Forschungsbericht 1999-2000 | |
Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft
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Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 06 - Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft Internationale Bildungsforschung | ||||
Alphabetisierung und Grundbildung in Senegal - zur Konkurrenz und
In der empirisch orientierten bildungswissenschaftlichen Diskussion über
afrikanische Länder wird immer wieder ein durchschnittlich niedriger Lernerfolg
der Kinder festgestellt. Gleichzeitig wird versucht, zu analysieren, inwieweit einerseits
verschiedene Aspekte der "Qualität von Schule und Unterricht" oder aber
andererseits die sozio-kulturellen Herkunftsmilieus der Kinder die beobachtbaren
Lernunterschiede erklären können. Die vorgelegte Pilotstudie untersucht
eine repräsentative Stichprobe von SchülerInnen der vierten und sechsten
Klasse verschiedener öffentlicher und privater (katholischer) moderner Schulen
(Unterrichtssprache: Französisch) in einem teilweise ländlichen, teilweise
kleinstädtishen Arrondissement, ca. 150 km östlich der
Hauptstadt Dakar, und vergleicht ihre Lernerfolge (Lesen, Schreiben, Rechnen,
Verständnis der Operationen) und ihre schulischen und soziokulturellen
Lebensmilieus mit denen von Kindern in "modernen" und traditionellen islamischen
Schulen (privaten "informellen" Schulen; dominierende Unterrichtssprache: Arabisch),
sowie mit denen von Jugendlichen und Erwachsenen in (informellen)
Alphabetisierungskursen in zwei Nationalsprachen. Die Untersuchungsinstrumente
wurden den Unterrichtssprachen der jeweiligen Schulart bzw. den Umgangssprachen
des Herkunftsmilieus angepasst. Die Ergebnisse zeigen ähnliche Niveaus von
Lese- und Schreibfertigkeiten, sowie Textverständnis bei allen Lernergruppen
(Ausnahme: traditionelle Koranschulen), während Rechenfertigkeiten und
-verständnis der SchülerInnen "informeller Schulen" deutlich niedriger
liegen ("Rechnen" spielt im Curriculum dieser Schulen auch eine geringere oder keine
Rolle). Die durchschnittlichen Lernerfoge der SchülerInnen privater
(französischsprachiger, katholischer) Schulen und der öffentlichen
(französischsprachigen) städtischen Schule sind signifikant besser als die
Ergebnisser der ländlichen öffentlichen (französischsprachigen) und
der ländlichen privaten informellen (arabischsprachigen) Schulen. Eine genauere
Berücksichtigung der soziokulturellen Herkunftsmilieus der SchülerInnen
[hierbei insbesondere: die in der Familie gesprochene(n) Sprache(n)] und der
Ergänzung der schulischen Zielsprache (Französisch für die
formalen, Arabisch für die informellen Schulen; nur in den informellen
Alphabetisierungskursen stehen afrikanische Sprachen im Mittelpunkt) durch die mehr
oder weniger intensive Nutzung der afrikanischen Verkehrssprachen durch die Lehrer
(bzw. "dolmetschende" Schüler) zeigt die überragende Bedeutung des
"Faktors Sprache" in der Erklärung von Lernerfolgsunterschieden der
SchülerInnen im Bereich der Grundbildung bzw. der Erst-Alphabetisierung.
Andere Aspekte der Qualität der Schule, der Ausstattung mit
Schulbüchern, der Länge und Qualität der Lehrerbildung, der
ökonomischen Ausgangslage der SchülerInnen rücken in den
Hintergrund. Der innovative Beitrag unserer Studien liegt in unserer kritischen Distanz
zur Validität üblicherweise benutzter Instrumente und statistischer
Analyseverfahren der Schulleistungsforschung und der vergleichenden Einbeziehung
von "informellen Schulen" und Alphabetisierungskursen. Der jüngste, von Frau
Wiegelmann herausgegebene Band enthält Beiträge zu einer breiten
Palette von bildungssoziologischen und -politischen Entwicklungen in Senegal.
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter