Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Forschungsbericht 2001-2002
 
Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre,
insbes. Controlling

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Forschungsschwerpunkte 2001 - 2002

Fachbereich 04 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbes. Controlling


Unternehmensbewertung und Due Diligence

Unternehmensbewertung und Due Diligence stellen Instrumente der Entscheidungsunterstützung und -validierung im Akquisitionsprozeß dar. Bei einer Analyse der Literatur zur Unternehmensbewertung und zur Due Diligence können jeweilige Forschungsfelder und Schwerpunktsetzungen segmentiert werden. Die Unternehmensbewertung läßt sich dabei als die Lehre von der zieladäquaten Definition des Entscheidungskalküls interpretieren, ist investitions- bzw. finanzierungstheoretisch angelegt und verläßt den Rahmen der Betrachtung bei der abstrakten Festlegung der relevanten Inputfaktoren für die Errechnung des Grenzpreises als Entscheidungswert. Das Unterschreiten dieses Grenzpreises läßt die Akquisition für den Käufer vorteilhaft resp. dessen Überschreiten den Kauf unvorteilhaft erscheinen. Die Veröffentlichungen zur Due Diligence fokussieren demgegenüber die qualitative Analyse des Bewertungsobjektes und diskutieren einzelne Risiken, mitunter Risikokategorien, deren Identifizierung die Qualität der Entscheidung über den Unternehmenskauf sowie den Akquisitionserfolg erhöhen soll. Obgleich die Zielsetzung im Rahmen der Due Diligence von den Autoren nicht explizit formuliert wird, kann diese im Grunde keine andere als die in der Unternehmensbewertung postulierte darstellen. Demnach sollten auch die Handlungsempfehlungen zur Durchführung der Due Diligence an dieser Zielsetzung ausgerichtet sein. Die Literatur hingegen spricht eine andere Sprache, da die Forschungsfelder und Schwerpunktsetzungen nicht in der Weise aufeinander abgestimmt sind, wie dies für eine friktionsfreie Integration von Unternehmensbewertung und Due Diligence zunächst sachgerecht erscheint. Die Fragestellung innerhalb des Forschungsvorhabens lautet demnach, ob und unwieweit eine Harmonisierung der Instrumente der Entscheidungsunterstützung bei Unternehmensakquisitionen anzustreben ist.

Wird der Unternehmenskauf prozeßbezogen betrachtet, stellt die Due Diligence eine relativ scharf abgegrenzte Phase innerhalb dieses Prozesses dar, die Unternehmensbewertung demgegenüber läßt sich prozeßunabhängig charakterisieren. Bezogen auf die Reihenfolge, in der Unternehmensbewertung einerseits und Due Diligence andererseits durchzuführen sind, resultieren hieraus zwei Alternativen. Zum einen kann zunächst die Berechnung des Unternehmenswertes erfolgen, der nachfolgend durch die Ergebnisse der Due Diligence revidiert resp. bestätigt wird; zum anderen kann der Unternehmenswert auf der Basis der Ergebnisse der Due Diligence berechnet werden. Beide Alternativen verlangen wiederum, daß das relevante Ziel bzw. Zielsystem jeweils übereinstimmt und die Vorgaben aus der Unternehmensbewertung hinsichtlich des relevanten Informationsinputs eine kongruente Beachtung und Behandlung erfahren.

Für die Prüfung, inwieweit diese Kongruenz der Informationsinputs gegeben ist, werden die einzelnen Verfahren der Unternehmensbewertung analysiert. Hierbei läßt sich feststellen, daß - abhängig vom Bewertungsverfahren - einige Variablen des Bewertungskalküls nicht Gegenstand der Due Diligence sind bzw. nicht in diesem Zusammenhang diskutiert werden. Ein Beispiel hierfür ist der persönliche Steuersatz des Anteilseigners. Für andere Variablen erfolgt eine kongruente Behandlung bzw. läßt sich diese herstellen. Schließlich werden für die Due Diligence Sachverhalte thematisiert, die keinen oder lediglich sehr losen Zusammenhang zur Unternehmensbewertung erkennen lassen. Ziel der Betrachtung ist, die Verfahren der Unternehmensbewertung prozeßorientiert zu strukturieren sowie die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur Due Diligence sowohl in sachlicher als auch zeitlicher Dimension offenzulegen.

Ein weiterer Schwerpunkt innerhalb des Forschungsprojektes ist auf der Basis der vorangegangenen Erkenntnisse die Entwicklung von Grundsätzen ordnungsmäßiger Due Diligence, die im Verbund mit den Grundsätzen ordnungsmäßiger Unternehmensbewertung (Adolf Moxter) bzw. den Grundsätzen zur Durchführung von Unternehmensbewertungen (IDW) ein System betriebswirtschaftlicher Grundsätze ordnungsmäßigen Unternehmenskaufs bilden. Diese Grundsätze ordnungsmäßiger Due Diligence können zum einen den beteiligten Parteien (Unternehmenskäufer und -verkäufer) als konfliktfreie Verständigung über Art und Umfang der Due Diligence dienen. Zum anderen stellen sie einen Handlungsrahmen für im Akquisitionsprozeß engagierte Dienstleister (Berater und Prüfer) dar.

Beteiligter Wissenschaftler:

Dipl.-Kfm. Joachim Strauch

Veröffentlichungen:

Berens, W.; Brauner, H.U.; Strauch, J. (Hrsg.): Due Diligence bei Unternehmensakquisitionen, 3. Auflage, Stuttgart 2002.

Berens, W.; Strauch, J.: Wertorientierte Unternehmensführung, in: RATIO - Zeitschrift des RKW Baden-Württemberg 2001 (in Vorbereitung).

Berens, W.; Strauch, J.: Stichwort “Due Diligence“, in: Ballwieser, W.; Coenenberg, A.G.; Wysocki, K.v. (Hrsg.): Handwörterbuch der Rechnungslegung und Prüfung (HWRP), 3. Auflage, Enzyklopädie der Betriebswirtschaftslehre Band VIII, Stuttgart 2002, Sp. 578-587.

 
 

Hans-Joachim Peter
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Datum: 2003-09-11