Forschungsbericht 1999-2000 | |
Psychologisches Institut I Psychologische Diagnostik und Klinische Psychologie Fliednerstr. 21 48143 Münster Tel. (0251) 83-3 41 23 Fax: (0251) 83-3 41 13 e-mail: @psy.uni-muenster.de WWW: http://wwwpsy.uni-muenster.de/inst1.html Direktor: Prof. Dr. Bommert | |
Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 07 - Psychologie und Sportwissenschaft Psychologisches Institut I - Psychologische Diagnostik und Klinische Psychologie Arbeitsbereich Prof. Dr. R. de Jong-Meyer | ||||
Analyse und Veränderung motivationaler
Veränderungen motivationaler Faktoren stehen im Mittelpunkt aktueller
Kurzinterventionen bei Alkoholabhängigen. Durch die eigenen Arbeiten in
diesem Forschungsfeld soll empirisch belegt werden, dass Kurzinterventionen unter
Berücksichtigung aktueller Befunde zu Motivations- und
Selbstregulationsprozessen spezifischer als bisher gestaltet werden können und
dass die bislang im Mittelpunkt von Programmen stehenden alkohol- bzw.
abstinenzbezogenen Ziele ergänzt bzw. ersetzt werden sollten durch die
Förderung von nicht-alkoholbezogenen Zielen in verschiedenen
Lebensbereichen.
Ein Ausgangspunkt der eigenen Projekte war der "Motivational-Structure-Questionnaire
- MSQ" (Cox, Klinger und Blount, 1996), für den zunächst eine
Übersetzung (Cox, Klinger, Fuhrmann und de Jong-Meyer, 1995) und eine Adaptation
für eine Gruppen-Anwendung unter stationären Behandlungsbedingungen (Schroer,
Fuhrmann, de Jong-Meyer & Cox: Zielaktivierung und Zielklärung - ZAK)
entwickelt wurde. Das Verfahren erfasst Ziele in verschiedenen Lebensbereichen, die jeweils bei
Zielannäherung erwarteten affektiven Konsequenzen, die persönliche
Anstrengungsbereitschaft, die Zeitperspektive bei Zielannäherung, die Erfolgserwartung
sowie weitere Indikatoren der Motivationsstruktur. Mit der Erwartung, dass die intensive
Auseinandersetzung mit nicht-trinkbezogenen Zielen eine gute Voraussetzung sowohl für
die Zielannäherung wie - indirekt - für Abstinenz schafft, wurde der
therapeutengeleitete Einsatz der Motivationsstrukturanalyse als Kurz-Intervention bei
Alkoholabhängigen in verschiedenen Entwöhnungsstadien untersucht
(Dissertationsprojekt Schroer, in Kooperation mit der Westfälischen Klinik für
Psychiatrie, Reker, Fuhrmann). Die Patienten wurden in drei Sitzungen angeleitet, sich ihre
aktuellen Ziele imaginierend zu vergegenwärtigen, sie zu präzisieren, affektive
Konsequenzen der Zielverfolgung zu antizipieren, den zeitlichen Rahmen einzugrenzen sowie
weitere zielbezogene Schritte durchzuführen. Außer der
Wirksamkeitsüberprüfung wurden unterschiedliche Selbstregulationskompetenzen
und -defizite mit der nachfolgenden Behandlungsaktivität, dem Trinkverhalten und dem
subjektiven Wohlbefinden der Patienten in Beziehung gesetzt. Als Vergleichsgruppenbedingung
wurde das "Gruppentraining Sozialer Kompetenz" durchgeführt. Die bisher ausgewerteten
Daten von über 120 Patienten belegen eine vergleichbare Effektivität über
die Gesamtgruppe der Patienten. Das vorliegende Manual wurde um Module zur
Zielpriorisierung und zur Förderung der Zielerreichung ergänzt und wird derzeit an
weiteren Stichproben überprüft.
Weiterentwicklungen und Adaptationen der Motivationsstrukturanalyse und darauf aufbauender
Interventionen stehen auch im Mittelpunkt einer Kooperation mit Prof. Cox (Bangor, Wales,
Großbritannien), die seit 1998 durch eine Drittmittelförderung aus dem "Programm
zur Förderung des projektbezogenen Personenaustauschs mit Großbritannien"
(Deutscher Akademischer Austauschdienst DAAD sowie British Council) unterstützt
wird. Als Ergebnisse der Treffen konnten die Indikatoren aus MSQ und ZAK reduziert und
präzisiert sowie die Instruktions- und Auswertungsbögen vereinheitlicht werden.
Layout und Benutzerfreundlichkeit wurden verbessert. Eine computerisierbare
Rückmeldung der Ergebnisse wurde vereinbart. Sowohl in Deutschland wie in
Großbritannien wurde begonnen, das Verfahren in die stationäre bzw. ambulante
Routineversorgung zu implementieren. Eine in der eigenen Arbeitsgruppe entwickelte
Bibliotherapie-Adaptation (de Jong-Meyer, Bruns & Delfs, 1994) soll nach Übersetzung
auch im angelsächsischen Sprachraum erprobt werden. Derzeit werden Auswertungen
vorhandener Daten koordiniert, vor allem im Hinblick auf Beiträge für eine
Monographie (Cox, M. & Klinger, E. (Eds.) Motivating People for Change: A Handbook of
Motivational Counseling. New York: Wiley), in der die therapeutischen Interventionen sowie
die Ergebnisse der Effektivitäts- und Evaluationsstudien zusammenfassend dargestellt
werden sollen.
Neben der Weiterentwicklung klinischer Interventionen sind beide Arbeitsgruppen daran
interessiert, Prozesse der schemageleiteten Informationsaufnahme und verarbeitung mit Indizes
der Motivationsstruktur in Beziehung zu setzen. Hieraus entstand ein Drittmittelantrag im
Schwerpunkt Sucht des 5. Rahmenprogramms Forschung und Technologie der EU. Auch wenn
im ersten Anlauf keine Bewilligung resultierte, wurden koordinierte nationale Vorstudien zum
Thema "Selektive Aufmerksamkeit für alkoholbezogene sowie für zielbezogene
Stimuli" initiiert. Die derzeit laufenden Untersuchungen nutzen das "Emotionale
Stroop-Paradigma" mit oder ohne gleichzeitige Exposition von alkoholbezogenen Hinweisreizen
und vergleichen bei stationär behandelten alkoholabhängigen Patienten
Interferenzeffekte auf alkoholbezogene Worte mit denen auf Worte, die persönlich
relevante Ziele repräsentieren. Es konnte gezeigt werden, dass auch Worte mit Bezug zu
wichtigen persönlichen Zielen die Reaktionszeiten gegenüber neutralen Worten
verlangsamten. Für Alkoholpatienten zu Beginn ihrer Entwöhnung erzeugten
Alkoholworte und Worte mit Bezug zu wichtigen persönlichen Anliegen (insbesondere
den gerade problematisch eingeschätzten) vergleichbare Interferenzen.
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter