Aufklärung, Öffentlichkeit und Geheimnis

Öffentlichkeit und Geheimnis bildeten eine semantische Leitdifferenz des Jahrhunderts der Aufklärung. Dabei scheint es zunächst paradox, dass gerade das Zeitalter der Aufklärung von einer Hochkonjunktur geheimer Assoziationsformen geprägt war. Trotz der Herausbildung einer Vielzahl neuer Kommunikations- und Interaktionsräume, die zu einer allmählichen Auflösung ständischer Strukturen führten, war ständeübergreifende Interaktion jedoch vielfach nur über "paradoxe Kommunikation" (Luhmann) in Form von Geheimhaltung institutionalisierbar. Am Beispiel des Illuminatenordens lässt sich zeigen, wie die von den Jesuiten übernommenen Praktiken der Selbstthematisierung und Diskursivierung letztlich gerade zum Verschwinden des Geheimnisses beitrugen.

Beteiligte Wissenschaftler:

Barbara Stollberg-Rilinger, Marian Füssel

Veröffentlichungen:

Stollberg-Rilinger, B.: Europa im Jahrhundert der Aufklärung, Stuttgart: Reclam 2000 (Universal-Bibliothek 17025)

Dies.: Das Verschwinden des Geheimnisses, in: Klaus Reichert (Hrsg.), Zur Geschichte des Geheimnisses - The History of Secrets (Tagung in Frankfurt/Main, 18.-20. Mai 2000), (im Druck, erscheint vorauss. 2001)

Füssel, M.: Geheimnis und Diskursivierung. Zur Dialektik von Öffentlichkeit und Geheimhaltung im Illuminatenorden, in: Hahn, Kornelia (Hg.), Öffentlichkeit und Offenbarung. Eine interdisziplinäre Mediendiskussion, Konstanz 2001 (im Druck)

Dies.: Strukturelle Homologien und historische Abhängigkeiten zwischen Societas Jesu und Illuminatenorden (erscheint voraussichtlich in der Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 2001)

Dies.: Geschichtsschreibung als Wissenschaft vom Anderen: Michel de Certeau S.J., in: Storia della Storiografia 39 (2001)