Die Entwicklung der kognitiven Filmverarbeitung
Der Schwerpunkt der
Forschungsbemühungen bestand darin zu untersuchen, welche kognitiven Prozesse
während der Rezeption von Spielfilmen bei Kindern und Erwachsenen ablaufen. Zur Erhebung
solcher "Online-Prozesse" wird etwa die visuelle Orientierung von Kindern zu Filmen registriert oder es wird
ein eigens entwickeltes "Bildmaskenverfahren" eingesetzt. Beim Bildmaskenverfahren wird auf den
Fernsehmonitor eine schwarze abdeckende Maske gelegt, wobei eine Ausschnitt, ein Bildfenster, ausgespart
bleibt. Das Bildfenster lässt sich in Echtzeit mittels eines Joysticks bewegen.
Die Ergebnisse der Experimente zeigen u. a., dass Kinder formale Merkmale in ihrer
Korrespondenz zu inhaltlichen Merkmalen beim Filmverstehen zu nutzen vermögen. Kinder
richten etwa ihre Aufmerksamkeit selektiv an bestimmten Montageformen wie der Parallelmontage aus. Auch
konnte gezeigt werden, dass Kinder bestimmte globale Kohärenzprozesse während der
Verarbeitung von narrativen Filmen einsetzen. Darüber hinaus nutzen Kinder filmische Kontexte zur
Ausführung von kognitiven Operationen. So unterstützen Ereignisstrukturen räumliche
kognitive Operationen, wie die räumliche Perspektivenkoordination. Des weiteren wurde untersucht, ab
wann Kinder narrative Filme von anderen Programmformen wie z. B. Werbung unterscheiden
können. Eine weitere Fragestellung bezieht sich auf die kognitiven Prozesse bei der
Informationsverarbeitung narrativer Filme erwachsener Rezipienten. Aus unserer Perspektive stellen vor allem
narrative Filme mehrschichtige und mehrstufige zeichenhafte Gebilde dar. Im Zuge ihrer Mediensozialisation
verinnerlichen Rezipienten dieses Zeichensystem und richten im Informationsverarbeitungsprozess ihre
Erwartungen danach aus.
Um insbesondere den online ablaufenden Informationsverarbeitungsprozessen auf die Spur zu kommen,
bedienen wir uns einerseits etablierter Methoden aus dem Bereich der Textverarbeitungsforschung, die jedoch
auf audiovisuelle Stimulusmaterialien anzupassen waren. Andere Verfahren mußten erst entwickelt
werden. Beispiele für die von uns verwendeten laborexperimentell erhobenen Maße sind
physiologische Messungen, Clickdetektion, Entscheidungsaufgaben (z. B. sind eingeblendete Ziffern
gerade oder ungerade), Schnittdetektion, Erfassung von Leselatenzen von eingeblendeten Sätzen,
Antizipation der Geschichte und Bildrekognition.
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen:
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