Westfälische Wilhelms-Universität
Münster
|
Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbes. Controlling Universitätsstr. 14-16 48143 Münster Direktor: Prof. Dr. Wolfgang Berens |
Tel. (0251) 83-22017
Fax: (0251) 83-22018 e-mail: Controlling@wiwi.uni-muenster.de www: http://www.wiwi.uni-muenster.de/ctrl |
|
Forschungsschwerpunkte 2001 - 2002 Fachbereich 04 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät |
||||
Creditor Relations als Element der Finanzierungsstrategie mittelständischer Unternehmen
Vor dem Hintergrund einer
fortschreitenden Globalisierung der Märkte, sich stetig verkürzenden Innovationszyklen und immer
differenzierteren Kundenanforderungen sehen sich viele Unternehmen einer deutlich gestiegenen
Umweltkomplexität gegenübergestellt. Diese veränderten Anforderungen bedingen zum einen
tendenziell ein höheres Geschäftsrisiko, zum anderen aber auch zumindest teilweise einen
erhöhten Kapitalbedarf für die Unternehmen. Die Kapitalbeschaffung mittelständischer
Unternehmen in Deutschland erfolgt zu einem großen Teil traditionell über eine Fremdfinanzierung
in Form eines klassischen Bankkredites. Die Vergabe von Bankkrediten unterliegt jedoch von
jeher aus stabilitätspolitischen Gründen einer aufsichtsrechtlichen Regulierung. Demnach
müssen Banken für die Verauslagung von Krediten Eigenkapital als
Sicherheitsreserve vorhalten. Diese aufsichtsrechtlichen Regeln unterliegen derzeit unter dem
Stichwort Basel II einer grundlegenden Novellierung, wonach das vorzuhaltende Eigenkapital viel
stärker als derzeit vom Risikogehalt des Kreditengagements abhängig gemacht werden soll.
Grundlage für die Einschätzung des Risikogehaltes wird in Zukunft ein externes oder internes
Rating des Kreditengagements sein. Im Rahmen dieses Ratingprozesses wird u.a. eine
multikriterielle Einschätzung des Kreditnehmers vorgenommen mit dem Ziel, seine Kreditwürdigkeit
treffend einzuschätzen. Dazu werden in Zukunft nicht ausschließlich finanzielle Kennzahlen
herangezogen, sondern auch Aussagen über die Güte der Managementqualität oder die
Adäquanz von Planungs- und Controllingsystemen miteinbezogen. Insbesondere für
mittelständische Unternehmer bedeutet dies, dass sie eine erheblich höhere Transparenz ihrer
Unternehmenssituation gegenüber der Bank schaffen müssen, um ein gutes Rating zu erhalten.
Ohne ein solches Rating verschlechtern sich die Finanzierungskonditionen bzw. wird gar die Finanzierung
eingestellt. Gegenstand des Forschungsvorhabens soll es nun sein, eine zukunftsgerechte
Finanzierungsstrategie für mittelständische Unternehmen zu erarbeiten. Neben der Erarbeitung
grundlegender Anforderungen soll ein besonderer Fokus auf den Aspekt der Kommunikation mit der Bank
gelegt werden. Das Beziehungsmanagement gegenüber der Bank - hier mit dem Schlagwort Creditor
Relations bezeichnet - wird von einer neuen Offenheit und Transparenz gekennzeichnet sein müssen,
die
in der Praxis bisher insbesondere von Seiten der Kreditgeber vermisst wird. Die hierzu zu überwindenden
Vorbehalte auf Seiten der Unternehmer sollen in einer theoretischen Analyse anhand der Übertragung
von Aspekten des Investor Relations, des Marketing, der Neuen Institutionenökonomik sowie ggfs. der
Spieltheorie untersucht werden. Die in diesen Disziplinen untersuchte Bereitstellung von Informationen bzw.
Interaktion von Individuen vor dem Hintergrund divergierender persönlicher Interessen kann zu Teilen
mit der veränderten Situation zwischen Bank und Kreditkunde verglichen werden, woraus sich
Schlüsse auf ein zu veränderndes Rollenverhalten zwischen diesen Partnern ziehen lassen. Auf
Basis dieser theoretischen Überlegungen soll als Ergebnis die Erarbeitung eines Reporting-Systems
resultieren, welches einem Unternehmen die Erfüllung der durch die Bank gestellten
Informationsanforderungen erlaubt und somit ein maßgebliches Element des Finanzmarketings eines
Unternehmens gegenüber der Bank darstellt.
Beteiligter Wissenschaftler:
|
||||