Forschungsbericht 1999-2000 | |
Historisches Seminar
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Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 08 - Geschichte / Philosophie Historisches Seminar Neuere und Neueste Geschichte | ||||
Norm und Realität - Der Zölibat in den Herzogtümern Jülich-Berg (Arbeitstitel)
Schon lange existierte das Ideal des zölibatären Priesters in der
christlichen Kirche, seit dem Hochmittelalter war es rechtliche Norm. Die
Realität sah aber anders aus und konkubinarische Kleriker waren keine
Ausnahme. Zwar gab es immer wieder Bestrebungen das Zölibat durchzusetzen,
doch erst mit der Konfessionalisierung wurden sie verstärkt, rückte der
Zölibat in das Zentrum kirchlicher Disziplinierung. Der zölibatäre
katholische Priester bekam eine neue Bedeutung und wurde zu einem Kennzeichen
und einem Abgrenzungsmerkmal der katholischen Kirche gegenüber den
evangelischen. Die Arbeit will die Diffusion der Ideen zu Zölibat und
Priesterehe in obrigkeitliche Normsetzung am Beispiel der Herzogtümer
Jülich-Berg nachzeichnen und mit der Realität in den Kirchengemeinden
des 16. und 17. Jh. kontrastieren. Die Herzogtümer Jülich-Berg
stellen dabei insofern einen Sonderweg dar, weil sie bis weit ins 16. Jh. hinein
eine konfessionell unentschiedene und erasmisch-humanistisch beeinflußte
Position bezogen haben, eine wirklich konfessionalisierende Politik erst im
17. Jh. nach dem Herrscherwechsel festzustellen ist. Dieser
politisch-religiöse Rahmen hatte auch Auswirkungen auf die Frage von
Zölibat bzw. Konkubinat. Kleriker in eheähnlichen Verhältnissen
wurden in den Herzogtümern länger als in anderen sich als katholisch
verstehenden Territorien geduldet. Wieweit dies einerseits auf
erasmisch-humanistische Gedanken oder auch eine reformatorisch beeinflußte
Haltung der Obrigkeit zurückzuführen ist, und wieweit es andererseits die
Entwicklung einer konfessionellen Identität in der Bevölkerung
beeinflußt oder auch gehemmt hat, wird zu untersuchen sein.
Beteiligte Wissenschaftlerin: |
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Hans-Joachim Peter