Forschungsbericht 1999-2000 | |
Historisches Seminar
Domplatz 20-22 48143 Münster Tel. (0251) 83-24320 Fax: (0251) 83-25417 e-mail: johanek @uni-muenster.de WWW: http://www.uni-muenster.de/GeschichtePhilosophie/Geschichte/hist-sem/ Direktor: Prof. Dr. G. Althoff, P. Johanek, F. Kämpfer, H. Keller, U. Pfister, B. Stollberg-Rilinger, H. U. Thamer | |
Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 08 - Geschichte / Philosophie Historisches Seminar Neuere und Neueste Geschichte | ||||
Zwischen Radikalnationalismus und Menschheitspathos.
Das Projekt soll einen Beitrag zur Beantwortung der Frage leisten, ob sich die beiden
großen christlichen Konfessionen in Deutschland, Katholizismus und
Protestantismus, zu den im späten 19. Jahrhundert entstehenden
Radikalformen des Nationalismus in unterschiedlicher Weise verhalten haben. Lange
Zeit ist die Forschung davon ausgegangen, daß diese Radikalformen
primär von protestantischer Seite unterstützt wurden, während die
Katholiken, die seit dem Kulturkampf ohnehin eine ambivalente Haltung
gegenüber dem deutschen Nationalismus einnahmen, diesen Phänomenen
mit größerer Reserviertheit begegnet seien. Diese Auffassung ist durch
neuere Studien zum Antisemitismus in Frage gestellt worden. Der Antisemitismus, ein
wichtiges Beispiel für einen radikalisierten, mehr und mehr vom
Sozialdarwinismus überwölbten Nationalismus, demonstriere
nachdrücklich, so wurde aufzuzeigen versucht, wie sehr sich die Katholiken im
zweiten oder dritten Jahrzehnt nach der Reichsgründung bereits auch
radikalnationalistischen Positionen angepaßt hätten. Dieser Befund soll
anhand eines anderen Feldes für einen potentiellen Radikalnationalismus
überprüft werden - anhand des zwischen 1884 und 1914 vom
Deutschen Kaiserreich betriebenen Kolonialismus und der Bewertung
außereuropäischer Ethnien. Haben Katholiken die kolonisierten
Völker und den Herrschaftsanspruch der deutschen Nation über diese
Völker signifikant anders definiert als ihre evangelischen
Glaubensbrüder, oder sind die in diesem Bereich formulierten Ideen und
Einschätzungen kaum unterscheidbar? Welche verschiedenen Positionen hat es
möglicherweise innerhalb der Konfessionen gegeben, und wie sind diese zu
gewichten? - Vor allem zwei bestimmte Diskursfelder sollen den 'Schwerpunkt'
bei der Beantwortung dieser Fragen bilden, zwei Themenbereiche, die förmlich
dazu herausforderten, hier Position zu beziehen: zum einen die maximale
Annäherung zwischen den Ethnien in der Form von "Mischehen" und
"Konkubinaten" sowie in der Erzeugung von "Mischlingen", zum anderen der maximale
Antagonismus in Gestalt von Aufständen und deren Niederschlagung. Grundlage
der Untersuchung wird die Publizistik sein, die sich in den beiden konfessionellen
Teilöffentlichkeiten mit dem Thema der Kolonien und der
außereuropäischen Völker befaßt hat. Dabei werden nicht nur
textuelle Quellen, also Zeitungen und Zeitschriften, Pamphlete und Reiseberichte,
sondern auch visuelle Darstellungen herangezogen.
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter