Forschungsbericht 1999-2000 | |
Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft
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Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 06 - Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft Theorie- und Sozialgeschichte der Pädagogik | ||||
Bildung und Macht. Historisch-systematische Studien
Die gegenwärtigen - ebenso vielfältigen wie heterogenen und
aufgrund ihrer Komplexität kaum übersehbaren - gesellschaftlichen
Transformationsprozesse, die die derzeitige, geschichtlich gewordene Konstruktion des
Sozialen erheblich verwandeln (Stichworte: Übergangsgesellschaft', 'Wissens-
und Informationsgesellschaft', 'Ende der Arbeitsgesellschaft' und 'learning society',
'Individualisierungs- und Globalisierungsprozesse' etc.), stellen nicht nur einen
veränderten (gesellschaftlichen) Kontext pädagogischen Handelns dar,
sondern verdanken sich selbst einer ebenso tiefgreifenden wie paradoxen
Inanspruchnahme pädagogischen Handelns: während
pädagogisches Handeln zum einen als Ermöglichungsbedingung wie
Kompensationsinstanz gegenwärtiger Veränderungs- und
Intensivierungsprozesse gilt (und - in dieser strukturellen Ambivalenz -
eine zentrale Rolle in der (Re-)Konstruktion des Sozialen zugewiesen bekommt), kann
das Erziehungssystem (gegenwärtig) das für seine Funktionen
benötigte Kapital gerade aufgrund verkürzter Rendite- und
Kapitallaufzeiten nicht (bzw. nur ungenügend) anziehen. Gegenüber einer
solch ambivalenten funktionalen Inanspruchnahme hat das pädagogische System
mithilfe einer eigenständigen Semantik (pädagogischer Fachbegriffe)
immer wieder auf (relativer) Autonomie bestanden; insbesondere im Begriff der
'Bildung' werden gegenwärtig pädagogische Reflexionen gebündelt
und als ebenso kritische wie zuspitzende Reflexionen der diagnostizierbaren
gesellschaftlichen Transformationen in Anschlag gebracht (exemplarisch als
pädagogische Bearbeitung und Aneignung von Wissen und Lernen). Dass aber
der Begriff der Bildung (und sein strukturierendes Konzept) selbst Teil der reflektierten
und kritisierten Prozesse ist, wird dabei - insbesondere in der üblich
gewordenen Gegenüberstellung von Bildung und Macht bzw. Herrschaft -
allzuschnell übersehen. In den anvisierten Studien geht es daher um eine
machttheoretisch justierte Analyse der Idee der Bildung' als eines mehrfach
dimensionierten Gesellschaftprogramms, um auch der kategorialen Verflechtung des
Bildungsbegriffs in den Komplex der 'Steigerungsmechanismen' (Peukert) nachgehen
zu können. Einer solchen 'Genealogie der Bildung' soll in einer
historisch-systematischen Studie diskurstheoretisch (im Rückgriff auf die
Arbeiten Foucaults) exemplarisch zugearbeitet werden, so dass die 'Idee der Bildung'
als zentrales gesellschaftliches Programm im Kontext von differentiellen
Modernisierungsprozessen kritisch rekonstruiert, in ihren (insbesondere für
menschliche Selbstbeschreibungen und Selbstgestaltungen) höchst folgenreichen
Implikationen analysiert und auch grundbegrifflich in erziehungswissenschaftlicher
Theoriebildung reflektiert werden kann. Wichtige Studien konnten während
einer 'fellowship' in 2000/2001 an der KU Leuven / Centrum voor Fundamentele
Pedagogiek erarbeitet werden.
Beteiligter Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter