzer gewährleisten. In die Entwicklung des Systems fließen Ergebnisse von
Informationsbedarfsanalyen, Marktstudien sowie Evaluationen unter Berücksichtigung psychologischer Kriterien ein. Auf der Grundlage der Wissensplattform werden
Studien aus wirtschaftsinformatischer und psychologischer Sicht durchgeführt, anhand derer Erkenntnisse über das Informationsverhalten in internetbasierten
Wissensgemeinschaften zu gewinnen sind.
Projektdauer:
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen:
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