Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Forschungsbericht 2001-2002
 
Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre,
insbes. Controlling

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48143 Münster
Direktor: Prof. Dr. Wolfgang Berens
 
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Forschungsschwerpunkte 2001 - 2002

Fachbereich 04 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbes. Controlling


Creditor Relations als Element der Finanzierungsstrategie mittelständischer Unternehmen

Vor dem Hintergrund einer fortschreitenden Globalisierung der Märkte, sich stetig verkürzenden Innovationszyklen und immer differenzierteren Kundenanforderungen sehen sich viele Unternehmen einer deutlich gestiegenen Umweltkomplexität gegenübergestellt. Diese veränderten Anforderungen bedingen zum einen tendenziell ein höheres Geschäftsrisiko, zum anderen aber auch zumindest teilweise einen erhöhten Kapitalbedarf für die Unternehmen. Die Kapitalbeschaffung mittelständischer Unternehmen in Deutschland erfolgt zu einem großen Teil traditionell über eine Fremdfinanzierung in Form eines klassischen Bankkredites.

Die Vergabe von Bankkrediten unterliegt jedoch von jeher aus stabilitätspolitischen Gründen einer aufsichtsrechtlichen Regulierung. Demnach müssen Banken für die Verauslagung von Krediten Eigenkapital als “Sicherheitsreserve“ vorhalten. Diese aufsichtsrechtlichen Regeln unterliegen derzeit unter dem Stichwort “Basel II“ einer grundlegenden Novellierung, wonach das vorzuhaltende Eigenkapital viel stärker als derzeit vom Risikogehalt des Kreditengagements abhängig gemacht werden soll. Grundlage für die Einschätzung des Risikogehaltes wird in Zukunft ein externes oder internes Rating des Kreditengagements sein.

Im Rahmen dieses Ratingprozesses wird u.a. eine multikriterielle Einschätzung des Kreditnehmers vorgenommen mit dem Ziel, seine Kreditwürdigkeit treffend einzuschätzen. Dazu werden in Zukunft nicht ausschließlich finanzielle Kennzahlen herangezogen, sondern auch Aussagen über die Güte der Managementqualität oder die Adäquanz von Planungs- und Controllingsystemen miteinbezogen. Insbesondere für mittelständische Unternehmer bedeutet dies, dass sie eine erheblich höhere Transparenz ihrer Unternehmenssituation gegenüber der Bank schaffen müssen, um ein gutes Rating zu erhalten. Ohne ein solches Rating verschlechtern sich die Finanzierungskonditionen bzw. wird gar die Finanzierung eingestellt.

Gegenstand des Forschungsvorhabens soll es nun sein, eine zukunftsgerechte Finanzierungsstrategie für mittelständische Unternehmen zu erarbeiten. Neben der Erarbeitung grundlegender Anforderungen soll ein besonderer Fokus auf den Aspekt der Kommunikation mit der Bank gelegt werden. Das Beziehungsmanagement gegenüber der Bank - hier mit dem Schlagwort Creditor Relations bezeichnet - wird von einer neuen Offenheit und Transparenz gekennzeichnet sein müssen, die in der Praxis bisher insbesondere von Seiten der Kreditgeber vermisst wird. Die hierzu zu überwindenden Vorbehalte auf Seiten der Unternehmer sollen in einer theoretischen Analyse anhand der Übertragung von Aspekten des Investor Relations, des Marketing, der Neuen Institutionenökonomik sowie ggfs. der Spieltheorie untersucht werden. Die in diesen Disziplinen untersuchte Bereitstellung von Informationen bzw. Interaktion von Individuen vor dem Hintergrund divergierender persönlicher Interessen kann zu Teilen mit der veränderten Situation zwischen Bank und Kreditkunde verglichen werden, woraus sich Schlüsse auf ein zu veränderndes Rollenverhalten zwischen diesen Partnern ziehen lassen. Auf Basis dieser theoretischen Überlegungen soll als Ergebnis die Erarbeitung eines Reporting-Systems resultieren, welches einem Unternehmen die Erfüllung der durch die Bank gestellten Informationsanforderungen erlaubt und somit ein maßgebliches Element des Finanzmarketings eines Unternehmens gegenüber der Bank darstellt.

Beteiligter Wissenschaftler:

Dipl.-Kfm. Klaus Segbers

 
 

Hans-Joachim Peter
EMail: vdv12@uni-muenster.de
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Datum: 2003-09-10