Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Forschungsbericht 2001-2002
 
Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre,
insbes. Controlling

Universitätsstr. 14-16
48143 Münster
Direktor: Prof. Dr. Wolfgang Berens
 
Tel. (0251) 83-22017
Fax: (0251) 83-22018
e-mail: Controlling@wiwi.uni-muenster.de
www: http://www.wiwi.uni-muenster.de/ctrl
[Startseite (Rektorat)] [Inhaltsverzeichnis] [vorherige Seite] [nächste Seite]
     

[Pfeile  braun]

Forschungsschwerpunkte 2001 - 2002

Fachbereich 04 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbes. Controlling


Underpricing bei IPOs und Erklärungsansätze für den deutschen Markt

Initial Public Offerings, oder Aktienerstemissionen, stellen schon seit vielen Jahrzehnten ein interessantes Betätigungsfeld sowohl für Praktiker als auch für Wissenschaftler dar. Auf der einen Seite sind hohe Kursgewinne zu erzielen, auf der anderen Seite dürfte es diese nach der Theorie von Fama (1970) über effiziente Märkte eigentlich nicht geben. Nichtsdestotrotz können sich die seit den 80er Jahren des vorletzten Jahrhunderts festgestellten ca. 15% Rendite am ersten Handelstag nicht nur halten, in den letzten zehn Jahren ist diese sogar noch erheblich angestiegen. Demzufolge reagierte die Wissenschaft mit der Aufstellung verschiedenster Erklärungsansätze auf dieses Phänomen.

In drei verschiedenen Feldern helfen diese Konzepte, einen rationalen Hintergrund für die empirisch festgestellten Phänomene herzustellen, zum einen bei sogenannten “Hot-issue-Phasen“, zum zweiten beim als Underpricing bezeichneten Kursgewinn vom Primärmarktpreis zum Sekundärmarktkurs des ersten Handelstages und zum dritten bei der langfristigen Renditeentwicklung im Sekundärmarkt.

Gerade für die Erklärung des Underpricing-Phänomen sind verschiedenste Ansätze hervorgebracht worden. Auf Informationsasymmetrie fußt eine Kategorie, die entweder die Unternehmenseigentümer, die ihre Firma an die Börse bringen, oder die die Emission begleitende Investmentbank, oder schließlich die gut informierten Investoren, die die Emission zeichnen, im Informationsvorteil sehen. Wird das Informationsungleichgewicht nicht durch irgendeine Maßnahme beseitigt, droht im Sinne von Akerlof (1970) der Marktkollaps. Allen Modellen dieser Kategorie liegt jedoch die Annahme zugrunde, dass nach der Emission der wahre Wert der Unternehmung der Öffentlichkeit zumindest sukzessive bekannt wird.

Nun lässt sich aber die finanzwirtschaftliche Aktivität des Börsenganges nicht von der operativen Aktivität des Unternehmens völlig trennen. Es existiert nicht der eine wahre Wert, der ex post allen Beteiligten bekannt wird, sondern nur ein dynamischer, theoretischer Wert, der selbst Einflüssen durch die finanzwirtschaftlichen Aktivitäten unterliegt. Die geplante Arbeit befasst sich nun mit diesem dynamischen, theoretischen Wert und dessen Beeinflussbarkeit im Sinne der Unternehmenseigentümer.

Der Börsengang ist gerade in der nahen Vergangenheit von vielen IPO-Kandidaten dazu genutzt worden, Publicity zu generieren, um damit kostenintensive Werbemaßnahmen zu umgehen. Diese positiven Effekte sollen zunächst theoretisch genauer untersucht werden, um feststellen zu können, für welche Börsenkandidaten es sich tatsächlich ökonomisch lohnt, eine derartige Zielsetzung zu verfolgen.

Anschließend wird umfassend empirisch untersucht, inwieweit dieses Phänomen für den deutschen Markt in Abgrenzung vom amerikanischen Markt festgestellt werden kann, z.B. durch die Steigerung der Nennungen in den Medien. Darüber hinaus soll anderen, z.T. oben genannten Erklärungsansätzen Platz für eine empirische Überprüfung für den deutschen Markt eingeräumt werden.

Letztlich steht zu erwarten, dass durch eine intensive Befassung mit der Thematik sowohl Wissenschaftler vor dem Hintergrund der neuen Erkenntnisse als auch Investoren durch die bessere Einschätzung der zeitlichen und quantitativen Verteilung der Börsengänge profitieren werden.

Beteiligter Wissenschaftler:

Dipl.-Kfm. Pascal Nevries

 
 

Hans-Joachim Peter
EMail: vdv12@uni-muenster.de
HTML-Einrichtung: Izabela Klak
Informationskennung: FO04TA14
Datum: 2003-09-10