Untersuchungen zur Schelfeis-Ozean Wechselwirkung sowie zur Sensitivität antarktischer
Schelfeissysteme unter variablen Klimabedingungen mittels numerischer Modellstudien
Etwa die Hälfte des antarktischen Kontinentalschelfs ist durch Schelfeise bedeckt, die
durch ihre Wechselwirkung mit dem Ozean eine besondere Rolle im globalen Klimasystem
einnehmen. Zum einen stellen Schelfeise die Auslaßgebiete des Eisschildes dar. Durch
ihre seitliche Ankopplung an das Festland und durch teilweises Aufliegen auf dem Untergrund
üben Schelfeise einen stabilisierenden Einfluß auf den Eisschild aus und tragen zur
Kontrolle des Inlandeisstandes bei. Eine Erhöhung des basalen Schmelzens kann zur
Verringerung dieser stabilisierenden Einflüsse und zu einem vermehrten Eisabfluß
führen. Auf der anderen Seite stellt die Wechselwirkung mit dem Ozean durch Schmelz-
und Anfrierprozesse eine Quelle für Wärme und Salztransporte dar, die zur
Bildung und Veränderung der Schelfwassermassen in großem Maße
beiträgt. Im Rahmen eines auf drei Jahre angelegten Forschungsprojektes werden die
großräumige Bedeutung der im Schelfeis-Ozean-System ablaufenden
Austauschprozesse und Wechselwirkungen anhand von Simulationsrechnungen untersucht und
sensitive Parameter und Gebiete diagnostiziert. Hierfür wurden die bisher getrennt
voneinander eingesetzten Komponenten dynamisches Schelfeismodell und dreidimensionales
Ozeanmodell zu einem gekoppelten Modellsystem zusammengefaßt und für ein
idealisiertes Schelfeis/Ozean-System mit vereinfachter Geometrie angewendet. Auf dieses
Weise konnte gezeigt werden, daß Schelfeise sehr empfindlich auf veränderte
Schmelz- und Anfrierraten an der Eiskörperbasis reagieren und das gekoppelte System
sich sukzessiv auf die gegenseitigen Veränderungen einstellt. Im weiteren Projektverlauf
sollen Studien für reale Schelfeisgebiete der Antarktis im Hinblick auf sich
verändernde Klimarandbedingungen wie z.B. Atmosphären- oder
Ozeanerwärmung durchgeführt werden. Um insbesondere glaziale Entwicklungen
von Schelfeiskörpern detailliert simulieren zu können, wurden darüber
hinaus umfangreiche Teststudien realisiert, um vor allem grundlegende Prozesse
vollständig beschreiben zu können: das stellenweise Gründen oder
Aufschwimmen des Eiskörpers, die Migration der Aufsetzline zum Inland sowie das
Kalben an der Eisfront. Desweiteren sind Kriterien für eisdynamisch signifikante
Einflußfaktoren (z.B. das Auftreten von Bruch- und Spaltenstrukturen) in ihrer
Auswirkung auf das Fließverhalten des Eiskörper erarbeitet worden, die nun eine
erheblich genauere Beschreibung des Fließregimes von Schelfeiskörpern
ermöglichen. In Kooperation mit dem Institut für Navigation der Universität
Stuttgart wurden ein aus ERS-SAR-Bilddaten interferometrisch abgeleitetes
Fließgeschwindigkeitsfeld für das westantarktische Filchner Schelfeis mit
entsprechenden Ergebnissen einer numerischen Schelfeismodellierung verglichen und ein
einheitliches Bild der Eisdynamik abgeleitet. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen soll eine
direkte methodische Vernetzung dieser beiden unabhängigen Verfahren
(SAR-Interfoerometrie und Schelfeismodellierung) entwickelt werden.
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