Westfälische Wilhelms-Universität
Münster
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Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbes. Controlling Universitätsstr. 14-16 48143 Münster Direktor: Prof. Dr. Wolfgang Berens |
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Forschungsschwerpunkte 2001 - 2002 Fachbereich 04 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät |
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Marktorientierte Kreditrisikobewertung - Eine empirische Untersuchung mittels Neuronaler Netze
Die Aufgabe des Risiko-Managements bei der Vergabe von Krediten liegt
insbesondere in der Einschätzung des Ausfallrisikos. Zur Quantifizierung wird unter anderem das
Instrument der Bilanzanalyse herangezogen. Kennzahlen und Kennzahlensysteme unterliegen häufig
einem subjektiven Moment. Die Erforschung objektiver Auswertungsmethoden dient somit einem effizienten
Risikomanagement. Das Forschungsprojekt Markorientierte Kreditrisikobewertung untersucht mit
Hilfe eines Neuronalen Netzes die Zusammenhänge zwischen dem Kreditmarkt und
Unternehmensbilanzen. Auf dieser Grundlage kann somit ein objektives Bilanzkennzahlensystem abgeleitet
werden.
Die Gewichtung von Bilanzkennzahlen im Rahmen
einer Bilanzanalyse bzw. eines Kennzahlensystems impliziert in der Regel eine subjektive Entscheidung. Der
Analyst stuft die Bilanzkennzahlen hinsichtlich der zukünftigen Vermögens- und Finanzlage nach
seinem subjektiven Empfinden ein. Somit verstoßen traditionelle Verfahren gegen das
Objektivierungsprinzip. Eine Möglichkeit der objektiven Analyse ist der Aufbau von Künstlichen
Neuronalen Netzen. Die bisherigen Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf den Zusammenhang zwischen
Bilanzkennzahlen und Unternehmensliquidationen. Diese Methoden wurden in der Wissenschaft diskutiert und
in einigen Verfahrensweisen bereits umgesetzt.
Ein weiterer, neuartiger Lösungsansatz
ist dann möglich, falls es gelingt, einen Zusammenhang zwischen einzelnen Kennzahlen und der vom
Kreditmarkt bewerteten Bonitätsprämie (credit spread) herzustellen. Eine mögliche
Interdependenz zwischen Bilanzkennzahlen und Bonitätsprämien spiegelt die vom Kreditmarkt
vorgenommene Gewichtung der Bilanzkennzahlen wider. Dies eröffnet die Möglichkeit einer
objektiven Bilanzanalyse. Gläubiger können sich so bei der Beurteilung von Bilanzen auf die
Einschätzungen des Marktes beziehen und unterliegen keiner subjektiven Entscheidungssituation. Es
handelt sich somit um eine kreditmarktorientierte Bilanzanalyse, welche Unternehmen im Rahmen des
Risiko-Management einsetzten könnten.
Ziel des Projektes ist es, einen Zusammenhang zwischen Bilanzkennzahlen und den vom
Kreditmarkt verlangten Bonitätsprämien (credit spreads) mit Hilfe eines Künstlichen
Neuronalen Netzes nachzuweisen. Hierzu ist es zunächst notwendig, die Renditen von
Unternehmensanleihen hinsichtlich des Risikoaufschlages zu untersuchen. Zum einen durch die Auswahl der
Anleihen (z.B. nur in einem Währungsraum, Anleihen ohne Tilgungsmöglichkeit) und zum anderen
durch die Gegenüberstellung mit einer risikolosen Anleihe läßt sich - wie auch in
anderen
wissenschaftlichen Untersuchungen geschehen - der credit spread aus der effektiven Rendite des
Wertpapiers
herausfiltern. Insgesamt werden unternehmensbezogene Daten, makroökonomische Kennzahlen und
kreditspezifische Ausstattungsmerkmale werden mit Hilfe von Neuronalen Netzen analysierte und die
individuelle Kreditrisikoprämie treffsicher abgeleitet. Beteiligter Wissenschaftler: Veröffentlichungen: |
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