Forschungsbericht 1999-2000   
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Fachbereich 05 - Medizinische Fakultät
Institut für Arterioskleroseforschung an der Universität Münster
Hämostase
 


Hämostaseologische Risikofaktoren für arterielle und venöse Thrombosen

Herzinfarkt, plötzlicher Herztod und Schlaganfall sind als Manifestationen arterieller Thrombosen sind die Hauptursachen für Morbidität und Mortalität in den westlichen Industrieländern. In Deutschland verstarben 1997 insgesamt 416.000 Menschen an den Folgen von Krankheiten des Kreislaufsystems, hiervon allein 83.000 an Herzinfarkten und 94.000 an zerebrovaskulären Erkrankungen, was 48% der Gesamttodesfälle des Jahres entsprach. Die jährliche Inzidenz venöser Thrombosen liegt in der Gesamtbevölkerung westlicher Industrieländer bei 0,08-0,12%. Die häufigste schwerwiegende Komplikation einer venösen Thrombose, die Lungenembolie, hat eine jährliche Inzidenz von etwa 50/100.000 in der gesunden amerikanischen Bevölkerung. Bei 60-70% der Lungenembolien kann eine vorausgegangene tiefe Beinvenenthrombose diagnostiziert werden, die damit die häufigste Ursache darstellt. Die Inzidenz von postoperativen Lungenembolien liegt bei etwa 3%, hiervon verlaufen 0,9% tödlich. Arterielle Verschlüsse entstehen beim erwachsenen Menschen überwiegend in arteriosklerotisch verengten Gefäßen. Die Ruptur eines arteriosklerotischen Plaques ist dabei häufigster Auslöser der Thrombosierung. Plasmatische Gerinnungsfaktoren und Thrombozyten sind entscheidend an diesem akuten Ereignis beteiligt. Venöse Thromben haben ihren Ursprung dagegen in Bereichen langsam und turbulent fließenden Blutes, überwiegend in den Beinvenen. Da die initialen Vorgänge der Thrombusentstehung in venösen Gefäßen vor allem auf der gesteigerten Bildung bzw. dem verringerten Abbau von Fibrin beruhen, können prokoagulatorisch wirksame Störungen des plasmatischen Hämostasesystems eine Neigung zur Thromboseentstehung hervorrufen ("Thrombophilie"). Im Vordergrund stehen vor allem Defekte der Gerinnungsinhibition, z. B. dem Antithrombin- oder dem Protein C-System. Daneben gelten aber auch eine verringerte fibrinolytische Funktion und Dysfibrinogenämien, die mit einer verstärkten Fibrinbildung einhergehen, als Risikofaktoren für venöse Thrombosen. Die Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit der Identifizierung hämostaseologischer Risikofaktoren für arterielle und venöse Thrombosen. Hierzu werden umfangreiche klinische Studien durchgeführt. Neben plasmatischen Gerinnungsfaktoren werden dabei u. a. genetische Parameter bestimmt. Primärer Schwerpunkt ist insbesondere die Suche nach labordiagnostischen Parametern mit hohem prädiktivem Wert für die Entstehung von arteriellen bzw. venösen Rethrombosen, mit dem Ziel, betroffenen Patienten bereits frühzeitig eine geeignete Rezidivprophylaxe zu ermöglichen. In Kooperation mit der Klinik und Poliklinik für Pädiatrie wurde in einer multizentrischen Studie nachgewiesen, daß erbliche Risikofaktoren (z. B. erhöhte Lp(a)-Werte, Protein S-, Protein C- und Antithrombinmangel, MTHFR C677T-, Faktor V G1691A-, Prothrombin G20210A-Mutation) eine wesentliche Rolle für die Entwicklung von thrombotischen Ereignissen und Thromboserezidiven im Kindesalter spielen. Diese Faktoren sind ebenfalls mit dem Risiko für ischämische Schlaganfälle im Kindesalter assoziiert. Exogene Risiko- oder Triggerfaktoren sind insbesondere dann von Bedeutung, wenn sie in Verbindung mit einer hereditären Veranlagung auftreten. Dies konnte in einer prospektiven Studie konnte an Kindern und Jugendlichen mit akuter lymphatischer Leukämie prospektiv nachgewiesen werden. Ein signifikanter Zusammenhang zwischen der CRP-Plasmakonzentration und dem Schweregrad atherosklerotischer Gefäßwandveränderungen konnte erstmals bei über 1.000 männlichen Herzinfarktpatienten nachgewiesen werden. In einer weiteren Auswertung konnte ein ähnlicher Zusammenhang zwischen der D-Dimer Konzentration und dem Schweregrad arteriosklerotischer Veränderungen nachgewiesen werden, als Hinweis auf ein primär oder sekundär aktiviertes Gerinnungssystem. Eine Untersuchung zur Fragestellung, inwieweit bei einer Diät zur Behandlung hypertriglyceridämischer Patienten das Hämostasesystem beeinflußt wird, hat ergeben, daß parallel zum Abfall der Serumtriglyzeridwerte zahlreiche Parameter des Hämostasesystems, incl. der Thrombozyten, eine verringerte Aktivität aufweisen. Darüber hinaus konnte in einer weiteren Untersuchung nachgewiesen werden, daß das Hämostasesystem bei einer Ernährung mit Olivenöl Gegensatz zu einer Sonnenblumenöl- oder Rapsöl-basierten Diät ein geringeres prothrombotisches Potential aufweist.

