Forschungsbericht 1999-2000 | |
Graduiertenkolleg 'Gesellschaftliche Symbolik im Mittelalter' Pferdegasse 3 48143 Münster Tel. (0251) 83-28375 Fax: (0251) 4146919 e-mail: symbol@uni-muenster.de WWW: http://www.uni-muenster.de/GeschichtePhilosophie/Geschichte/Grad Sprecher: Prof. Dr. Nikolaus Staubach | |
Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Graduiertenkollegs Graduiertenkolleg 'Gesellschaftliche Symbolik im Mittelalter' Symbolische, zeremonielle und rituelle Aspekte des Lebens in Mittelalter und Früher Neuzeit | ||||
Graduiertenkolleg Gesellschaftliche Symbolik im Mittelalter
'Symbol' und 'Ritual' sind Zentralkategorien der historischen wie ethnologischen
Kulturanthropologie geworden, weil sie sich zur Erfassung der Regelhaftigkeit und
(verborgenen) Signifikanz von Kommunikations- und Interaktionsprozessen fremder
Gesellschaften besonders gut eignen. Ihre erkenntnistheoretische Problematik liegt jedoch
sowohl in der definitorischen Abgrenzung, etwa von Alltagsgewohnheiten, wie auch in der
Interpretation ihrer Funktion und ihrer Bedeutung. Angesichts dieser Schwierigkeiten bietet sich
das europäische Mittelalter als Paradigma zur Erforschung gesellschaftlicher Symbolik an.
Denn die mittelalterlichen Gesellschaften sind aus der Synthese verschiedener kultureller
Traditionen und Symbolsysteme hervorgegangen, die sich nach Herkunft und
Entwicklungsstand deutlich unterschieden und in Konkurrenz und Interferenz neue
Lebensbedingungen, Verhaltensweisen und Ausdrucksformen ausgebildet haben. Dabei machte
die Pluralität der Kulturen schon früh das Verständnis- und
Übersetzungsproblem virulent und ließ eine Bewußtheit im Umgang mit
formalisierter Kommunikation und eine Sensibilität für die Lesbarkeit der Zeichen
entstehen, die in einfacheren, homogenen Gesellschaften nicht vonnöten war. Zugleich
wurden durch das aus der jüdisch-patristischen Bibelexegese entwickelte System
allegorischer Deutung von Welt, Mensch, Geschichte und Gesellschaft alle Lebensbereiche mit
transzendenter Signifikanz imprägniert, die den Symbolen eine ontologische
Dignität verlieh.
Ziel des Graduiertenkollegs ist es, in einem interdisziplinären Verbund exemplarischer
Forschungsprojekte diese Deutungs- und Bedeutungskultur, die wohl in Teilbereichen
untersucht, aber als solche noch nie thematisiert worden ist, in ihrer Funktion für die
Konstituierung und Evolution der mittelalterlichen Gesellschaft zu erfassen.
Stipendiaten:
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler: |
||||
Hans-Joachim Peter