Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Forschungsbericht 2001-2002
 
Psychologisches Institut III -
Methodenlehre, Entwicklungspsychologie,
Pädagogische Psychologie

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Forschungsschwerpunkte 2001 - 2002

Fachbereich 07 - Psychologie und Sportwissenschaft
Psychologisches Institut III - Methodenlehre, Entwicklungspsychologie, Pädagogische Psychologie
AE Nieding


Die Entwicklung der kognitiven Filmverarbeitung

Der Schwerpunkt der Forschungsbemühungen bestand darin zu untersuchen, welche kognitiven Prozesse während der Rezeption von Spielfilmen bei Kindern und Erwachsenen ablaufen. Zur Erhebung solcher "Online-Prozesse" wird etwa die visuelle Orientierung von Kindern zu Filmen registriert oder es wird ein eigens entwickeltes "Bildmaskenverfahren" eingesetzt. Beim Bildmaskenverfahren wird auf den Fernsehmonitor eine schwarze abdeckende Maske gelegt, wobei eine Ausschnitt, ein Bildfenster, ausgespart bleibt. Das Bildfenster lässt sich in Echtzeit mittels eines Joysticks bewegen.

Die Ergebnisse der Experimente zeigen u. a., dass Kinder formale Merkmale in ihrer Korrespondenz zu inhaltlichen Merkmalen beim Filmverstehen zu nutzen vermögen. Kinder richten etwa ihre Aufmerksamkeit selektiv an bestimmten Montageformen wie der Parallelmontage aus. Auch konnte gezeigt werden, dass Kinder bestimmte globale Kohärenzprozesse während der Verarbeitung von narrativen Filmen einsetzen. Darüber hinaus nutzen Kinder filmische Kontexte zur Ausführung von kognitiven Operationen. So unterstützen Ereignisstrukturen räumliche kognitive Operationen, wie die räumliche Perspektivenkoordination. Des weiteren wurde untersucht, ab wann Kinder narrative Filme von anderen Programmformen wie z. B. Werbung unterscheiden können.

Eine weitere Fragestellung bezieht sich auf die kognitiven Prozesse bei der Informationsverarbeitung narrativer Filme erwachsener Rezipienten. Aus unserer Perspektive stellen vor allem narrative Filme mehrschichtige und mehrstufige zeichenhafte Gebilde dar. Im Zuge ihrer Mediensozialisation verinnerlichen Rezipienten dieses Zeichensystem und richten im Informationsverarbeitungsprozess ihre Erwartungen danach aus.

Um insbesondere den online ablaufenden Informationsverarbeitungsprozessen auf die Spur zu kommen, bedienen wir uns einerseits etablierter Methoden aus dem Bereich der Textverarbeitungsforschung, die jedoch auf audiovisuelle Stimulusmaterialien anzupassen waren. Andere Verfahren mußten erst entwickelt werden. Beispiele für die von uns verwendeten laborexperimentell erhobenen Maße sind physiologische Messungen, Clickdetektion, Entscheidungsaufgaben (z. B. sind eingeblendete Ziffern gerade oder ungerade), Schnittdetektion, Erfassung von Leselatenzen von eingeblendeten Sätzen, Antizipation der Geschichte und Bildrekognition.

Beteiligte Wissenschaftler:

Prof. Dr. Gerhild Nieding (Berichtszeitraum: HD am Psych. Institut III); Prof. Dr. Peter Ohler (TU Chemnitz)

Veröffentlichungen:

Nieding, G. Ohler, P. Bodeck, S. & Werchan, A. Werbung im Fernsehen: Experimentelle Methoden zur Erfassung der Verstehensleistung von Kindern. (Eingereicht zur Veröffentlichung),

Töpper, J., Nieding, G. & Ohler, P. "Play it again, Sam": Ein Experiment zur kognitiven Verarbeitung von Emotionen und Musik im Film. Eingereicht zur Veröffentlichung),

Nieding G. & Ohler, P. (in Druck). Laborexperimentelle Methoden. In G. Bente, R. Mangold & P. Vorderer (Hg.). Lehrbuch der Medienpsychologie (Kap. 17). Göttingen: Hogrefe.

Ohler, P. & Nieding, G. (2002). Kognitive Filmpsychologie zwischen 1990 und 2000. In J. Sellmer & H.-J. Wulff (Hg.), Film und Psychologie - nach der kognitiven Phase? (S. 9 - 40). Marburg: Schüren.

Ohler, P. & Nieding, G. (2001). Antizipation und Spieltätigkeit bei der Rezeption narrativer Filme. In J. Frieß, B. Hartmann & E. Müller (Hg.), Nicht allein das Laufbild auf der Leinwand... Strukturen des Films als Erlebnispotentiale (S. 13 - 30). Berlin: Vistas.

Ohler, P. & Nieding, G. (2000). Kognitive Modellierung der Textverarbeitung und der Informationssuche im World Wide Web. In B. Batinic (Hg.), Internet für Psychologen (S. 219 - 240). Göttingen: Hogrefe. 2. vollständig überarbeitete Auflage.

 
 

Hans-Joachim Peter
EMail: vdv12@uni-muenster.de
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Datum: 2004-01-15