Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Forschungsbericht 2001-2002
 
Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft

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Forschungsschwerpunkte 2001 - 2002

Fachbereich 06 - Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften
Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft
Didaktik/Bildungsgangforschung


Komik als Konstituens von Pädagogik und Didaktik

Komik steht keineswegs im Gegensatz zu Pädagogik und Didaktik. Sie ist auch nicht nur ein zufälliges Nebenprodukt pädagogischer Kommunikation. Vielmehr bildet sie einen konstitutiven Bestandteil jeder pädagogischen Beziehung und jeden pädagogischen Bildungsgangs, die nicht scheitern sollen. In den Lebensläufen der Pädagogen, zumal der LehrerInnen, erkennen wir immer wieder, dass diejenigen, die nicht zu Bewegungen der Komik und Ironie imstande sind, leichter 'ausbrennen'. Die Tragodie, die man im eigenen Werdegang sieht oder gar vorhersieht, wird erst aufgrund der in ihr wahrgenommenen Komik und Absurdität bearbeitbar. - In der kleinsten Lehr-Lernsituation bildet paradoxerweise die 'Selbstzufriedenheit' der Lernenden die wichtigste Voraussetzung für ein Ingangkommen des Lernprozesses: dann nämlich, wenn er sich den Kraftaufwand der Selbstverteidigung, der Abwehr und der Verdrängung (gegen das Verlernen alten und das Erlernen neuen Wissens) ersparen und diesen gewissermaßen in ein Lachen ausbrechen und entladen lassen. - Gelingende pädagogische Beziehung erfordert Geist, Witz, Spielraum, Freiheit. Ein wesentliches Mittel, um diesen Raum zu schaffen, stellt jene Komik dar, welche als der Übergang vom Sinn zu Unsinn, neumodisch als 'Dekonstruktion', begriffen wird. Wenn es möglich wird, dass Lehrende und Lernende (zwischen) sich einer gewissen Leere hingeben und ihr gegenseitige Nicht-Verstehen mehr oder weniger aufmerksam teilen, dann können 'komische' Such- und Probebewegungen des Lernens und des Erforschens beginnen ...

Die Zusammensetzung der Forschergruppe legt es darüber hinaus nahe, Komik in seiner interlingualen, internationalen und interkulturellen Dimension zu untersuchen und zu erproben. Dabei kommen wir unter anderem nicht umhin, neben der Ethno- und Soziozentrismus lockernden und befreienden Komik auch nachhaltige Formen tragischer diskriminierender Komik zu bearbeiten ("Was ist der Unterschied zwischen Juden und Türken? - Die Juden haben ES schon hinter sich!" Dieses ES wird unter anderem auf seine gesellschaftlich historisch unterdrückten und libidinal-biographisch ins Unbewusste verdrängten Dynamiken und Topoi hin untersucht.

Beteiligte Wissenschaftler:

J. Cazeneuve (Paris), J. Proulx (Sherbrooke), O. Tarihmen mit einer Gruppe von Gesamtschul-Lehrern sowie einigen Kabarettisten und Sänger

Veröffentlichungen:

Kordes, H.: Comé-Tragédie Interculturelle en 10 Actes et avec 6 Leçons (mit Gebrauchsanweisung für die Lektüre: Dokument erstellt für das Deutsch-Französische Jugendwerk 2001)

Tarihmen, O.: Deukisch - Pragmalinguistische Analyse einer neuen jugendlichen Zwischensprache (Staatsarbeit Münster 2001)

 
 

Hans-Joachim Peter
EMail: vdv12@uni-muenster.de
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Informationskennung: FO06AE11
Datum: 2003-09-08 ---- 2003-09-18