Drittmittelgeber:

LVA Rheinprovinz

Beteiligter Wissenschaftler:

Priv.-Doz. Dr. med. R. Junker

Veröffentlichungen:

Kronenberg, F., E. Kuen, E. Ritz, R. Junker, P. König, G. Kraatz, K. Lhotta, J.F.E. Mann, G.A. Müller, U. Neyer, W. Riegel, P. Riegler, V. Schwenger, A. von Eckardstein: Lipoprotein (a) serum concentrations in mild and moderate renal failure, in: J Am Soc Nephrol, Bd. 11, 2000, S. 105-115

Mauz-Körholz, C., R. Junker, U. Göbel, U. Nowak-Göttl: Prothrombotic risk factors in children with acute lymphoblastic leukemia treated with delayed E. coli asparaginase (COALL-92 and 97 protocols), in: Thromb Haemost, Bd. 83, 2000, S. 840-843

Tataru, M.C., J. Heinrich, R. Junker, H.Schulte, A. von Eckardstein, R. Schönfeld, G. Assmann, E. Köhler: C-reactive protein and the severity of arteriosclerosis in myocardial infarction patients with stable angina pectoris. Eur Heart J 2000;21:1000-1008

Günther, G., R. Junker, R. Sträter, R. Schobess, K. Kurnik, C. Heller, U. Nowak-Göttl: Symptomatic ischaemic stroke in full-term neonates: role of acquired and genetic prothrombotic risk factors, in: Stroke, Bd. 31, 2000, S. 2437-2441

Kosch, A., R. Junker, K. Kurnik, R. Schobess, G. Günther, H.G. Koch, U. Nowak-Göttl: Prothrombotic risk factors in children with spontaneous venous thrombosis and their asymptomatic parents. A family study, in: Thromb Res, Bd. 99, 2000, S. 531-537

Neufeld, M., J.R. Nofer, P. Becker, G. Assmann, R. Junker: High density lipoproteins (HDL) inhibit fibrinogen binding on ADP activated monocytes, in: Blood Coagul Fibrinolysis, Bd. 11, 2000, S. 505-509

Nowak-Göttl, U., B. Sonntag, U. Cirkel, R. Junker, A. von Eckardstein: Association of elevated lipoprotein (a) and small apolipoprotein (a) isoforms with recurrent foetal loss, in: Thromb and Haemost, Bd. 83, 2000, S. 350-351

Heller, C., R. Schobess, K. Kurnik, R. Junker, G. Günther, W. Kreuz, U. Nowak-Göttl: Abdominal venous thrombosis in neonates and infants: Role of prothrombotic risk factors - a multicenter case-control study, in: Br J Haematol, Bd. 111, 2000, S. 534-539

Nofer, J.R., R. Junker, M. Walter, U. Seedorf, G. Assmann, W. Zidek, M. Tepel: Phospholipase A(2) is involved in thapsigargin-induced sodium influx in human lymphocytes. in: Arch of Biochem and Biophys, Bd. 374, 2000, S. 213-221

Nofer, J.R., M. Fobker, G. Höbbel, R. Voss, I. Wolinska, M.Tepel, W. Zidek, R. Junker, U. Seedorf, A. von Eckardstein, G. Assmann, M. Walter: Activation of phosphatidyinositol-specific phospholipase C (PI-PLC) by HDL-associated lysosphingolipids - Involvement in mitogenesis but not in cholesterol efflux, in: Biochemistry, Bd. 39, 2000, S. 15199-15207

Nofer, J.R., R. Junker, U. Seedorf, G. Assmann, W. Zidek, M. Tepel: D609-phosphatidylcholine-specific phospholipase C inhibitor attenuates thapsigargin-induced sodium infflux in human lymphocytes, in: Cell Signal, Bd. 2, 2000, S. 289-26

 
 
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Datum: 2001-07-11