Forschungsbericht 1999-2000   
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Fachbereich 08 - Geschichte / Philosophie
Historisches Seminar
Neuere und Neueste Geschichte
 


Zwischen Radikalnationalismus und Menschheitspathos.
Katholiken, Protestanten und die Bewertung der kolonisierten Völker
im Deutschen Kaiserreich (1884-1913)

Das Projekt soll einen Beitrag zur Beantwortung der Frage leisten, ob sich die beiden großen christlichen Konfessionen in Deutschland, Katholizismus und Protestantismus, zu den im späten 19. Jahrhundert entstehenden Radikalformen des Nationalismus in unterschiedlicher Weise verhalten haben. Lange Zeit ist die Forschung davon ausgegangen, daß diese Radikalformen primär von protestantischer Seite unterstützt wurden, während die Katholiken, die seit dem Kulturkampf ohnehin eine ambivalente Haltung gegenüber dem deutschen Nationalismus einnahmen, diesen Phänomenen mit größerer Reserviertheit begegnet seien. Diese Auffassung ist durch neuere Studien zum Antisemitismus in Frage gestellt worden. Der Antisemitismus, ein wichtiges Beispiel für einen radikalisierten, mehr und mehr vom Sozialdarwinismus überwölbten Nationalismus, demonstriere nachdrücklich, so wurde aufzuzeigen versucht, wie sehr sich die Katholiken im zweiten oder dritten Jahrzehnt nach der Reichsgründung bereits auch radikalnationalistischen Positionen angepaßt hätten. Dieser Befund soll anhand eines anderen Feldes für einen potentiellen Radikalnationalismus überprüft werden - anhand des zwischen 1884 und 1914 vom Deutschen Kaiserreich betriebenen Kolonialismus und der Bewertung außereuropäischer Ethnien. Haben Katholiken die kolonisierten Völker und den Herrschaftsanspruch der deutschen Nation über diese Völker signifikant anders definiert als ihre evangelischen Glaubensbrüder, oder sind die in diesem Bereich formulierten Ideen und Einschätzungen kaum unterscheidbar? Welche verschiedenen Positionen hat es möglicherweise innerhalb der Konfessionen gegeben, und wie sind diese zu gewichten? - Vor allem zwei bestimmte Diskursfelder sollen den 'Schwerpunkt' bei der Beantwortung dieser Fragen bilden, zwei Themenbereiche, die förmlich dazu herausforderten, hier Position zu beziehen: zum einen die maximale Annäherung zwischen den Ethnien in der Form von "Mischehen" und "Konkubinaten" sowie in der Erzeugung von "Mischlingen", zum anderen der maximale Antagonismus in Gestalt von Aufständen und deren Niederschlagung. Grundlage der Untersuchung wird die Publizistik sein, die sich in den beiden konfessionellen Teilöffentlichkeiten mit dem Thema der Kolonien und der außereuropäischen Völker befaßt hat. Dabei werden nicht nur textuelle Quellen, also Zeitungen und Zeitschriften, Pamphlete und Reiseberichte, sondern auch visuelle Darstellungen herangezogen.

Drittmittelgeber:

Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Schwerpunktprogramms "Ideen als gesellschaftliche Gestaltungskraft im Europa der Neuzeit - Ansätze zu einer neuen 'Geistesgeschichte'"

Beteiligte Wissenschaftler:

Prof. Dr. Hans-Ulrich Thamer (Leiter), PD Dr. Frank Becker

Veröffentlichungen:

Becker, F.: Konfessionelle Nationsbilder im Deutschen Kaiserreich, in: Heinz-Gerhard Haupt/Dieter Langewiesche (Hgg.), Nation und Religion in der deutschen Geschichte, Frankfurt a.M./New York: Campus 2001 [im Druck].

 
 
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Hans-Joachim Peter
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Datum: 2001-10-17